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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gemacht. Ich hole das Bündel mal.«
    Die hellsten der Abendleute hatten ihre Augen geöffnet. Sie spähten hinunter auf Kreuzdorn, der sein Bündel von draußen hereinholte. Angesichts der wachsenden Dunkelheit verzog er das Gesicht; er gewann den Eindruck, man hätte ihn dazu verleitet, bei dem durchtriebenen Gauner Coyote zu studieren. Wußte denn keiner, wie verdreht und närrisch der alte Düne war? Da fielen ihm die anderen zwei angehenden Sänger ein, die mit genau dieser Botschaft ins Anemonendorf zurückgekehrt waren. Warum hatte ihnen keiner geglaubt?
    Leise murrend kam er wieder zurück. Düne beobachtete ihn durch halbgeschlossene Augen. Kreuzdorn kniete sich neben das Feuer und packte sein Bündel aus. Der Feuerschein flatterte über seine Hände wie durchscheinende Schmetterlingsflügel. Als er einen Kuchen herausziehen wollte, befahl Düne: »Gib ihn her!«
    »Moment, Ältester, sofort! Hier.« Er reichte ihm den Kuchen. Düne nahm ihn und streckte die Hand wieder aus. »Das Bündel. Gib mir das ganze Bündel.« Kreuzdorn gehorchte.
    Düne packte das Bündel, kramte darin herum, um alle Kuchen herauszuholen, die er auf einen Herdstein setzte, und begann zu essen. Krümel fielen auf sein braunes Hemd und machten kleine blaue Flecken.
    Kreuzdorn saß schweigend da und zählte jeden Kuchen, den der Alte aß. Schließlich, als er das Schlimmste befürchtete, sagte er: »Ältester, ich bin den ganzen Weg hergelaufen. Ich habe großen Hunger, also wenn es dir nichts ausmacht -«
    Mit vollem Mund erwiderte Düne: »Du solltest schlafen.« Er deutete auf die aufgerollte Decke an der Nordwand des Hauses. »Das ist dein Platz.«
    »Ja, gut«, entgegnete Kreuzdorn, nachdem er dorthin geblickt hatte. »Wenn ich gegessen habe. Ich bin ausgehungert, und ich -« »Jetzt!« brüllte Düne. »Geh schlafen!«
    Kreuzdorn sprang auf die Beine, die Fäuste geballt. »Du brauchst mich nicht anzuschreien, Ältester. Ich bin ein Mensch, kein seelenloses Stück Fels. Ich habe verdient, mit etwas Würde behandelt zu werden.«
    »Würde?« fragte Düne. Er ließ die Hand mit dem Kuchen in seinen Schoß fallen und starrte Kreuzdorn mit diesen seltsam strahlenden Augen an. »Hör mir zu. Schau tief in deine Seele. Lange und tief. Finde diesen Mann, der glaubt, daß er verdient, mit Würde behandelt zu werden, und frag ihn, warum. Er wird dir viele Gründe nennen.« Düne sprach jetzt so sanft, wie er zu der alten Wolfswitwe gesprochen hatte. »Dieser Mann wird dir von all seinen großen Taten erzählen, die er im Leben vollbracht hat, und wie gütig er ist, wie verdienstvoll und wie viele Menschen ihn lieben und ihm vertrauen.« Düne biß sich noch ein Stück von dem Maiskuchen ab und bewegte es langsam in seinem zahnlosen Mund hin und her.
    »Ja«, sagte Kreuzdorn. »Und dann?«
    Düne kniff die Augen zu, als wäre er sehr enttäuscht. »Jeder Grund, den dieser Mann dir nennt, ist ein Dolch in deinem Herzen. Wenn du genug angehäuft hast, wird deine Liebesfähigkeit absterben. Jetzt widersprich mir nicht mehr. Geh an deinen Platz und schlaf ein!«
    Kreuzdorn ging hin. Er wickelte sich in die Decke und streckte sich auf dem harten Erdboden aus. Er konnte noch hören, wie der Heimatlose die Maiskuchen mit dem Gaumen zu Brei zerdrückte, und der Magen drehte sich ihm um.
    Er warf sich auf die rechte Seite zur Wand und betrachtete das Geflacker des Feuers, das über die verdreckten Wände tanzte.
    Heilige Geister, worauf hatte er sich eingelassen ?

    Maisfaser kam den südlichen Pfad herauf und erblickte Vogelkind. Er kniete hinter einem Beifußstrauch drei Körperlängen voraus. Von der Anhöhe aus sah man ihr Haus und die Nordhälfte der Plaza des Dorfs, wo die Kinder spielten. Vogelkinds Kaninchenfell-Umhang und sein loses schwarzes Haar glänzten in der Nachmittagssonne.
    Maisfaser betrachtete ihn neugierig. Er hob den Kopf und lauschte gespannt den schwachen Stimmen der Eltern, die aus dem Haus drangen.
    Sie hielt eine Hand an den Mund und rief leise: »Bruder? Vogelkind?«
    Er drehte sich nicht um, und Maisfaser warf einen Stein nach ihm. Sie verfehlte ihn, und er rührte sich nicht. Verstimmt suchte sie einen größeren Stein. Ein faustgroßer Kalkstein lag halb eingegraben im Sand. Sie holte ihn heraus, wog ihn in der Hand und warf.
    Sie traf ihn am Rücken. Vogelkind fuhr erschrocken herum, sein feines Gesicht war bleich. Als er sie sah, zog er erleichtert den Umhang über sein Herz und winkte ihr heranzukommen. Maisfaser

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