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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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stieg zu den Höchsten auf und fiel unter die Niedrigsten hinab, und ich konnte mich noch so sehr umschauen, aber überall waren die Menschen gleich, wo immer ich war. Ein paar waren etwas gemeiner als andere, manche mutiger, andere glücklicher, aber die Menschen waren eben überall Menschen. Wir sind tatsächlich die Kinder von Okeus, alle erbärmlich, mit Fehlern behaftet und edel gesinnt zugleich.« Er lachte leise. »Sogar, wenn wir in bester Verfassung sind. Was ohnehin nicht oft der Fall ist.«
    »Hast du deswegen nie geheiratet? Weil du ohne Familie warst, ohne Verwandte? Findet dann ein Mann wie du nie eine Heimstatt?«
    »Ho! Du brauchst nur ruhmreich zu sein, Rosenknospe, brauchst nur Schätze und Einfluss zu haben, dann verzeihen sie dir alles. Sie sehen nur den Pomp eines Kriegshäuptlings, nicht den Menschen hinter dem Feder- und Kupferschmuck. Doch ein Mann sollte auch in Frieden mit sich selbst leben.
    Eines Morgens wachte ich auf und sah, was aus mir geworden war: ein hassenswertes Ungeheuer. Am Ende war ich der Einzige, den ich getäuscht und betrogen hatte.«
    »Du antwortest nicht. Du weichst meinen Fragen sehr geschickt aus.« Sie beugte sich vor und prüfte das Eichelbrot mit dem Finger. »Warum hast du nicht geheiratet? Du hast angedeutet, es wäre möglich gewesen, wenn du gewollt hättest.«
    Ihr geduldiger Blick entwaffnete ihn abermals. »Eine Frau habe ich geliebt. Ich konnte sie nicht bekommen, sie war bereits einem anderen versprochen. Im Gegensatz zu Rote Schlinge und Wilder Fuchs hatte ich nicht den Mut, mit ihr zu fliehen.« Er blickte auf seine schwieligen Hände, die geschwollenen Gelenke und die schlaffe Haut. »Ich kam nie von ihr los. Keine andere Frau reichte an sie heran. Sie wurde für mich, nun ja, zu einer Art Besessenheit. Aber besessene Menschen sind nie ganz bei Verstand und nie ganz heil, sie sind wie Vögel, die mit nur einem Flügel fliegen und am Ende auf die Erde fallen.«
    Sie nickte. »Dann ist die Sache mit Rote Schlinge für dich also mehr als ein einfaches Rätsel, nicht wahr? Es gehört irgendwie zu deiner Besessenheit.« Sie musterte ihn. »Weiß Neuntöter davon?«
    Er schüttelte den Kopf, den Blick noch auf seine runzligen Hände gerichtet. »Manchmal glaube ich, dass Sonnenmuschel mir mit einer Absicht von Ohona gesandt wurde. Wenn ich dieses Rätsel löse und vernünftig beurteilen kann, dann habe ich mich vielleicht ein für alle Mal von meiner Besessenheit befreit.«
    »Oder sie nimmt dir die klare Sicht. Hast du auch dies bedacht?«
    »O ja, das habe ich, Rosenknospe. Wenn überhaupt etwas, dann hat mich dies dazu bewogen, noch behutsamer an diese Sache mit Rote Schlinge heranzugehen.«
    »Verstehe.«
    Jetzt blickte er ihr endlich in die Augen. »Es wäre mir sehr lieb, wenn diese Unterhaltung unter uns bliebe. Es wird schon viel zu viel erzählt. Ich habe dir dies gesagt, weil du so freundlich zu mir warst, und ich dachte, ich sei dir eine Erklärung schuldig.«
    »Dein Vertrauen ist bei mir gut aufgehoben, Jaguar.« Sie warf forschend einen Blick auf Sonnenmuschel, die immer noch selbstvergessen ihre Leine spleißte. »Und wie heißt nun dein Clan?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie sind tot, Rosenknospe. Vielleicht nicht wirklich, aber für mich. Nein, lieber ertrage ich deinen Vorwurf, dass ich ein Ausgestoßener bin, als dass ich den Namen noch einmal über meine Lippen bringe.«
    »Wie du willst«, antwortete Rosenknospe kurz.
    Jaguar fragte sich, warum ihn ihre Worte schmerzten und warum sich die offene Wunde in seiner Seele nach so vielen Jahren immer noch nicht geschlossen hatte.

Sechs
    Der Schnee sank in dichten Flocken vom Himmel, als Jaguar mit Sonnenmuschel über den Platz schritt. Die Kälte nagte an seinen Knochen. Es schneite so heftig, dass die Flocken seine Schultern umhüllten und sein graues Haar weiß färbten.
    Jeder seiner Schritte knirschte auf dem Schnee.
    Die Langhäuser um ihn herum glichen Buckelwalen; die gewölbten Dächer waren weiß. Das rußbefleckte Schilf um die Abzugslöcher sah aus, als hätte Ungeheuer blaue Rauchringe durch ihre Nasenlöcher geblasen.
    »Ich habe ein merkwürdiges Gefühl, Ältester«, sagte Sonnenmuschel voller Unbehagen.
    »Es war unausweichlich«, vertraute Jaguar ihr an. »Es war nur überraschend, dass die Vorladung so spät kam.«
    »Es gefällt mir nicht. Warum jetzt? Warum im Großhaus der Weroansqua? Das scheint mir nicht richtig.«
    »Aber es gibt keinen anderen Ort dafür. Das Treffen

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