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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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ihm auf den Knien lagen.« Er blickte auf. »Verstehst du das?«
    »Ich weiß es nicht. Was machte es dir aus? Sie waren doch nicht von deinem Clan.«
    Mit der Zungenspitze leckte sich Jaguar etwas Kürbisbrei von den Lippen. »Weroansqua, weißt du, was uns - unter anderem - zum Menschen macht?«
    »Da gibt es vieles. Komm zur Sache.«
    »Ich habe oft und lange die Tiere beobachtet. Wenn sie töten, töten sie sauber und schnell, sie gehen einer Art Arbeit nach.«
    »Und die Wiesel?«, entgegnete sie. »Die Luchse? Die Ottern? Denen macht das Töten Spaß.«
    »Ja, aber auch für sie ist es etwas anderes,. Sie werfen die Beute herum und schlagen sie auf einen Stein. Es ist Spiel, Jagender Falke. Ein Spiel mit kleiner, schwacher Beute, die nicht zurückschlagen kann.« Aus schmalen Augen starrte er sie an. »Menschen können immer zurückschlagen. Von allen Geschöpfen sind wir die einzigen, die aus Gewohnheit die eigene Art umbringen. Nicht zum Essen, nicht für die Fortpflanzung, sondern wegen der Trophäen. Was wir noch tun, und dies war entscheidend, als ich Aufsteigender Weißer Rauch verließ, das können die meisten kaum verstehen.«
    »Nämlich?«
    »Die Menschen haben von allen Geschöpfen allein die Fähigkeit, sich in die Lage ihrer Opfer zu versetzen.«
    Ihr scharfer Blick ruhte unverwandt auf ihm. »Und?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich steckte zu oft in der Haut meiner Opfer. Wenn ich nachts träumte, sah ich mich durch ihre Augen. Es gefiel mir nicht, wie sie mich ansahen, wie sie mich beurteilten. Die Schreie jedes Kindes brannten sich in meine Seele, als ich über den blutigen Leichen ihrer Eltern stand. Da war einmal ein kleines Mädchen, ein hübsches Ding, es hatte das ganze Leben noch vor sich …« Er schloss die Augen, presste sie fest zu, als wollte er das Bild aus seiner Seele vertreiben.
    Jagender Falke wartete schweigend.
    Er schluckte schwer und sagte: »Töten ist mehr, als einem Menschen das Leben nehmen. Man tötet auch die Träume, Weroansqua, die Hoffnung, die Liebe, den Ehrgeiz und die Ziele. Alles verdirbt zusammen mit den stinkenden Leichen.«
    »Und das kleine Mädchen?«, fragte die Weroansqua, jetzt weicher gestimmt.
    »Wer weiß? Wenn es noch leben sollte, dann als Sklavin, die Augen leblos vor Verzweiflung, das Haar verfilzt. Diese Sklavin wird nie einen groß gewachsenen jungen Krieger lieben können, nie sehen, wie seine Augen leuchten, wenn er sie sieht. Wenn sie ein Kind gebärt, dann eines, das ihr der Mann einpflanzte, der sie benutzt hat wie eine Lagerhündin. Und das Kind, falls es am Leben bleibt, hat nur ein Leben wie das seiner Mutter vor sich.« Er stocherte gedankenverloren mit den Fingern in dem Brei herum. »Welches Recht hatte ich, so etwas zu tun, Kindern die Eltern zu nehmen? Macht berauscht, sie macht uns arrogant, Weroansqua. Mein Leben lang war ich arrogant.«
    »Also hast du die Demut gesucht? Auf einer Insel draußen in der Salzwasserbucht?«
    Er nickte und schöpfte sich erneut etwas Brei aus dem Topf. »Es hat nicht lange gedauert, bis erzürnte Geister von meiner Seele Besitz ergriffen, aber es wird ewig dauern, bis ich sie zur Ruhe gebracht habe.«
    Jagender Falke nahm einen Stecken und schürte das Feuer. »All dies erklärt nicht, warum du hier bist.
    Was kümmert es dich, dass meine Enkelin ermordet wurde? Was versprichst du dir davon, wenn du ihren Mörder findest?«
    »Die Möglichkeit, mir selbst zu verzeihen, dass ich als junger Mensch so dumm war.« Er genoss den Kürbisbrei und das liebliche Aroma. »Vielleicht war dies gar nicht so wichtig. Doch wenn du jung und verliebt bist, erscheinen manche Dinge wie das Ende der Welt. Sonnenmuschel versicherte mir, dass Wilder Fuchs nicht Rote Schlinges Mörder ist. Ich sah die Verzweiflung in ihren Augen, und meine Neugier erwachte. Da hatte ein junger Mensch einen Fehler gemacht. Vielleicht konnte ich einen anderen jungen Menschen davon abhalten, einen noch schlimmeren Fehler zu begehen. Deshalb bin ich hier.«
    »Du kamst hierher, um einen jungen Menschen vor einem Fehler zu bewahren? Und das soll ich glauben?«
    Jaguar betrachtete sie durch halb geschlossene Lider. »Es ist mir nicht neu, dass die Wahrheit sich mit einer fantastischen Lüge nicht messen kann. Sie ist nicht so interessant und längst nicht so aufregend.
    Lügen scheinen häufig glaubhafter. Aber ich sage trotzdem die Wahrheit. Du kannst sie glauben oder auch nicht. Das Leben, Weroansqua, dreht sich gewöhnlich im Kreis. Schon Tage

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