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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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brauchen kein Essen zu machen, nicht aufzuräumen -«
    »Der Gedanke an die Menstruationshütte ist mir zuwider!«
    Die Tränen in ihren Augen waren verschwunden und hatten einer Art Wut Platz gemacht. Eulenfalter lächelte. Wenn das so weiterging, würde sie bald wieder die alte sein.
    »Dann warst du also sehr weise«, meinte er, »als du dich entschlossen hast, eine Kriegerin zu werden, denn Kriegerinnen werden mit einer besonderen Macht ausgestattet, die sie von solchen Pflichten befreit.«
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich habe schon immer vermutet, dass Frauen aus diesem Grund Kriegerinnen werden. Der Tod im Kampf ist dem Aufenthalt in der Menstruationshütte sicherlich vorzuziehen.«
    Eulenfalter unterdrückte sein Grinsen. »Wie auch immer, mir ist das nur recht. Auf Kriegszügen dürfen Männer den Kriegerinnen in die Augen sehen und sie wie normale Menschen behandeln, gleichgültig zu welcher Mondzeit.«
    Rotalge brachte es nun fertig, tief und gleichmäßig einzuatmen. Ungestüm streifte sie eine Hand voll Wolle von einem Kolben. Ein Samenschleier wogte im Kreis um sie herum. Sie stopfte die Wolle in den Beutel.
    Eulenfalter fügte seine Ausbeute hinzu. »Rotalge!« sagte er.
    »Ja?«
    Der schwach schimmernde Feuerschein fiel auf die obere Hälfte ihres Gesichts und hob ihre runden Augen und ihre kleine spitze Nase hervor. Eulenfalter legte ihr eine Hand auf die Wange. »Ich bin sehr froh, dass du eine Frau geworden bist.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Du nicht?«
    »Den ganzen Tag habe ich mir zwischendurch immer wieder gewünscht«, sagte sie mit wehmütigem Lächeln, »wieder ein kleines Mädchen zu sein, nicht weil das einfacher ist - ist es ja nicht -, sondern weil dann klar wäre, was von mir erwartet wird, was ich tun darf und was nicht. Und jetzt weiß ich gar nichts mehr. Ich fühle mich … einfach überrumpelt. Und einsam, Eulenfalter. Mir fehlt meine Familie.« Ihr brach die Stimme. Hastig band sie den Beutel zu und warf ihn über die Schulter. Dann blickte sie über den Sumpf auf das kleine Lagerfeuer. »Meine Großmutter«, flüsterte sie, »die vor allem. Und Teichläufer.«
    »Wir werden Teichläufer bald sehen, Rotalge. Sie sind höchstens einen Tag weit von uns entfernt, und meine Mutter ist verletzt. Also kommen sie nur langsam voran.«
    Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um. »Deine Mutter! Also daher das Blut -«
    »Ja, ich glaube, sie wurde am Kopf verwundet.«
    Rotalge ergriff seine Hand. »O Eulenfalter, glaubst du, es geht ihr gut?«
    »Gut genug, dass sie gehen kann. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Sie starrten sich an, und für eine Weile schien es, als hielten sie beide den Atem an. Im Teich spiegelte sich der Feuerschein, der auch in Rotalges dunklen Augen aufglänzte. Der Geruch des feuchten Grases und der nassen Erde, vermischt mit dem schwachen Duft ihres Yucca-Shampoos, hüllte ihn ein.
    Eulenfalter blieb so lange reglos stehen, dass er glaubte, über dem Boden zu schweben.
    »Rotalge?« Er holte tief Luft und schloss die Augen, sich durchaus bewusst, dass ihr Blick die ganze Zeit auf ihm ruhte. Seine Gefühle stiegen auf und nieder wie spielende Falken, und sie erschreckten ihn. Sie wühlten ihn mit einer Heftigkeit auf, die er noch nie erlebt hatte. Er sagte sich, das komme wohl von den aufregenden Ereignissen des Tages, der Entdeckung der Lagerstatt, der Rekonstruktion des stattgefundenen Kampfes, der Erkenntnis, dass seine Mutter verwundet worden war. Und wie Häsling erregt ins Lager gelaufen kam, und schließlich, dass Rotalge zur Frau geworden war. In den letzten Zeithänden hatte es ja nur noch eine Aufregung nach der andern gegeben. Sollte er nicht lieber noch etwas damit warten? Bis sich alles in ihm gesetzt hatte und er wieder richtig denken konnte? Er war sicher, dass seine Mutter ihm raten würde zu warten.
    Als ob seine Seelen eben das befürchteten, beeilte sich sein Mund zu sagen: »Rotalge, wenn wir das heil überstehen, möchte ich deine Großmutter fragen, ob ich um dich werben darf. Ich -«
    Er brachte es nicht über sich, den Satz zu beenden.
    Rotalge stand da wie erstarrt; dann sprang sie auf ihn zu und schlang ihre Arme mit einer solchen Wucht um seinen Nacken, dass er rückwärts taumelte und beinahe ins Wasser gefallen wäre.
    Als sie sagte »O Eulenfalter, das würde mir sehr gefallen«, lachten sie beide.
    Leichtfüßig eilte Biberpfote durch den schattigen Wald, der das Dorf des Stehenden Horns umgab.
    Überall verstreut standen Hütten, und es wimmelte

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