Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
schönen Gesichts trafen sie wie Schläge.
Kupferkopf kniete neben ihr nieder. Er sagte kein Wort. Sein forschender Blick tastete sie ab, als wollte er jede Einzelheit ihres Gesichts und ihres Körpers mit dem Bild in seiner Erinnerung vergleichen. Ein unheimliches Licht glomm in seinen dunklen Augen.
Mit sanfter Stimme befahl er: »Bringt sie in meine Hütte.«
Leise wie eine Maus schlich Häsling vorwärts und setzte seine Füße sehr behutsam auf, damit keine Zweige knackten und kein erschrecktes Nachttier durch seine Flucht die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Er lud sein Atlatl mit einem Speer und lauschte angespannt auf die Stimmen, die von der Lichtung vor ihm herüberhallten. Laute Stimmen. Voller Wut. Eulenfalter hatte sie als Erster gehört und vorgeschlagen, sich der Lichtung von zwei Seiten zu nähern. Als Häsling sich durch ein dichtes Lianengestrüpp zwängte, kam die Wiese in Sicht, und er sah ein weißes Gesicht, geisterhaft weiß.
Nein. O nein!
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hörte ersticktes Schluchzen und musste sich beherrschen, um nicht vorzustürmen.
Teichläufer kniete im Gras, das Gesicht tränenüberströmt. Vier Krieger standen um ihn herum, breitbeinig, Dolche in der Hand. Sie schienen zu Tode erschreckt.
»Ich glaub das nicht«, sagte ein Krieger, der nicht viel älter als Häsling war. Er trug ein Stirnband, um sich die schulterlangen Haare aus dem Gesicht zu halten. »Kupferkopf hat uns gesagt, der Blitzjünger sei in der Nähe, aber ich hätte niemals -«
»Halt den Mund, Wespe«, knurrte der hoch gewachsene, hagere Mann neben ihm. »Möwenflügel und Wolkenfisch, ihr bindet ihm die Hände. Wespe und ich durchsuchen seine Beutel, dann bringen wir ihn zurück.«
»Ja, Brauterpel.«
Die zwei Krieger, offenbar Möwenflügel und Wolkenfisch, rissen Teichläufers Hände hoch und fesselten sie mit einer Schnur. Sie waren etwa gleichaltrig, zweimal zehn und zwei oder drei Sommer alt, und hatten sich das Haar auf Kinnlänge geschnitten; aber Möwenflügel war der kräftigere von beiden, mit breiten Schultern und langen muskulösen Beinen. Im Vergleich zu ihm war Wolkenfisch schmächtig, mit einem Mondgesicht und einer platten Nase. Teichläufer leistete keinen Widerstand.
Häsling ging auf die Knie und kroch näher heran, gedeckt durch ein dorniges Rosengestrüpp.
Hagebutten hingen an den Stängeln und verbreiteten einen süßen Duft. Von hier aus konnte er Teichläufer besser sehen. Sein Freund saß reglos da, wie betäubt von seiner Niederlage, mit einem Ausdruck, als hätte er alles in der Welt verloren, was von Bedeutung gewesen war. Häsling runzelte die Stirn. Er hatte Teichläufer schon einmal so erlebt - an dem Tag, als Teichläufers Großvater gestorben war. Der alte Mann hatte Teichläufer aufgezogen, war ihm mehr gewesen als sein Vater, und dieser Verlust hatte seine Seelen ins Taumeln gebracht.
Häsling setzte sich wieder. Wo ist Muschelweiß? Sie müsste hier sein, und wenn sie nicht hier ist, dann
…
Häsling schloss einen schmerzerfüllten Moment lang die Augen.
Tot?
Er litt mit seinem Freund.
Wespe und der andere Krieger leerten Teichläufers Beutel auf dem Gras aus und untersuchten den Inhalt. Teichläufer hob das Kinn und sah gespannt zum Nachthimmel empor, als betete er zu Schwester Mond.
Der hagere Brauterpel fluchte und richtete sich auf. Wütend trat er nach den Sachen aus den Beuteln und kickte die Vorräte, Holzschalen und Kalebassen über die Lichtung.
Brauterpel beugte sich zu Teichläufer hinab und sagte: »Komm mit, Blitzjünger. Dein Tod erwartet dich. Wir sind nur seine Boten.«
Er packte Teichläufer am Arm und zerrte ihn auf die Beine. Aus schierer Bösartigkeit drehte er ihm den Arm um und drückte ihn auf Teichläufers Rücken brutal nach oben. Teichläufer, mit weißem Gesicht, stand reglos da.
»Willst wohl den tapferen Jungen spielen, wie?« fragte Brauterpel. »Mal sehen, wie lange du das unter Kupferkopfs Folter durchhältst. Er hat sehr überzeugende Methoden -«
Dem Zischen folgte das knackende Geräusch eines brechenden Knochens, und Brauterpel kreischte auf und schwankte. Mit großen Augen starrte er ungläubig auf den blutigen Speer, der in seinen Rippen stak. Ein Winsellaut des Entsetzens entrang sich seinem Mund. Er rannte drei Schritte weit, bevor er fiel.
Die anderen Krieger flohen auseinander und sprangen in Deckung. Wespe jaulte auf, als ein Speer ihm die Brust durchbohrte. Er stolperte seitwärts, fiel zu Boden,
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