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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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miteinander sprachen und sich zärtlich berührten. Danach kam sie zu dem Uferabschnitt, auf dem Wettrennen stattfanden. Zwei Männer rannten in ihre Richtung; unter ihren bloßen Füßen flog der Sand hoch. Zuschauer drängten sich an der in den Sand gezogenen Ziellinie und jubelten, als der Sieger darüber lief. Sie sah, wie Wetteinsätze den Besitzer wechselten, wie die Wetten bezahlt wurden.
    Dann…
    Dann sah sie die Ratshütte. Sie stand allein an der nördlichen Grenze vor einer Reihe von Bäumen.
    Vier Posten mit Speeren neben sich hockten in der Nähe und waren in ein Würfelspiel vertieft. Eine Holzschale mit gekochten Muscheln stand in ihrer Mitte. Während ein Spieler die Würfel warf, öffneten die anderen Muscheln, aßen sie und warfen die Schalen auf einen wachsenden Haufen.
    Sie schwamm näher an die Hütte heran; das Blut schoss ihr heiß durch die Adern. Dort, mitten in der Hütte, lag Tauchvogel. Wie sehnte sie sich danach, zu ihm zu stürmen, die Fesseln zu durchschneiden und notfalls gegen die ganze Welt zu kämpfen, um ihn zu befreien. In den vielen Sommern, die sie sich nun schon kannten, hatte Tauchvogel ihr nie etwas anderes als Güte und Liebe erwiesen, und Dutzende von Malen hatte er für ihre Sicherheit sein Leben aufs Spiel gesetzt. Die Seelen von Muschelweiß wanden sich vor Schmerz. Je länger sie auf seine eiternden Wunden starrte, umso feuriger brannte die Wut in ihr - die Wut, dass Kupferkopf seinen Hass auf sie an einem Unschuldigen ausließ, die Wut, dass er Tauchvogel benutzte, um ihre Rückkehr zu erzwingen.
    Tauchvogel rührte sich und wälzte sich auf den Rücken. Er trug ein schönes Gewand mit einem blauen Blitz auf dem Brustteil. Sie betrachtete ihn aufmerksam, seine Füße, seine Hände, sein Gesicht.
    Äußerlich schien er in einer nicht allzu schlechten Verfassung. Wenn er keine inneren Verletzungen hatte, war er sicher imstande zu gehen.
    Aber wiegelange ich nur zu ihm? Es sind so viele Leute in der Nähe!
    Sie brauchte wirklich die Hilfe von Biberpfote. Konnte sie mit ihm rechnen? War er überhaupt da? Sie hatte ihn nicht gesehen, aber da drängten sich so viele im Dorf, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Biberpfote konnte durchaus hier sein, obwohl sie ihn nicht sah.
    Sie riss sich von Tauchvogel los und schwamm nach Norden. Da wuchsen die Bäume fast bis zum Uferrand. Kiefernzapfen und Eicheln lagen verstreut auf dem Sand.
    Im Wald jenseits der Dorfgrenze waren nun viele Lager aufgeschlagen. Der organgefarbene Schein der Feuer warf Schatten, die durch die Eichen, Kiefern und blühenden Hartriegel fielen. Bei so vielen Fremden im Dorf würde man sie nicht unbedingt erkennen. Allerdings hatte Kupferkopf seinen Wachen zweifellos eröffnet, dass sie gut daran täten, Muschelweiß zu identifizieren. Jeder Krieger im Dorf würde um sein Leben fürchten und sich das Gesicht jeder Frau ihres Alters, die im Dorf herumlief, mehrmals ganz genau ansehen.
    Sehr vorsichtig glitt sie auf dem Bauch so nahe wie möglich an den Strand heran.
    Eine dicke Gewitterwolke schob sich vor Schwester Mond, und plötzlich lag das ganze Ufer im Dunkel. Muschelweiß ließ die Maske ins Wasser fallen und hob den Kopf über Wasser. Sie band das Atemrohr los und erhob sich wie selbstverständlich.
    Das Rohr band sie an den Gürtel und summte fröhlich vor sich hin, als sie den Haarknoten löste und den Zopf aufflocht. Sie schüttelte das Haar frei, so dass es ihr Gesicht teilweise verdeckte, und betete, dass der Pfad, zu dem sie jetzt strebte, noch bestand.
    Als sie durch die schwankenden Schatten der vielen Feuer schritt, kam sie an mehreren behelfsmäßig aufgestellten Festtagshütten vorbei, die eigens für die Feier errichtet und leicht wieder abzureißen waren. Dünne Stämmchen stützten unbearbeitete, leichtgewichtige Dächer aus Palmwedeln. Diese Hütten waren vorwiegend von Frauen und Kindern bevölkert, nur hie und da sah man ein paar Männer. Die Bratendüfte von Pelikan, Opossum und Eichhörnchen machten ihr den Mund wässrig.
    Ein kleiner Junge setzte sich aufrecht hin, als er sie sah, musterte sie genau und schrie: »Warum bist du in deiner Tunika geschwommen? Ist das Wasser so kalt?«
    »O ja, sehr kalt«, antwortete sie lächelnd. »Ich glaube, da hinten braut sich ein Sturm zusammen, und der hat das Wasser abgekühlt. Ist die Schildkröte in deiner Schale gut?«
    Der Junge schrie grinsend: »Ja.« Er riss ein Stück von dem saftigen Fleisch ab, stopfte es sich in den Mund

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