Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
und gebrüllt, sie solle weggehen!« Er zog eine Gräte aus seinem Fisch und schob sie an die Seite der Schale. »Ich hoffe, Teichläufer ist nicht gemein.«
    »Wenn er's wäre, dann nicht mehr lange. Nicht, wenn er deine Mutter heiratet. Das würde er nicht wagen.«
    Vor vielen Sommern hatte Schote es aufgegeben, ein Bündnis mit dem Kernholz-Clan zu erreichen.
    Sie waren zu reich und hatten zu viel Macht, um sich für irgendeine Frau vom Windeck-Clan zu interessieren. Doch vor zwei Abenden war plötzlich Schwarzer Regen in Schotes Hütte aufgetaucht.
    Mit einem Angebot: Teichläufer hatte sich noch kein Weib genommen. Wäre Muschelweiß vielleicht an ihm interessiert?
    Schote traute seinen Ohren nicht. Im Umkreis von dreimal zehn Tagesmärschen hatte jedermann von Teichläufer gehört.
    »Du bist eine Ausgestoßene - und du könntest das trotzdem in die Wege leiten?« hatte er gefragt.
    Schwarzer Regen hatte gelächelt. »Kann ich. Hat allerdings seinen Preis. Ich habe ein paar Spielschulden, verstehst du?«
    Schote murmelte vor sich hin, es war aber nicht für Stacheljunge bestimmt. »Ich müsste gar nicht an so eine Heirat denken, wenn Kupferkopf noch Seelen hätte. Aber -«
    »Was?« Stacheljunge fuhr herum und starrte Schote an. Ein Stück Katzenfischhaut hing ihm an der Nase. »Du meinst - Kupferkopf hat keine Seelen?«
    »Bestimmt keine. Er ist seelenlos und auch so herzlos wie der tote Fisch in deiner Schale.«
    Stacheljunge blickte in seine Schale und wieder auf Schote.
    »Seit wann hat er keine Seelen mehr?«
    »Seit wann?«
    »Ja. Wann sind ihm seine Seelen weggeflogen?«
    Der starke Regen hatte sich zu einem dunstigen Nieselregen abgeschwächt, der leise aufs Dach trommelte und die Bodenmatten benetzte, wenn Windböen hereinwehten. Schote zog den Saum seiner Tunika enger um sich.
    »Nun ja«, sagte Schote, »deine Mutter würde dir wahrscheinlich erzählen, dass Kupferkopf sowieso niemals Seelen besaß. Aber ich glaube, es geschah vor zwei Sommern. Erinnerst du dich noch an den Traum, den Kupferkopf hatte? Vielleicht nicht, du warst noch sehr jung. Es geschah kurz vor dem Feiertag der Sonnenmutter. Denn von diesem Tag an hat er sich gebärdet wie ein tollwütiger Puma, der nach allem schnappt, was er sieht. Aber ich glaube nicht, dass seine Seelen einfach so weggeflogen sind wie Sperlinge. Nein, wirklich nicht.«
    Stacheljunge setzte seine Schale ab, streckte sich auf der Matte aus und legte seinen Kopf in Schotes Schoß. Der Schlaf zupfte schon an seinen Lidern. »Und was ist wirklich mit ihnen geschehen?«
    Schote flüsterte: »Ich glaube, die Blitzvögel stürzten auf ihn herab und sprengten ihm die Seelen aus seinem Körper heraus.«
    »Warum? Als Strafe?«
    »Ganz bestimmt. Wenn du die Welt erschaffen hättest, was würdest du denn machen mit so einem Menschlein, das einfach den Tag des Weltuntergangs schon zu kennen behauptet? Das ist eine Anmaßung, die ihm nicht zusteht.«
    Stacheljunge gähnte herzhaft. »Ich hasse Kupferkopf«, murmelte er und kuschelte sich in Schotes Arm, der sich über ihn beugte, um die Kapuze über dem Gesicht zum Schutz gegen den eisigen Wind zurechtzurücken.
    Kupferkopfs Traum … Die reisenden Händler hatten überall davon erzählt.
    In der Zeit vor der Welt existierten nur Sturmbläser und die Blitzvögel. Eines Tages legte dann das Blitzvogelweibchen ein Donnerei in Sturmbläsers Auge und machte sich mit ihrem Männchen davon, um von einem Ende der großen Winde aus zuzusehen, was geschehen würde. Als das Donnerei sich selbst ausgebrütet hatte, wirbelte eine blaue Welt heraus, und Sturmbläser war halb tot vor Schrecken.
    Er war wild vor Wut. Er versuchte, die Welt in Stücke zu hauen. Die Blitzvögel setzten sich zusammen und besprachen, ob sie versuchen sollten, diese Welt zu retten, oder nicht. Das Männchen verspürte dazu nicht die geringste Lust, wohl aber das Weibchen. Schließlich erschufen sie die Vier Leuchtenden Adler, postierten sie an den vier Ecken des Himmels und wiesen sie an, Sturmbläsers Arme und Beine niederzuhalten, so dass er sich nicht mehr rühren konnte. Hie und da gelang es nun Sturmbläser, sich aufzusetzen, und dann tobte ein großer Wirbelsturm über die Küsten, setzte ganze Wälder in Brand und tötete Dutzende von Menschen. Wären aber die Adler tot, wäre die Verheerung noch viel größer.
    Schote lächelte resigniert. Die Adler hatten seither die Winde der Zerstörung gehorsam in Bann gehalten. Aber die großen Seelentänzer, wie

Weitere Kostenlose Bücher