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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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so lang, daß es über den Boden streifte. »Ja. Meine Mutter« - in ihrem Schmerz kniff sie die Augen ein wenig zusammen - »sie machte immer rote Maiskuchen mit Früchten und Nüssen. Ich weiß gar nicht, wie man sie anders machen könnte.«
    »Brauchst du auch nicht. Die hier sind unübertrefflich. Ich möchte wetten, Sängerling liebt sie ebenso.«
    Ihre Augen strahlten. »O ja, sehr. Aber ich glaube, er mag alles, was ich mache.«
    »Ja, weil er dich liebt, Seide, wenn er es dir sicher auch noch nicht gesagt hat. Aber es ist offensichtlich.«
    Sie biß in ihren Kuchen. »Offensichtlich?«
    »Durchaus. Wann immer er deinen Namen nennt, lächelt er. Hast du das noch nicht bemerkt?« Sie schluckte den Bissen herunter und nahm einen Schluck Tee. »Nun ja, es ist mir auch aufgefallen. Ein- oder zweimal.«
    »Es hätte mich auch gewundert, wenn es dir nicht aufgefallen wäre. Ich habe gehört, daß Frauen so etwas eher merken als Männer.«
    Sie war mit ihrem Kuchen fertig und setzte sich auf der Matte zurück. »Der Rest ist für dich«, sagte sie und deutete auf die Schale. »Ich habe keinen Hunger mehr.« Ihre Blicke schweiften im Zimmer umher, aber ihre Augen verrieten, daß sie ängstlich war.
    Nordlicht nahm sich noch ein Stück und kaute langsam. »Sängerling sagte, du hättest keine Verwandten hier gefunden. Aber du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Plötzlich standen Tränen in ihren Augen.
    Nordlicht legte den halbgegessenen Kuchen in den Schoß. »Geht es dir nicht gut?« Sie blinzelte ihre Tränen zurück. »Nordlicht, ich muß etwas sehr Wichtiges mit dir besprechen.« »Ich helfe dir gern, wenn ich kann.«
    Seide schaute unbehaglich auf die offene Tür, als ob sie fürchtete, belauscht zu werden. Er deutete auf die Tür. »Soll ich den Vorhang herunterlassen?«
    »Bitte, wenn - wenn es dir nichts ausmacht.«
    Er legte den Kuchen in die Schale, ging zur Tür und ließ den Vorhang fallen. Sonnenlicht zeichnete die Konturen nach.
    Sie beobachtete ihn, als er zurückkam. Ihre Augen glühten.
    Er kauerte sich auf die Matte zu ihrer Linken. »Also, was macht dir solche Angst?« Sie zog ihren Beutel in den Schoß und sah Nordlicht an, als wüßte er mehr als selbst die Götter und als fürchtete sie ihn eben deswegen. Mit zitternder Stimme sagte sie: »Meine Mutter hat mir gesagt, wenn ich je in Schwierigkeiten wäre, sollte ich mich an dich wenden.«
    »Deine Mutter?«
    Seide zog eine Decke aus ihrem Bündel. Als sie die Decke entfaltete und er die mit feinsten Türkisen besetzten roten, blauen und schwarzen Rauten sah, gaben seine Beine nach. Er sank zu Boden, starrte sie unverwandt an und sah zum ersten Mal die unverkennbare goldene Tönung ihrer Haut, die auch ihr Vater hatte, und die spitze Nase, die der ihrer Mutter glich. »Heilige Thlatsinas«, flüsterte er, »Maisfaser?«
    Sie nickte.
    Nordlicht schloß einen Augenblick lang die Augen, von Gefühlen überwältigt. Er hatte geholfen, sie auf die Welt zu bringen, die Nabelschnur zerschnitten, ihren ersten Atemzug gesehen und ihren ersten Schrei gehört. Er sah sie wieder an. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Fang irgendwo an. Ich weiß ja so wenig.«
    Impulsiv berührte er ihre Hand. »Ich bin so glücklich, daß du in Sicherheit bist. Wir waren nach dem Überfall auf Lanzenblattdorf sehr in Sorge, wir fürchteten schon, daß du «
    »Warum hast du den Überfall nicht verhindern können, Nordlicht? Du hast viel Macht. Hättest du nicht Spannerraupe befehlen können, uns in Ruhe zu lassen?«
    Er zog die Hand zurück. »Zu der Zeit war Krähenbart tot und Schlangenhaupt war die neue Gesegnete Sonne geworden. Spannerraupe mußte seinen Befehlen gehorchen. Meine Proteste hätten nichts bewirkt. Und dein Vater war zu der Zeit unterwegs, ich -«
    »Mein Vater?« Sie sah ihm forschend ins Gesicht. »Willst du damit sagen, du bist nicht mein Vater?« Es war ihm, als hätte er mit einem Knüppel einen Schlag bekommen. Er konnte nicht sprechen. Dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. »Nein. Aber nun, da ich die Hoffnung in deiner Stimme gehört habe, tut es mir leid, daß ich es nicht bin.«
    »Nordlicht, bitte sag mir, wer es ist? Und wer meine Mutter ist. Ich muß ihre Namen wissen.« Er atmete tief ein, um sich zu stärken. »Aber vorher muß ich dir noch Verschiedenes mitteilen, über meine Rolle in alledem. Dann werde ich deinen Vater auf dich vorbereiten. Ich fürchte, er wird etwas Zeit

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