Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
geflochten, die sein hässliches, eckiges Gesicht einrahmten. Leise lachend widmete er sich wieder seinem Pemmikan.
Er hatte ein paar Hirschdarmstücke gereinigt und sie über Palmenstängel zu seiner Linken gehängt.
Danach hatte er lange Streifen getrockneten Wildfleischs auf ein viereckiges Stück Kalkstein gelegt und das Fleisch mit einem runden Flusskiesel zu Brei geschlagen. In das Fleisch drückte er die Beeren hinein, und so entstand eine klebrige Masse. Schwarzer Regen roch das Aroma, das angereichert war durch den Räucherduft des Fleischs, angenehm säuerlich durch die Beeren, und es roch so appetitlich, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief, obwohl sie gerade erst gegessen hatte.
Biberpfote machte eine leichte Handbewegung. »Hat Kupferkopf denn gesagt, wie der Kampf anfangen soll, zu welcher Tageszeit und -«
»O ja«, antwortete Schwebestern, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen. »Solche Einzelheiten gibt er gern und stolz zum Besten. Er sagt uns nie etwas, was wirklich von Bedeutung ist, aber bei Kleinigkeiten ist er großzügig. Es soll im Morgengrauen losgehen.«
Biberpfote zerquetschte einen Moskito auf seiner Stirn. Weitere sirrten um seine Ohren herum, die durchsichtigen Flügel glänzten im Feuerschein. »Also wenn Muschelweiß im Dorf des Stehenden Horns ankommt?«
»Das hat er gesagt. Muschelweiß und der Blitzjünger.« Schwebestern schaute prüfend auf die Holzschale mit Hirschfett, die vor ihm im Sand stand. Er hatte es vorher geschmolzen, und nun kühlte es ab und wurde fester. Pemmikan musste man mit derbem Talg machen, im Allgemeinen nahm man dazu Hirschfett. Mit weicherem Talg, etwa von Waschbären oder Bären, konnte man es nur verderben.
Wenn man das Fett zu heiß über das Fleisch goss, wurde es ranzig. Genau die richtige Beschaffenheit und die richtige Temperatur waren also nötig; bei einwandfreier Herstellung hielt es sich allerdings viele Sommer lang.
Schwarzer Regen schüttelte sich das lange Haar aus dem Gesicht und sagte: »Also mein Sohn wird bei ihr sein. Arme Muschelweiß. So einen Klotz am Bein hat sie nicht verdient. Sie wird zweifellos seinetwegen sterben.«
Vom Tag seiner Geburt an war Teichläufer für sie eine Last gewesen. Er konnte nicht jagen, nicht kämpfen, nicht einmal gut genug sehen, um zu weben oder Steinwerkzeuge zu schlagen. Wer immer ihn sah, rannte voller Todesangst davon. Nach allem, was Schwarzer Regen wusste, war Teichläufer zu allem unfähig. Das einzig Gute, zu dem der Junge jemals beigetragen hatte - und das nur durch einen Zufall -, war die Bezahlung ihrer Spielschulden gewesen.
Biberpfote schien verletzt. Er schüttelte den Kopf. »Teichläufer ist ein guter, lieber Junge, Schwarzer Regen. Du hast ihn nie richtig kennen gelernt. Er -«
»Ich bin nicht interessiert, Biberpfote«, erwiderte sie gereizt. »Danke Schwester Mond, dass ihn meine Mutter gewollt hat. Als ich ihn nach der Geburt zum ersten Mal sah, da hab ich wirklich vorgehabt, ihn im Wald auszusetzen. Damit ihn die Wildkatzen finden.«
Auf Biberpfotes entsetzten Blick hin meinte Schwebestern: »Vielleicht ist sie verhext. Was glaubst du, Biberpfote? Die menschlichen Seelen von Schwarzer Regen sind doch weggespült worden, und dann ersetzt durch die Seelen von Klapperschlange und Krokodil. Diese blutlosen Seelen, die sie hat - fallen dir dabei nicht diese Biester ein?«
Schwarzer Regen lächelte breit. Aber in diesem Lächeln konnte Schwebestern, wie sie wusste, schon die Verheißung ihrer Rache erkennen.
Biberpfote sah zu Kahlhecht hinüber, der die Unterhaltung einfach ignorierte, und senkte den Kopf.
»Und wie geht der Kampf aus, Schwebestern?« fragte er. »Wird Muschelweiß sterben? Oder Teichläufer?«
»Kupferkopf sagt nie, wie der Kampf enden wird. Nur dass die Blitzvögel aus den Wolken herabstürzen und ihn und seine treuen Anhänger in eine herrliche Welt jenseits der Sterne tragen werden.« Schwebestern schlug weitere Beeren in den Fleischbrei, und das Geräusch war in der stillen Nacht weit zu hören. »Ich glaube nicht, dass Kupferkopf weiß, wie der Kampf enden wird.«
»Dann ist er kein Seelentänzer, sondern ein Schwindler. Den Verdacht hatte ich schon immer«, sagte Schwarzer Regen; sie lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte die langen schönen Beine in das Licht des Feuers.
Natürlich konnten die Männer nicht umhin, sie anzustarren. Schon ihre Haltung war aufreizend. Die vollen Brüste drückten gegen die Tunika,
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