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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Lager aufgeschlagen. Sie brauchten alle Ruhe. Kahlhecht saß neben Schwarzer Regen, gähnend und schon schlaftrunken, und starrte nachdenklich in die Flammen. Die Fläche seines jungen Gesichts spiegelte das Feuer wie ein Wasserspiegel. Schwebestern hockte auf der anderen Seite des Feuers, neben Biberpfote, und machte Pemmikan - eine Mischung aus gedörrtem Hirschfleisch, Pflaumen und Fett.
    »Wie weit ist es noch bis zum Dorf des Stehenden Horns, Schwebestern?« fragte Biberpfote.
    Schwebestern zuckte die Schultern. »Wenn wir Schwarzer Regen davon abhalten können, in jedes Spiel einzusteigen, an dem wir vorbeikommen, vielleicht zwei, drei Tage.«
    Schwarzer Regen lächelte, aber sie war nicht erheitert. Sie kannte Schwebestern seit vielen Sommern, und er besaß nicht einmal die wesentlichen Voraussetzungen eines Mannes. Er war ein Feigling, ein Dieb und ein Lügner - und wie er eine Frau bediente, stand unter dem Motto ›Spring, Stoß und lauf weg‹.
    Sie hatte einen großen Fehler gemacht, und sie hatte nie aufgehört, sich deswegen zu tadeln. Auch ärgerte es sie, dass sie sich jetzt wieder in seiner abstoßenden Gesellschaft befand. Biberpfote würde dafür bezahlen. Als er eine gemeinsame Reise mit Schwebestern erwog, hatte sie sofort Einwände erhoben, aber Biberpfote hatte den Mann dennoch eingeladen mitzukommen - ›damit er uns die kürzesten Pfade weisen kann‹, wie er sagte; sie wolle doch sicher so schnell wie möglich zum großen Muschelspiel kommen? Schwarzer Regen hatte ihn in Verdacht, dass er andere Motive hatte, die sie aber noch nicht kannte. Der arme Biberpfote, seine Familie fehlte ihm sehr, das zeigte sich in jeder Hängefalte seines Kaulquappengesichts. Außerdem sprach er fortwährend von seinen Kindern. ›Der kleine Robbenschwanz hat schon Speerspitzen gemacht, da war er drei Sommer alt‹ oder ›Wenn du denkst, das ist was Besonderes, mein Sohn Robbenschwanz hat gleich mit seinem ersten Speerwurf eine Taube im Flug getroffen, nein wirklich, ich schwör's‹.
    Sie schaute düster zu Kahlhecht hinüber. Auch ein Fehler, ein Riesenfehler. Der Junge war der geborene Langweiler. Kein Gespräch, keine Unterhaltung, und noch weniger Mumm unter der Decke als Schwebestern. Da musste man lange suchen, um einen zu finden, der noch kümmerlicher war.
    Schwarzer Regen war nun so weit, dass sie Kahlhecht verachtete. Wenn man nur wüsste, wie man die loswerden könnte …
    »Wir sind schon so nahe?« fragte Biberpfote. »Das war mir nicht klar.«
    »Oh, es ist nicht weit, wenn du einen guten Führer hast«, erwiderte Schwebestern.
    Eine scharfe Falte schnitt durch die Stirn von Biberpfote. Wie alle anderen Männer am Feuer trug er nur einen Lendenschurz. Der Schweiß tropfte von seinem dicklichen Gesicht und rann ihm über die muskulöse Brust. Er hatte sich das kinnlange Haar mit Yuccaseife gewaschen; es glänzte im Feuerschein. Schwarzer Regen seufzte, schlug nach einer Stechmücke und verzog das Gesicht. Die Frisur stand Biberpfote nicht, sie müsste ihm das einmal sagen; damit wirkten seine kleinen Augen und der kleine runde Mund kümmerlich.
    »Und dieser Kampf mit Muschelweiß?« fragte Biberpfote. »Wann soll der denn sein?«
    »Was weiß ich?« antwortete Schwebestern. »Sobald sie ankommt. Wahrscheinlich kommen wir gleichzeitig an.«
    In den Augen von Biberpfote schien Neugier auf. »Was weißt du von Kupferkopfs Träumen, Schwebestern?« fragte er. »Du redest nie darüber. Hast du Angst, dass er -«
    »O nein«, sagte Schwebestern und lachte in seiner kreischenden Art, »ich fürchte doch Kupferkopfs Rache nicht. Ich weiß einfach sehr wenig über seine Träume. Wollte ich auch nicht wissen. Die sind wirklich zu ausgefallen.« Er konnte nicht widerstehen und blinzelte zu Schwarzer Regen hinüber: »He, Schwarzer Regen! Etwa so ausgefallen wie die Wahnbilder einer Frau, die den ganzen Tag Mondsamenkörner gekaut hat, wie?«
    Anmutig zog sie ihre Brauen hoch.
    Biberpfote aß seine Froschschenkel auf, warf die Knöchelchen ins Feuer und nahm sich eine Hand voll Holunderbeeren. Er warf einen Blick auf Schwarzer Regen und fragte sich stirnrunzelnd, ob das vielleicht ihre heutige Zurückhaltung erklärte. Er schalt sich einen blinden Narren. Sie hatte zwar seit Mittag keine Körner mehr gegessen, aber die rauschhafte Wirkung hielt an, und Schwebestern kannte die Symptome.
    Unter ihrem drohenden Blick verzog Schwebestern den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Er hatte das Haar zu zwei Zöpfen

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