Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear

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dich heute Abend beobachtet, Rotalge, wie du über den Strand gelaufen bist, aus Leibeskräften. Ich weiß, du musst sehr müde sein, aber du hast es nicht gezeigt. Du bist gelaufen wie ein Krieger. Die schrägen Sonnenstrahlen fielen auf dein Gesicht, deine Haare wehten im Wind. Also wirklich du hast hinreißend ausgesehen.«
    Rotalge lächelte verlegen, erhob sich und reichte ihm weiteres Treibholz. Eulenfalter lächelte auch.
    Gegen den Hintergrund des bestirnten Himmels erschien er sehr groß. Kühn griff er nach ihrer Hand.
    Er atmete schnell und flach, als hätte er Todesangst. »Hast du etwas dagegen?« fragte er.
    »Nein, ich habe nichts dagegen.«
    »Ich glaube, wir haben jetzt genug Holz. Sollen wir zurückgehen?«
    »Gut.«
    Hand in Hand gingen sie zurück, und Rotalge vernahm die Geräusche der Nacht mit großer Klarheit.
    Die Wellen rauschten auf den Strand, der Wind pfiff durch die Eichen. Männer und Frauen lachten.
    Niemand schien sich darum zu scheren, dass ein Mädchen, die noch keine Frau war, und ein angesehener Krieger zusammen über den Strand gingen.
    Sie empfand etwas Furcht und warf einen Blick auf Eulenfalter. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
    »Du kannst dir nicht vorstellen«, stieß er hervor, »wie ich all meinen Mut zusammennehmen musste, um heute Abend mit dir Holz sammeln zu gehen. Mir wurde ganz schwach, als ich nur daran dachte.«
    »Warum?«
    »Also, ich wollte Häsling nicht vor den Kopf stoßen, und ich war nicht sicher -«
    »Häsling gehört zu meinem Clan, Eulenfalter. Er ist mein bester Freund. Außer meinem Bruder Teichläufer natürlich.«
    Eulenfalter drückte ihre Hand. »Gut.«
    In einem Gefühl der Ausgelassenheit, wie sie es noch nie kennen gelernt hatte, entfuhr ihr: »Ich bin sehr froh, dass du zum Holzsammeln mitgekommen bist, Eulenfalter.« Sie ging wie auf Wolken.
    Sein Händedruck wurde fester. »Ich auch.«
    Ihre Sandalen quietschen auf dem nassen Sand. Dunkle Wolkenfetzen trieben tief vorüber. Einige Quallen waren angespült worden, und sie gingen vorsichtig um sie herum. Hie und da erspähten sie eine glänzende Kaurimuschel. Bei Tage hätte sie alle aufgesammelt, um daraus eine Halskette zu machen.
    »Eulenfalter, wo sind Teichläufer und Muschelweiß? Ich weiß, dein Vater hat gesagt, es gehe ihnen gut, aber warum sind sie nicht hier? Kommen sie noch?«
    Eulenfalter blieb auf der Stelle stehen. »O Rotalge, das tut mir Leid. Es hat dir also keiner erzählt.«
    Ihre Seelen ertaubten. Sie zwang sich zu atmen. »Was erzählt?«
    Eulenfalter sah sie an. »Das ist eine lange Geschichte. Mein -«
    »Sprich bitte.«
    »Ja, verzeih. Mein Vater, Tauchvogel, lebt. Kupferkopf hält ihn gefangen. Mutter hat das erst nach dem Kampf erfahren, und dann hat sie offenbar den Kopf verloren. Sie packte zusammen und brach zum Dorf des Stehenden Horns auf, noch vor Tagesanbruch -«
    »Und Teichläufer ist mitgegangen?«
    Eulenfalter schüttelte den Kopf. »Nein. Mutter ging allein. Sie wollte nicht, dass Teichläufer mitging.
    Ich glaube, sie sorgt sich zu viel um ihn; sie wusste ja, dass es ein schwieriger Marsch sein würde.«
    »Also wo ist Teichläufer jetzt?«
    »Er ist meiner Mutter nachgerannt. Mein Großvater hat versucht, ihn aufzuhalten, wollte ihn überreden, zur Lagune der Seekuh mitzukommen, aber Teichläufer hat abgelehnt.«
    Rotalge hatte Angst, ihre Herzschläge könnten die Rippen durchbrechen. »Ja, so ist er, das ist seine Art. Dann sind sie also jetzt zusammen?«
    Eulenfalter zögerte, darauf zu antworten. »Ja, bestimmt sind sie das.«
    »Und sie sind auf dem Weg zum Dorf des Stehenden Horns, um deinen Vater zu befreien. Ist das richtig?«
    Er nickte. »Ja.«
    Rotalge ging wieder weiter, zurück zum Feuer, wo Schote und Schwanzfeder sich angeregt unterhielten. Sie verspürte ein flaues Gefühl im Magen. Teichläufer hatte gewusst, dass er dorthin gehen würde; deswegen hatte er Muschelweiß so schnell heiraten wollen. Weil es sein musste. Hatten ihm das die Geister eingeflüstert?
    »Woran denkst du, Rotalge?« fragte Eulenfalter.
    »Wie weit ist das Dorf des Stehenden Horns von hier entfernt, Eulenfalter? Weißt du's?«
    »Von hier? Im Dauerlauf eines Kriegers könnte man es in fünf Tagen schaffen. Vier, wenn man direkt durchlaufen könnte.«
    »Könnte?«
    »Nun ja. Kupferkopf hat überall Trupps auf der Lauer liegen. Es wäre Selbstmord, den Strand entlangzulaufen.«
    »Also müsste ich durch die Bäume schleichen?«
    Eulenfalter blieb stehen und