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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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nicht älter als zweimal zehn Sommer; er hielt die Fackel hoch. Er ging so nahe an ihm vorbei, dass Tauchvogel seinen Schweiß riechen konnte. Ihm folgten zwei Männer, die leise über einen Scherz lachten; sie gingen mit ihrem Führer über eine Wegbiegung und verschwanden hinter Bäumen.
    Die Stimmen verklangen. Der hüpfende goldene Schein zeigte nach dem Abbiegen ihren weiteren Weg nach Norden an.
    Waren da noch andere?
    Er lauschte.
    Ziegenmelker riefen über die Wälder im Zwielicht, und dann horte Tauchvogel den klagenden Ton eines Muschelhorns in der Ferne. Drei kurze Töne: Wo seid ihr? Zwei lange Töne gaben Antwort: Hier. Dann zwei kurze Töne und ein langer Ton: Wir schlagen jetzt unser Lager auf.
    Hoffnung erfüllte ihn; er atmete schneller und benetzte seine aufgesprungenen Lippen. Es könnte Muschelweiß sein. Vielleicht war einer seiner Krieger entkommen und nach Hause gelaufen …
    Er kämpfte gegen seine Verwirrung an. War das überhaupt möglich? So schnell? Wie weit war dieses Zuhause entfernt? Er wusste nicht, wo er war, geschweige denn, wo Windeck-Dorf sich befand. Er dachte angestrengt nach. Die Sonnenmutter war rechts von ihm untergegangen, das hieß, dass genau vor ihm Süden sein musste. Er versuchte, sich seinen gewundenen Weg durch den Wald während der letzten zwei Tage ins Gedächtnis zu rufen. Windeck-Dorf konnte nicht weiter als einen halben Tageslauf in südöstlicher Richtung entfernt sein. Oder doch? Nein, nein, er war ganz sicher.
    Es könnte tatsächlich Muschelweiß sein.
    Zitternd zog er sich auf die Knie hoch und atmete tief ein.
    Der Wald rings um ihn war totenstill.
    Die Wucht des Speers ließ Tauchvogel nach hinten taumeln, die Beine flogen unter ihm weg, als er am Boden aufschlug.
    Ein Krieger sprang aus dem ziehenden Dunst hoch, und sein schriller Kriegsschrei durchschnitt die Nacht. Der junge Mann setzte über den gefallenen Stamm und stand vor Tauchvogel, den Speer in der erhobenen Hand. Eine wild schwingende Fackel tauchte hinter ihm auf und warf seinen Schatten gegen die Bäume, so dass er einem tanzenden Giganten glich.
    »Alter Narr!« höhnte der Krieger. »Glaubst du, wir hätten auf dem Pfad nicht gesehen, wo du deinen linken Fuß nachgezogen hast? Wir haben nur darauf gewartet, dass du dich zeigst!«

    Was macht sie da draußen?« fragte Stacheljunge. Schote tätschelte das Bäckchen seines sechs Sommer alten Enkels und ließ seine Augen zu Muschelweiß schweifen, die allein am Strand stand. »Sie wartet auf deinen Vater.«
    Das Abenddunkel vertiefte sich und durchscheinende Regenschleier wehten über den Ozean heran; die dünnen Schatten der Eichen und Gebüsche verschmolzen allmählich mit der Nacht. Eine unirdische Stille herrschte über dem Land, nur unterbrochen vom Sirren der Moskitos, dem Gemurmel der Leute, die ihr Abendessen bereiteten, und dem sanften Geprassel des Regens.
    Schote reichte Stacheljunge die Essensschale. Dampf vom gebratenen Katzenfisch stieg dem Jungen kitzelnd in die Stupsnase. Stacheljunge lächelte. Mit seinem runden Gesicht und den hellbraunen Augen sah er seinem Vater Tauchvogel sehr ähnlich. Er trug ein hellbraunes loses Gewand, das ihm gerade bis über die Hüften ging. Ein dünnes Stirnband hielt ihm die widerspenstigen schwarzen Haare aus den Augen.
    »Der Fisch ist sehr heiß, Stacheljunge«, meinte Schote. »Probier erst, bevor du ihn in den Mund nimmst.«
    »Ich blase drauf, Großvater.« Stacheljunge hob die Schale und blies auf den Fisch, um ihn abzukühlen.« Isst Mutter nicht mit uns?«
    »Nein, ich … ich glaube nicht.«
    Schote ließ seine Schale auf der Matte stehen, damit sie von selbst abkühlte. Der Feuerschein flackerte über seine Schutzhütte. Sie war offen, bestand nur aus vier in den Boden gerammten Kiefernstangen, drei Körperlängen breit und vier tief, mit einem Dach aus Palmwedeln. Aufgerollte Schnüre und Fischernetze waren an Zapfen befestigt, und Stoffsäcke hingen von den Dachstangen. Schote webte große Säcke, teils kreisförmige, teils kugelförmige. Sie waren prallvoll mit geräuchertem Fisch, Walnüssen und Pinienkernen, Dattelpflaumen, Flaschenkürbissen verschiedener Größen und anderen Gütern gefüllt, die er vor streunenden Tieren schützen wollte; die lästigsten darunter waren die Waschbären. Keine Nacht im Dorf verging, ohne dass jemand durch das kratzende Geräusch aufwachte, wenn ein Waschbär an den Hüttenstangen emporkletterte, um sich über die Lebensmittelsäcke

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