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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Vermittlerin, in einer schwachen Position.«
    Sie warf einen Blick auf ihren Sohn. »Großer Häuptling, ich will offen sein. Wenn ich zu meinem Volk zurückkehre, muß ich etwas anzubieten haben. Ich habe fast mein ganzes Leben als Sklavin verbracht. Mein Sohn ist in der Sklaverei geboren. Niemand wird sich an uns erinnern oder sich um uns kümmern. Aber wenn wir als deine Sendboten zurückkehren, mit einem Freundschaftsangebot und einem Plan, die Streitkräfte beider Völker -«
    »Trauertaube«, unterbrach sie Eichelhäher mit einem Seufzer der Ungeduld, »das ist dein Problem, nicht meins und nicht das meines Volks.«
    Schwalbenschwanz flüsterte: »Ich hab's dir gesagt.«
    Trauertaube biß die Zähne zusammen. Sie nickte. »Großer Häuptling, wir hatten schon gefürchtet, daß du so etwas sagst. Dann wollen wir dir, im Gegenzug, etwas anbieten.«
    Eichelhäher rutschte unruhig herum. Was sollte das alles? Was hatte sie, eine frühere Sklavin, denn anzubieten? »Trauertaube, ich habe heute sehr viel zu tun, ich -«
    »Ja, davon bin ich überzeugt.« Sie seufzte, ihr Gesichtsausdruck wurde hart.
    Ihr Sohn lächelte, als wäre er über diese Entwicklung erfreut.
    Trauertaube wandte sich wieder an Eichelhäher, und in ihren Augen war jetzt ein dunkles Glühen. Sie beugte sich vor. »Großer Häuptling, wenn du mir erlaubst, als deine Sendbotin zu den Turmbauern zu gehen, verrate ich dir den Namen des Mörders deiner Tochter.«

49. K APITEL
    Sängerling trat auf den festen Erdboden der Zelle und bemühte sich, seine Augen langsam an dieses Halbdunkel zu gewöhnen. Ungeachtet der Wärme draußen war es hier drinnen kalt. Als er besser sehen konnte, erkannte er die Ausmaße der Kammer: zwei Körperlängen im Quadrat. Vor ihm saß Nachtsonne neben Eisenholz, der sie mit muskulösen Armen umfing. Die Risse in ihrem blauen Gewand, an den Ärmeln, am Rock, quer über dem Bauch, ließen die braune Haut durchschimmern. Das ergrauende schwarze Haar hing ihr verfilzt um das dreieckige Gesicht. Eisenholz' hellbraunes Rehlederhemd war verdreckt, mit Ruß-, Erde- und Schweißflecken, schien aber noch heil. Düne und Nordlicht saßen an der Wand, links von Sängerling. Ihre langen weißen Roben hatten eine schmutziggraubraune Färbung angenommen, die sich mit den Schatten vermischte.
    Nachtsonne setzte sich aufrecht, als sie Sängerling sah. »Hast du etwas zu essen mitgebracht? Oder etwas Wasser?«
    »Nein. Hat man euch nichts zu essen gegeben?«
    »Nicht seit gestern nachmittag.« Sie fiel gegen Eisenholz zurück und stieß enttäuscht die Luft aus. »Für eine große Tasse Wasser würde ich alles geben.«
    Eisenholz küßte sie auf die schmutzige Schläfe. »Bald. Eichelhäher ist für seine Güte Gefangenen gegenüber bekannt.«
    »Außerdem«, sagte Düne grimmig, »will er nicht, daß wir heute schon sterben. Er braucht uns lebendig, damit er uns vor dem ganzen Dorf langsam töten kann.«
    Zu Sängerlings Verwunderung lächelte Eisenholz tatsächlich; woher fand er die Kraft dazu, da er ja wissen mußte, was ihm bevorstand? Er schaute auf, und Sängerling betrachtete dieses ovale ruhevolle Gesicht und bemerkte die flache Nase, die schräggestellten Brauen, die schwach golden getönte Haut - wie ähnlich er Maisfaser war.
    Eisenholz fragte: »Hat er über seine Pläne gesprochen?«
    »Er hat gesagt… daß ich über euer aller Schicksal bestimmen kann … außer über deines, Eisenholz.« Eisenholz senkte den Kopf und nickte. »Er ist großmütiger, als ich erwartet hatte.« In seiner Stimme klang aufrichtige Dankbarkeit. Er umarmte Nachtsonne fester. »Du wirst hoffentlich dafür sorgen, daß die andern freikommen.«
    »Natürlich.«
    »Ich danke dir, Sängerling.«
    Nachtsonne schloß die Augen und drückte ihr Gesicht gegen Eisenholz' breite Brust. Ihr Schultern zuckten. Er streichelte ihren Rücken und murmelte Unhörbares in ihr Haar, und bei ihrem leisen Weinen wurde es Sängerling kalt ums Herz.
    Er wandte sich Nordlicht zu. Der Sonnenseher sah Sängerling in die Augen. Langes schwarzes Haar fiel ihm über das verschmutzte Gewand, aber das Licht in seinen dunklen Augen war erloschen. Er sah nur noch müde aus.
    »Was gibt's, Sängerling?« fragte Nordlicht.
    »Hast du meine Mutter getötet?« Sängerling wollte nicht damit herausplatzen, aber nun, da es geschehen war, herrschte Totenstille im Raum.
    Nordlichts Gesicht fiel zusammen. Er starrte Sängerling hilflos an. »Wer hat dir gesagt -« »Das ist unwichtig. Hast

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