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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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entfernt wimmerte ein Säugling, schrill und ausdauernd. Zwei weißhaarige alte Männer überquerten gebückt die Plaza mit kleinen viereckigen Webstühlen und Baumwollknäueln unter dem Arm. Spannerraupe konnte sie lachen hören.
    Dann sah er seine Mutter, Federstein, die vor der Stadt herumlief. Sie trug ihren besten Umhang aus Bisonfell mit Papageienfedern und sah majestätisch aus - wie eine Frau, die zu einer großen Feierlichkeit geht. Und in ihrer Vorstellung stimmte es vielleicht auch. Das Herz wurde ihm schwer. Dunkelgraues, verfilztes Haar hing ihr über das verwelkte Gesicht. Sie pflanzte ihren Wanderstab in den staubigen Boden und tänzelte dann im Kreis darum herum; sie bewegte die Lippen, aber in dieser Entfernung waren die Wörter nicht zu verstehen. Zuweilen hatte sie lichte Augenblicke, war liebenswert und lustig, aber sie hatte auch schlimme Tage. Tage, an denen sie Spannerraupe nicht mehr erkannte und ihn immer wieder bat, ihr seinen Namen zu sagen.
    Liebe erfüllte seine Seele. Einst war Federstein eine Frau gewesen, die viel Macht ausstrahlte. Als sie zehn Sommer alt war, hatten Priester vom Volk des Rechten Wegs sie auserkoren, eine Sonnenseherin zu werden. Doch dann hatten Banden der Feuerhunde sie entführt und so lange auf den Kopf geschlagen, daß viele der Stränge, die den Körper mit der Seele verbanden, durchtrennt wurden; jetzt hing sie nur noch an einem dünnen Faden, der sie manchmal noch mit ihrem Körper verband - und manchmal nicht.
    Federstein stolperte über einen Felsblock und taumelte. Spannerraupe erstarrte und unterdrückte den Drang, zu ihr zu eilen, aber sie fiel nicht hin. Zwei Sommer zuvor war sie hingefallen und hatte sich einen Knochen im Handgelenk gebrochen; an kalten Tagen tat er ihr immer noch weh. Nordlicht kniete nieder und hielt das Ohr vor den Mund des Häuptlings. »Sein Atem ist nur noch so lang wie mein Finger. Er ist offenbar schon auf dem Weg zu den Himmels weiten.« Spannerraupe sah ihn haßerfüllt an. Wäre meine Mutter nicht von den Feuerhunden entführt und geschlagen worden, dann wäre sie jetzt Sonnenseherin, und du wärst ein Nichts.
    Kriecher blinzelte mit seinen großen schwarzen Augen und flüsterte: »Seht mal, Krähenbart rührt sich.«
    Der Häuptling ächzte.
    Dachsbogen hielt den Atem an und schob sich erwartungsvoll nach vorn. Nachtsonne stand auf, kam aber nicht näher. Sie stand in der Ecke, die Hände krampfhaft verschränkt, das schöne Gesicht starr. Schlangenhaupt blieb mit halbgeschlossenen Augen auf dem Boden sitzen. Er betrachtete seinen Vater wie ein Krieger, der über einem verwundeten Feind steht.
    Nordlicht beugte sich vor; das lange schwarze Haar umrahmte sein schönes, heiteres Gesicht. »Guten Morgen, Krähenbart.«
    »Düne? Ich wünsche … Düne.«
    Nordlicht antwortete: »Der Heimatlose ist noch nicht hier. Doch bald wird er hier sein. Schwalbenschwanz ist gerade zurückgekommen und hat ihr Kommen angekündigt, und die Melder auf den Türmen berichten von zwei Männern auf der nördlichen Straße. Laß ihnen vielleicht noch zwei Zeithände. Düne ist alt.«
    Die blauen Wülste um die Augen der Gesegneten Sonne waren schwarz geworden, was das Gesicht noch bleicher erscheinen ließ. »Sein Schlagstein… Glaubst du, er hat ihn mitgebracht?« »Natürlich«, sagte Nordlicht besänftigend und zog die Decke bis zu Krähenbarts Hals hoch. »An deinem achtzehnten Geburtstag hat er es dir doch versprochen, nicht wahr?«
    »Er wird alt. Manchmal vergißt er etwas.« Der Kopf des Häuptlings rollte zur Seite; er sah Nordlicht aus zusammengekniffenen Augen an, als wollte er sich seine Züge einprägen.
    »Das hat er bestimmt nicht vergessen, mein Häuptling. Ruhe du jetzt! Sie werden hier sein, bevor du «
    »Mein Weib«, flüsterte Krähenbart. Seine Finger voller Altersflecken zerrten an seinen Decken. »Wo ist… mein Weib?«
    »O Krähenbart.« Nachtsonne eilte zu ihm wie eine Frau, deren Todesurteil gerade aufgehoben worden ist. Sie kniete neben Krähenbart und packte seine Hand. »Ich bin hier, mein Ehemann.« Der Häuptling rang sichtlich nach Worten. Sein Blick schweifte umher, bevor sich seine Augen auf ihr Gesicht einstellen konnten, und dabei vertieften sich die Falten auf seiner Stirn. »Bevor ich… ich sterbe«, sagte er, »sollst du wissen… ich - ich vergebe dir.«
    Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich liebe dich, Krähenbart. Verlaß mich nicht.«
    Seine Lungen rasselten. »Sag mir… bitte sag

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