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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hohlen Kürbisse, Schwalbenschwanz verschloß das kleine untere Loch mit klebrigem Kiefernharz und brachte einen hölzernen Griff an; zum Schluß malte die alte Frau Antilopenpuppe Vogelspuren und fallenden Regen auf die Rasseln. Als er vorüberging, wandten alle die Blicke ab, und er seufzte.
    Zwei Hunde, die geschlafen hatten, standen auf und kamen ihm schwanzwedelnd entgegen. »Hallo, Leuchtfalter«, sagte er zum größeren, schwarzweißen Hund und strich ihm über das seidige Fell auf dem Kopf.
    Der kleinere sprang an ihm hoch und tänzelte auf den Hinterbeinen. Er war ganz schwarz und hatte braune Augen. »Und hallo, Bohnenhülse.« Nordlicht kraulte ihn an den Ohren. »Vielen Dank für eure Begrüßung. Jetzt ist mir wohler.«
    Er verbeugte sich ehrfürchtig vor den Großen Kriegern, die mit ihren glänzenden Masken auf ihn herabblickten. Dann kletterte er zu seinen Zimmern. Geduckt kam er durch den Türvorhang, und sofort umfing ihn der Duft getrockneter Wildblumen. Er bewahrte sie in Töpfen auf der Südseite seines Zimmers auf, und an warmen Tagen, so wie heute, duftete das ganze Zimmer. Nordlicht blickte auf die Thlatsina-Masken an den Wänden, sechzehn waren es im ganzen, und spürte etwas. Nicht alle Botschaften werden mit Worten übermittelt. Er schloß kurz die Augen, versuchte die Ursache des Unbehagens zu finden, wandte sich dann um und schaute die Maske des Weißen Wolfes an: die Ohren gespitzt, die Fangzähne leuchtend im Licht. Das pelzige Gesicht und die lange Schnauze schienen sich leicht zu bewegen, als ob …
    »Nordlicht?« fragte eine schüchterne Stimme.
    Er schluckte und drehte sich hastig um. »Seide?«
    »Ja, ich bin's. Ich - ich habe gehofft, mit dir sprechen zu können.«
    »Natürlich.« Er ging zum Vorhang, hob ihn auf und machte ihn an einem Zapfen fest. Draußen stand Seide, das lange Haar lose über den Schultern. Was für eine hübsche junge Frau! Ihr ovales Gesicht mit der spitzen Nase und den dunklen, forschenden Augen hatte eine seltsame Macht. Sie trug eine Teekanne in einer Hand und ein Bündel über ihrer Schulter.
    »Bitte komm herein, Seide.«
    Sie trat ein und schaute sich um, mit ängstlichem Blick auf die Thlatsinas. »Komme ich auch nicht Ungelegen? Ich kann auch später wiederkommen.«
    Nordlicht lächelte. »Das einzige, was mich jetzt beschäftigt, bist du. Setz dich doch bitte.« Er deutete auf die Weidenmatten neben der Wärmeschale. Die Glut der letzten Nacht war zu Asche verbrannt, die weiß aufstob, als sie sich niederkniete und die Kanne absetzte.
    Sie streifte ihr Bündel ab und sagte: »Ich weiß, daß du schon seit dem frühen Morgen an der Arbeit warst. Ich hab mir gedacht, daß du Hunger und Durst hast.« Sie machte ihr Bündel auf und holte eine kleine Schale mit Rotmaiskuchen, gefüllt mit Piniennüssen, hervor, die sie neben die Kanne hinstellte. Sie schaute ihn furchtsam an. »Ich wußte nicht, wann du zurückkommst, ich habe sie vor zwei Zeithänden gemacht, hab sie aber warm gehalten. Ich hoffe, sie sind genießbar.«
    »Wie lieb von dir, an mich zu denken. Es ist tatsächlich so, daß ich einen unglaublichen Hunger habe.«
    Ein plötzliches Lächeln erhellte ihr Gesicht, und es erinnerte ihn an die Frühlingssonne im Canyon: atemberaubend, zart und schnell vorüberhuschend. »Die Vorbereitung einer Bestattung, das sieht wie harte Arbeit aus. Ist das so?«
    Nordlicht schritt durch den Raum, holte zwei Teetassen und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf die Matte ihr gegenüber. Er goß Tee in die Tassen. »Die körperliche Arbeit ist nicht so schwer. Aber die Gesichter derer anzusehen, die du geliebt hast und die jetzt dahingegangen sind, das nimmt dich mit. Das raubt dir Kraft.« Die Trauer in seiner Stimme überraschte ihn selbst. In vielen Sonnenkreisen hatte er mit Toten zu tun gehabt und sich dabei eine gewisse Gleichgültigkeit erworben, aber der Tod von Wolkentanz hatte ihn tief getroffen.
    Seide nickte. »Ich verstehe.«
    Nordlicht nippte am Tee. »Oh, der ist gut, Seide. Hast du eine Mischung gemacht?« »Ja, ich habe getrocknete Sonnenblumen- und Rosenblütenblätter von Dünes Haus im Norden mitgebracht.« Sie stellte die Schale mit Maiskuchen zwischen sie beide. »Bitte, nimm dir doch.«
    Nordlicht bediente sich und biß sofort in einen Kuchen. Die aromatische Süße schmeckte köstlich. »Die sind rot. Du hast Kaktusfeigen mit dem Maismehl gemischt, nicht wahr?«
    Sie nickte; das schwarze Haar fiel ihr über die Schultern. Es war

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