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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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näher gekommen war, verbeugte sie sich ehrerbietig. »Ich grüße dich, heiliger Heimatloser.«
    »Einen glücklichen Tag wünsche ich dir, Wolfswitwe.« Seine Stimme war sanfter geworden, volltönend und tief. »Ich habe Geschenke für dich.« Düne nahm die beiden Bündel und gab sie der alten Frau.
    Kreuzdorn sperrte ungläubig den Mund auf. Sein Clan hatte große Opfer gebracht, um Düne würdig beschenken zu können, und nicht eine Fremde! »Ältester«, wandte er ein, »ich -«
    »Noch ein Wort, und ich schicke dich auf der Stelle heim.«
    Die alte Frau starrte mit großen Augen auf die Bündel; sie drückte sie an die Brust, als wären es Säuglinge. »Mein Enkel und ich danken dir, Ältester. Wir sind auf dem Weg zu seiner kranken Mutter. Diese Sachen werden sie zum Lächeln bringen.«
    »Meine Segenswünsche für deine Tochter, Wolfswitwe! Richte ihr das aus.« Er legte ihr liebevoll die Hand auf die Schulter.
    »Das werde ich, Ältester.« Aber sie wartete noch ab, ob Düne vielleicht noch etwas sagen wollte. Der kleine Junge drückte sich an ihr Bein, sah zwischen den beiden hin und her und zeichnete mit einem nackten Zeh, der aus dem Mokassin herausschaute, einen Halbkreis in den Sand.
    »Geh nun weiter, Wolfswitwe«, sagte Düne freundlich. »Deine Tochter braucht dich.«
    Die Frau verbeugte sich abermals und ging auf dem Pfad weiter nach Norden mit dem Jungen, der die Bündel, befühlte und aufgeregt plapperte.
    Zu Kreuzdorn gewandt, sagte Düne: »Liebe und Barmherzigkeit.
    Sie allein zählen.«
    »Ja, ich weiß, aber hätte nicht ein Bündel genügt? Ich meine, mein Clan hat -«
    »Sag nicht ja, wenn du keine Ahnung hast, wovon ich spreche.« Verdrossen schweigend folgte Kreuzdorn Düne auf dem von Beifuß eingeengten Pfad zu dessen Häuschen. Es war wie der Gang durch einen Tunnel, denn an dieser Stelle wurden die Beifußsträucher mannshoch.
    Vor der Tür angekommen, befahl Düne: »Sammle Brennholz, aber nicht in der Nähe des Hauses. Geh mindestens einen Zeitfinger weiter und fang dann erst an.«
    »Aber der Beifuß gleich hier, Ältester.« Kreuzdorn machte eine Handbewegung zu dem blau-grünen Dickicht hin, welches das Haus zu verschlingen drohte. »Man müßte es ausdünnen.« Düne sah ihn düster an. »Diese Pflanzen leben hier, Junge. Geh und mach etwas tot, was nicht mein Freund ist.«
    Kreuzdorn starrte ihn an. Verstimmt sagte er: »Warum hast du mir das nicht schon auf dem Weg gesagt? Es wird bald dunkel, und wenn ich noch so weit gehen soll…«
    Düne duckte sich und ging ins Haus. Das Hirschfell schwang hinter ihm zu.
    Kreuzdorn verschluckte weitere Bemerkungen. Er zögerte noch eine Weile, bevor er sich schwerfällig wieder aufmachte und nach jedem Beifußstrauch trat, an dem er vorbeikam. Ob der Alte jeden seiner Schüler anherrschte? Von diesem grausamen Zug hatte ihm Schwarzer Tafelberg nichts gesagt - und auch sonst niemand.
    Vielleicht mag mich Düne einfach nicht.
    Vater Sonne stieg in den westlichen Schoß Unserer Mutter Erde ab, als Kreuzdorn aufgebracht abgestorbene Zweige abriß und sie auf seinem linken Arm stapelte.
    »Das geht schon«, flüsterte er zu sich selbst, um sich zu beruhigen. »Das hältst du aus. Denk mal an alles, was du für dein Volk tun kannst, wenn du erst ein großer Sänger geworden bist. Dann wirst du fähig sein, die Kranken zu heilen und den einsamen Geistern den Weg ins Jenseits zu zeigen. Dann bist du gerüstet, die Hexen zu bekämpfen, dann kannst du mit Pflanzen und Tieren in ihrer eigenen Sprache sprechen.«
    Es dauerte nicht lange, bis die hehren Gedanken über seine Zukunft seinen Ärger ausgelöscht hatten. Denn - hatte er erst den Titel eines Sängers errungen, würde ihn niemand mehr anherrschen. Dann wäre er eine Respektsperson, die man verehrte - und nicht wenig fürchtete. Bei dieser Vorstellung lächelte er.
    Ein Windhauch strich über die Büsche wie der Saum eines Frauenkleides, sanft und seidig. Kreuzdorn schaute auf. Der Wind fuhr durch das Gestrüpp auf seiner Westfahrt zu einer fernen Spitzkuppe, die allein in der Mitte des Canyons stand; ihr Felsplateau glänzte. Strauchbewachsene Niederungen erstreckten sich rings um die Kuppe bis zu den roten Canyonwänden nördlich und südlich. Irgendwann in seiner Ausbildung würde Düne ihm einen neuen Namen verleihen, und er sehnte sich nach einem, der den Namen seiner größten Helden ähnlich war: Wolfträumer, Wasser-Geborener und Junge-Der-Heimgeht. Vielleicht so etwas wie

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