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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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seiner Seele zu löschen. »Ich kann nicht glauben, daß ich -«
    Maisfaser umarmte ihn kniend. Sie drückte Sängerling an sich, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. »Er hatte vor, mich zu töten, Sängerling«, sagte sie mit bebender Stimme. »Ich konnte es in seinen Augen sehen. Er wollte mich töten.«
    »Aber warum? Warum hätte er dich töten wollen? Er hatte keinen Grund! Du hast ihn doch kaum gekannt!«
    Maisfaser setzte sich zurück und blickte ihm in die verquollenen Augen. »Ich weiß nicht, warum. Aber er wollte mich tot haben. Die…« Sie schluckte. »Die Vergewaltigung… Ich glaube, das wollte er nicht von Anfang an.«
    »Du glaubst, er ist nur hergekommen, um dich zu töten?«
    Sie zitterte jetzt mehr als zuvor, als ob ihr nun, da alles vorbei war, die ganze Wahrheit bewußt wurde. Sie ließ ihn los, um sich die Arme zu reiben und biß die Zähne zusammen, um das Zähneklappern zu unterdrücken.
    »O Maisfaser.« Sängerling strich ihr übers Haar. »Es ist alles vorbei, Maisfaser. Du bist in Sicherheit. Alles wird gut. Hörst du mich ? Ich lasse nicht zu, daß dir jemand etwas tut. Das lasse ich niemals zu.« »Wenn du jetzt nicht gekommen wärst, dann -«
    »Aber ich bin ja gekommen«, sagte er und dachte daran, wie er um ein Haar die Spur von Schwalbenschwanz verfehlt hätte. Der Junge war sehr vorsichtig gewesen, seine Mokassins hatten kaum eine Spur in der Erde hinterlassen. Als Sängerling die schwachen Abdrücke gesehen hatte, war er auf der Stelle umgekehrt und den Pfad zurückgelaufen. Und dann hatte er Maisfasers Stimme gehört… und hatte völlig die Fassung verloren.
    »Wie geht es dir, Maisfaser?«
    Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und verschmierte sich dabei mit dem Blut, das ein grausiges Muster auf ihren Wangen bildete. »Wir wollen uns beeilen«, sagte sie, den Waldrand im Auge. »Ich fühle mich so lange nicht sicher, bis wir draußen im offenen Gelände sind, weg von hier.« Sängerling nahm sich Bogen und Köcher von Schwalbenschwanz. Er streifte sich den Köcher über die linke Schulter, und dabei warf er noch einmal einen Blick auf den toten Jungen. Sängerling hatte noch nie zuvor ein menschliches Wesen getötet. Er hatte Tiere erlegt, aus Hunger oder wegen der Felle, aber das hier… Fliegen krochen gierig über das zerschlagene Gesicht von Schwalbenschwanz. Es hätte ihm eigentlich übel werden sollen, aber er empfand nur eine Leere in seinem Innern. Er nahm den Bogen in die rechte Hand, ging zu Maisfaser und legte den Arm um sie. Den ganzen Weg hangabwärts hielt er sie umfaßt.

    Nachtsonne zwang sich hinzusehen, sie hörte ihren Herzschlag widerwärtig laut in ihren Ohren. Sieh hin! Damit du die Geschichte erzählen kannst… jemand muß die Geschichte erzählen. Eisenholz stolperte und fiel auf die Knie. Da raste die Menge. Die Leute stürmten vorwärts, verhöhnten ihn und warfen Steine auf ihn. Vergeblich hob er die Arme, um sich zu schützen; die Steine trafen sein blutiges Fleisch. Ein leises Ächzen kam aus seinem Mund; wie betäubt tastete er umher. Dann schloß sich seine Hand um einen Stein, den er schnell auf seine Folterknechte zurückwarf.
    Ein flinker Krieger duckte sich, aber der Stein traf eine alte Frau dumpf auf die Brust, und unter Schmerzensschreien fiel sie nach hinten um.
    Einige Mogollon brüllten auf, zweifellos Verwandte der Alten. Andere johlten Beifall für einen Krieger, der sich immer noch wehrte.
    Nachtsonne bekam keine Luft mehr. Vater Sonne stieg zum Mittagspunkt auf und überstrahlte die Plaza mit grellem weißem Licht. Wie lange dauert das schon? Zwei Zeithände. Oder mehr? Ihr heiligen Ahnen, laßt das zu Ende gehen.
    »Zieht ihn hoch!« brüllte Eichelhäher und winkte den Wachen. In den Augen des alten Häuptlings war ein schauerliches Glitzern der Lust. Er lächelte. »Heuler! Bringt ihn auf die Beine! Und gebt acht auf die Steine, die er wirft.« Eichelhäher packte seine eigene Lanze, bereit, ihm zur rechten Zeit den Todesstoß zu geben.
    Heuler und ein anderer Krieger lösten sich aus der Reihe und hoben Eisenholz auf. Auf wackligen Beinen nahm er sich zusammen und hob müde das graue Haupt, um seine Henker anzusehen. Nachtsonne blickte in das zerquälte Gesicht, und die ganze Welt um sie herum starb. Wie aus weiter Ferne nahm sie das schrille Gelächter wahr, das kriegerische Geschrei, die scharfen Ausdünstungen schwitzender Körper, den Geruch von Eisenholz' Blut…
    Die Kehle war ihr zugeschnürt. Ein Auge war

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