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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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könnte ich mich vielleicht besser entscheiden.«
    Flaumfeder tätschelte Eichelhähers Bein und stand auf, mit knirschenden Knien, das Gesicht schmerzverzerrt. »Ihr zwei sprechen allein. Ich bin nah, in nächstem Zimmer, wenn ihr mich wollt.« Sie humpelte durch die nördliche Tür ins einfallende Sonnenlicht, und ihr weißes Haar glänzte; dann verschwand sie aus Sängerlings Sicht.
    Eichelhäher beugte sich vor, tauchte seine Tasse in den Topf, um sie aufzufüllen, und sah Sängerling mit einem fast schmerzlichen Blick an, die Lippen aufeinandergepreßt. »Rehkitz wurde geraubt, als sie gerade sechs Sommer alt war, Sängerling. Ich kann mich nur noch an ein kleines Mädchen mit funkelnden Augen erinnern, und wenn es lächelte, schmolz mein Herz. Ihr liebstes Spiel war Reifentreiben, und ihr bester Freund hieß Pollen.«
    Ein schwaches Lächeln erschien auf seinem alternden Gesicht. Er beschrieb einen Kreis, der das ganze Zimmer umfaßte. »Hier haben sie immer wieder Nachlaufen gespielt. Das fällt mir wieder ein, weil Rehkitz den Hang hatte, Sachen zu zerbrechen. Wenn sie etwas in die Hand nahm, dann war es gut möglich, daß bald nur noch Scherben davon übrig waren. Wenn sie lief, stolperte sie oft und fiel hin. Sie war ungeschickt für ihr Alter, aber ein sehr schönes Kind. Oft schlief « Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Oft schlief sie sie abends in meiner linken Armbeuge ein, während ich fertig zu Abend aß.«
    Wieder biß er die Zähne zusammen, und Haß glühte in seinen Augen. Haß gegen ein Volk, das Sängerling liebte.
    Sängerling wischte einen Teetropfen vom Rand seiner Tasse. »Kannst du mir sagen, wie sie starb?« »Ich hörte, daß sie ermordet wurde, durch zwei Stiche in die Brust, und ihr Kind - du - wurde ihr aus dem Leib geschnitten. Man fand ihre Leiche auf einem Müllberg außerhalb von Krallenstadt. Mehr weiß ich nicht, Sängerling. Distel hat mir das meiste erzählt. Vielleicht solltest du sie oder Trauertaube danach fragen. Die wissen bestimmt mehr als ich.«
    »Großvater, wer hätte meine Mutter töten wollen?«
    »Jeder Hund vom Rechten Weg, der wußte, daß sie meine Tochter war.« Er runzelte die Stirn. »Distel hat gesagt, daß der Kriegshäuptling Eisenholz nach dem Mörder gesucht hat, ihn aber nicht finden konnte. Das ist jetzt so lange her, jetzt weiß sicher niemand mehr etwas davon.«
    Sängerlings Finger umspannten sein rechtes Knie. Trauertaube behauptet, daß sie es weiß. Oder ist das ein Spiel, das ich nicht verstehe?
    Eichelhäher sagte: »Ich habe versucht, Rehkitz zu befreien, Sängerling. Das mußt du mir glauben. Ich habe es viermal versucht. Aber… es ist mir nicht gelungen. Eisenholz, immer wieder Eisenholz.« Seine Augen verengten sich bei dem Gedanken an diese Niederlagen.
    »Ich danke dir, Großvater, für deine Erinnerungen. Sie bedeuten mir mehr, als ich dir sagen kann. Was ich von meiner Mutter habe, ist nur ein Bild, gesehen durch deine Augen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich dir in den kommenden Sonnenkreisen noch tausend Fragen stelle.« »Das wird mir vermutlich viel Vergnügen bereiten, Sängerling.«
    Sängerling schob mit dem Daumen seine Tasse über den Boden. »Großvater, ich würde gern mit meinen Fr - mit deinen Gefangenen sprechen. Wenn du nichts dagegen hast?«
    Eichelhäher erstarrte, als argwöhnte er Verrat, aber als er Sängerling in die Augen blickte, seufzte er. »Sie sind deine Freunde. Natürlich kannst du mit ihnen sprechen.«
    »Ich danke dir. Ich verspreche auch -«
    »Eichelhäher?« rief Flaumfeder, als sie geduckt eintrat, das faltenreiche Gesicht angespannt. Der weiße Film auf ihren Augen warf das Licht auf seltsame Weise zurück. Die Augäpfel glichen zugefrorenen Lachen. Sie rasselte etwas auf Mogollon herunter.
    Sängerling verstand nur wenig Mogollon, aber doch Eichelhähers Frage. »Wer?«
    »Trauertaube und ihr Sohn.«
    Sängerling erhob sich und verbeugte sich respektvoll. »Ich komme später wieder, Großvater. Nochmals vielen Dank.«
    »Ich freue mich auf weitere Unterhaltungen, Enkel«, sagte Eichelhäher und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin; er zog sein Hemd straff, seufzte und sagte müde etwas auf Mogollon. Flaumfeder legte Sängerling liebevoll eine Hand auf die Schulter und winkte ihm, er möge als erster durch die Tür hinausgehen. Lächelnd ging er und sah draußen Trauertaube und Schwalbenschwanz stehen. Sie hatten beide die gleichen vollen Wangen und braunen Augen, nur

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