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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Platz waren vier Gruppen mit verschiedenen Spielen beschäftigt: mit Würfeln, Knochen, Stäben und Muscheln. Am Strand liefen Männer Sand aufwirbelnd um die Wette, und die Beobachter setzten auf die Wettläufer.
    »Ich habe dir vieles erzählt«, flüsterte Schwebestern. »Ich würde gern meine Bezahlung sehen. Was hast du mir mitgebracht?«
    Brauterpel beugte sich vor und blickte ihn finster an. Schwebestern grinste und zeigte seine faulenden, gelben Zähne. Sein Gewand war ruß- und fettbeschmiert, und er roch, als hätte er seit einem Mond nicht mehr gebadet. Am liebsten hätte ihm Brauterpel die faulen Zähne eingeschlagen.
    Aber er sagte nur: »Bleib in der Nähe, ich bin vielleicht noch nicht fertig mit dir.« Dann drückte er einen feinen Feuersteinkratzer in Schwebesterns schmutzige Hand.
    Schwebestern ließ ein leises Lachen hören. »Ich werde hier sein. Nächstes Mal bringst du mir Speerspitzen und schöne Decken.«
    »Ich würde an deiner Stelle den Preis nicht zu hoch ansetzen«, flüsterte Brauterpel mit gepresster Stimme, und sein Blick glitt schnell über die Menge ringsherum. »Vielleicht zieht Kupferkopf es vor, dir deine Informationen stückweise aus der Haut zu schneiden, anstatt sie dir abzukaufen.«
    Das hässliche, eckige Gesicht von Schwebestern fiel zusammen. »Nun, sag dem Geistältesten, ich helfe ihm nur zu gern, so sehr ich kann. Auch ohne Belohnung.«
    Brauterpel lächelte. »Du bist klüger, als ich dich im Gedächtnis hatte, Schwebestern.«
    Er erhob sich und schlenderte zur Hütte von Kupferkopf. Schwester Mond hing über ihm wie eine silberne Muschelschale, ihr Gesicht abwechselnd leuchtend und von einer dünnen Wolkenschicht verdeckt. Herbstblätter rissen sich von den Bäumen los und trudelten aufwärts ins Mondlicht wie hochgewirbelte Asche aus einem großen Feuer. Brauterpels Blick hing an Kupferkopf.
    Der Geistälteste stand an den südöstlichen Stützbalken der Hütte gelehnt. Die Furcht einflößende Schildpattpuppe baumelte an einer Schnur von seinem Gürtel. Er hatte sein langes ergrauendes Haar zu einem Zopf geflochten, der ihm über die rechte Schulter hing. Er trug einen schwarzen Lendenschurz und eine Halskette aus kleinen Schneckengehäusen, die auf seiner tief gebräunten Haut sehr weiß wirkten. Die großen dunklen Augen glänzten in seinem ovalen Gesicht, sahen jedoch nicht zu ihm, sondern schienen eher auf einen stämmigen Krieger gerichtet, der am Rand der Plaza umherstreifte.
    Brauterpel blieb vor Kupferkopf stehen und wartete, bis der Älteste auf ihn herabblickte. In diesen Augen war nichts. Absolut nichts. Keine Gefühlsregung. Keine Wärme.
    Nur Leere. Das war alles, was Brauterpel in ihnen sah. »Du hast Recht gehabt, Ältester«, sagte Brauterpel. »Schwebestern hat mir viele Dinge mitgeteilt.«
    Kupferkopfs tiefe Stimme klang noch geisterhafter als sonst, als er fragte: »Hast du ihn über unseren wissbegierigen Gast ausgefragt? Der Mann hat unsere Stellungen gründlich ausgekundschaftet.«
    »Ich habe ihn danach gefragt«, antwortete Brauterpel.
    »Und?«
    Brauterpels Hand senkte sich auf den Dolch am Gürtel. »Schwebestern sagt, er heiße Biberpfote. Er ist der frühere Kommandant vom Kernholz-Clan.«
    »Der frühere?«
    »Ja.« Brauterpel schnaubte verächtlich. »Er hat die Ehe gebrochen, mit der Frau da drüben, die gerade die Knöchelchen schüttelt. Sie -«
    »Schwarzer Regen«, sagte Kupferkopf.
    »Ja.« Brauterpel drehte sich zu der Frau um, und jedes Mal verblüffte ihn ihre außerordentliche Schönheit von neuem. Sie trug eine leuchtend rote Tunika, die ihre schmalen Hüften und die vollen Brüste hervorhob. Glänzend schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. »Kennst du sie?« fragte er.
    Kupferkopf nickte. »Biberpfote hat Ehebruch begangen und wurde von seinem Clan ausgestoßen?«
    »Ja, das hat Schwebestern gesagt. Und auch«, Brauterpel senkte die Stimme, »dass Biberpfote Muschelweiß im Wald getroffen und sich lange mit ihr unterhalten hat. Sie -«
    Kupferkopf bewegte keinen Muskel, aber seine Augen blickten Brauterpel mit einem Mal ins Gesicht.
    »Wann war das?«
    »Heute Morgen. Einen halben Tagesmarsch von hier. Nicht weiter. Ich habe den Verdacht, Geistältester, dass er ein Spion von Muschelweiß ist.«
    »Vielleicht«, sagte Kupferkopf ruhig.
    Brauterpel stellte sich breitbeinig hin und nahm sich zusammen. Trotz der kühlen Brise fing er an zu schwitzen. Das ging ihm immer so, wenn er Kupferkopf ins Gesicht blicken musste;

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