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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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»Vielen Dank, Rotalge, aber ich glaube, ich würde es nicht bei mir behalten. Ich habe keinen Hunger.«
    »Ich will aber, dass du isst«, sagte sie. »Du bist nur noch Haut und Knochen. Wolltest du fasten auf eurer Wanderung nach Norden? Hast du gedacht, das macht dich zu einem besseren Krieger?«
    Er verzog das Gesicht. »Das könnte ich sowieso nicht werden, Rotalge, das ist einfach nicht meine Art.«
    »Ach, Möwenscheiße«, sagte sie. »Du bist einer der mutigsten Männer, die ich kenne. Nun iss!« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und senkte die Stimme. »Bitte, Teichläufer, versuch's wenigstens.«
    Eulenfalter sah sie liebevoll an, gerührt von ihrer schwesterlichen Zuneigung. Er sah so gut aus, seine Stupsnase und die hohen Wangenknochen glänzten im Feuerschein; Rotalge lächelte ihn an. Häsling hatte die erste Wache übernommen und die drei miteinander reden lassen; Rotalge würdigte sein Opfer, besonders da sie wusste, dass Häsling ebenso wie sie das Bedürfnis hatte, mit Teichläufer zu sprechen.
    »Sie hat Recht, Teichläufer«, sagte Eulenfalter. »Ich weiß noch, wie du mitten in den Kampf von Windeck geschritten bist; ich war außer mir vor Bewunderung für deinen Mut.«
    Teichläufer presste die Lippen aufeinander.
    Rotalge setzte sich neben ihren Bruder und schob die Schale näher zu ihm. »Iss!« befahl sie.
    Er seufzte, nahm ein Stück vom Waschbärbraten und aß einen kleinen Bissen. Dabei schloss er die Augen, als ob er auf etwas wartete. Aber der Bissen blieb unten. Dann griff er nach einem zweiten Stück - zu Rotalges großer Erleichterung.
    Eulenfalter wartete, bis Teichläufer fertig gekaut hatte und nach dem dritten Stück griff. Dann fragte er: »Hast du das Dorf gut sehen können, Teichläufer?«
    Teichläufer dachte angestrengt nach. »Gut kann ich nie etwas sehen, Eulenfalter, aber da auf dem Strand kniff ich die Augen zusammen und betrachtete jeden Fleck, so gut ich konnte. Da waren viele Leute auf der Plaza und lachten. Das weiß ich, weil ich sie hören konnte.«
    »Und was ist mit den Wachen? Hast du welche gesehen?« Eulenfalter stützte die Ellbogen auf die Knie, und die Schatten, die das Feuer warf, huschten über seine junge Stirn.
    Teichläufer kaute sein Stück Fleisch und schluckte es hinunter. »Nein, die habe ich nicht gesehen.
    Aber Muschelweiß meinte, da seien ›zu viele Wachen‹. Südlich vom Dorf ist eine Sandbank, die ins Meer ragt. Sie sagte mir, dass da sechs Männer postiert sind.«
    »Beim Wasser?« fragte Eulenfalter. »Das ist seltsam. Es sei denn, Kupferkopf befürchtet -«
    »Einen Angriff vom Meer her, ja. Das hat auch Muschelweiß verwundert.«
    Rotalge schüttelte den Kopf. »Ich glaube, da geht es um etwas anderes«, sagte sie. »Die Wachen dort haben vielleicht gar nicht nach feindlichen Kriegern ausgeschaut.« Teichläufer und Eulenfalter sahen sie fragend an, und sie fuhr fort: »Erinnert ihr euch nicht an Kupferkopfs Traum? Demnach sollten die Blitzvögel mit dem Sturmbläser kommen, und zwar vom Meer her. Vielleicht hat er die Posten ihretwegen dort aufgestellt - nicht wegen uns.«
    »Heilige Geister«, flüsterte Eulenfalter. »Das klingt plausibel.« Er rührte sich nicht, sein Blick blieb auf Rotalges Gesicht haften.
    Teichläufer beendete seine Mahlzeit und säuberte sich die Hände im Sand. »Muschelweiß hat auch gesagt, sie glaube, dein Vater sei wahrscheinlich in der Ratshütte am Nordende des Dorfs. Da bin ich hingegangen und habe viele Leute gesehen. Ein Mann, einer, der in der Hütte war, blieb die ganze Zeit auf dem Boden liegen. Ich konnte nicht erkennen, ob er saß oder lag, er stand jedenfalls nicht auf. Und ich habe mich gefragt, ob er nicht vielleicht gefesselt war.«
    Kalter Hass glomm in Eulenfalters dunklen Augen auf. Er ballte die Fäuste in seinem Schoß, aber seine Stimme blieb gefasst. »Wenn es mein Vater war, und wenn er die Gefangennahme meiner Mutter gesehen hat…« Eulenfalter starrte auf die windbewegten Flammen. »Mein Vater wird einen Weg finden, um sich seiner Fesseln zu entledigen. Selbst wenn es seinen Tod bedeuten sollte, wird er dafür sorgen, dass die Männer, die ihr etwas zu Leide getan haben, dafür büßen müssen.«
    Rotalge fragte: »So sehr liebt er sie?«
    »Mehr als ich dir sagen kann«, antwortete Eulenfalter. »Ich war mit den beiden auf dem Kriegspfad und habe gesehen, wie sie sich in den sicheren Tod stürzten, nur um den andern zu retten. Es ist unfassbar. Und wunderbar. Wenn sie liebt,

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