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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Höhe, gefahrverkündend.
    »Sie müssen uns gesehen haben«, flüsterte Maisfaser.
    »Oder gewittert. Der Windjunge fegt uns über den Rücken.«
    Sängerling sah zu, wie die Tiere in den Wald sprangen und lautlos verschwanden; dann wandte er sich wieder der dicken, schwarzen Rauchwolke zu. »Vielleicht wollen uns die Thlatsinas etwas mitteilen, Maisfaser.«
    Sie seufzte müde. »Vermutlich, daß wir uns noch etwas mehr anstrengen sollen. Los, komm. Das Dorf ist jetzt nicht mehr als einen Zeitfinger entfernt, es liegt ja schon da unten, am Fuß des Berges.« »Dann geh schon vor. Ich brauche noch etwas Zeit, um wieder zu Atem zu kommen.« Sie packte ihn fest an der Schulter und sagte: »Ich warte auf dich, wo die Wiese aufhört.« Sie kletterte den Hang hinunter.
    Sängerling starrte hinunter in die Talsenke. Er spürte ein unerklärliches Kribbeln in seinem Innern, als ob… als ob er tief im Innern wüßte, daß da irgendwo die Erde gleich aufriß, bereit alles zu verschlingen, was ihm etwas bedeutete, jeden Menschen und jedes Ding, und daß er nichts dagegen tun könnte.
    »Was für eine Narrheit«, flüsterte er vor sich hin. »Die Hüterin hat gesagt, wenn du mit deinem Großvater sprichst, ihm erzählst, was in deinem Traum geschehen ist, dann würde er -« Er legte lauschend den Kopf auf die Seite, als er eine Stimme hörte, vom Winde getragen wie ein Falke, aufsteigend und den Hang hinabgleitend - eine leise Stimme, mit unverständlichen Wörtern. »Maisfaser?« rief er und blickte den Pfad hinunter, den sie genommen hatte, durch das Spiel von Licht und Schatten blinzelnd, das den Wacholderhain einhüllte. »Hast du etwas gesagt?« Ein lauter Schrei ertönte…
    Und verstummte plötzlich.
    Sängerlings Herz schlug laut. »Maisfaser!«
    Er rannte so schnell er konnte, über alle Biegungen des Wegs, stürmte blindlings durch die Bäume mit erhobenen Armen, um sich vor den überhängenden Zweigen zu schützen. »Maisfaser! Maisfaser! Wo bist du?«

    Schwalbenschwanz preßte seine Hand auf Maisfasers Mund, als er sie in ein dichtes Johannisbeergesträuch stieß, das zwischen vier hohen Lärchen wucherte. Die Zweige zerkratzten ihm Arme und Gesicht, als er sie zu Boden zwang. Er kniete hinter ihr und drückte ihr die Messerspitze auf den seidigen Hals. Er spürte ihren Herzschlag gegen sein Handgelenk; seine angeschwollene Männlichkeit suchte Befreiung aus seinem Hemd. Die Erregung der Jagd, das Wonnegefühl, sie völlig überraschend gefangen zu haben, hatte in ihm das wahnsinnige Verlangen geschürt, sie zu verletzen. Sängerling stürmte kaum zwanzig Hände von ihnen entfernt durch den Wald. Schwalbenschwanz bemühte sich, seinen Atem zu beruhigen.
    Sängerling schrie: »Maisfaser! Maisfaser, antworte! Wo bist du? Bist du verletzt? Maisfaser?« Sie wand sich, und Schwalbenschwanz zischte: »Keinen Laut!«
    Als Warnung stach er sie leicht in den Hals. Maisfaser warf sich herum, um ihn anzusehen, die dunklen Augen voller Entsetzen, und er lächelte, als ihr Blut ihm warm über die Finger lief. »Maisfaser? Ist dir etwas zugestoßen? Wo bist du?« brüllte Sängerling und eilte, um sich schlagend, den Pfad hinunter, außer Sicht.
    Knackende Zweige und zerbrechende tote Äste verrieten Schwalbenschwanz seinen Weg. Als Sängerling weit genug entfernt war, hob Schwalbenschwanz sein Messer und wischte die blutige Klinge an der Schulter ihres Kleides ab. »Wenn ich meine Hand von deinem Mund nehme, versprichst du mir dann, nicht zu schreien? Ich will in dir sein, Maisfaser. Du bist eine der Ersten Menschen, und ich muß einfach in dir sein.«
    Er spürte, wie sie ihre Zähne zusammenbiß, als sie begriff, was er meinte.
    Sie zögerte. Schwalbenschwanz strich ihr streichelnd über den Arm. »Das mache ich in jedem Fall. Der einzige Unterschied ist nur:
    Wenn du schreist und Sängerling kommt angerannt, dann erschieße ich ihn, bevor er hier ist. Verstehst du? Ich bringe ihn um. Und dann«, fügte er lächelnd hinzu und küßte sie aufs Haar, »dann muß ich dich töten, damit du Eichelhäher nicht erzählen kannst, daß ich seinen Enkel ermordet habe.« Maisfaser zitterte jetzt, was Schwalbenschwanz zu erheitern schien. Sie nickte gegen seine Hand. »Du versprichst es also?« fragte er. »Du wirst nicht schreien?«
    Sie nickte abermals.
    Vorsichtig zog Schwalbenschwanz seine Hand weg. Maisfaser wandte ihm das Gesicht zu. Seine Finger hatten auf ihrem Gesicht rote Flecken hinterlassen, und das erregte

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