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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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willst oder von meinen Leuten, Weroansqua, dann komm mit deinen Kriegern und hol es dir.«
    Jagender Falke sah ihn davongehen und ärgerlich seinen Leuten winken. Sie war so bestürzt, dass ihr beinahe übel wurde. Der Drei-Myrten-Clan war in all den Jahren ihr zuverlässigster Bundesgenosse gewesen. Gut, Wilder Fuchs war Schwarzer Doms Sohn - aber wie konnte ein einfacher Haifischzahn einen solchen Keil zwischen sie treiben?
    Sie wollte ihm schon Hinterherhumpeln, aber da spürte sie Muschelkamms Hand auf ihrer Schulter.
    »Lass ihn gehen, Mutter. Es ist ein Schlag für ihn, das ist alles. Lass ihn zur Ruhe kommen. Wir werden ihm dann eine Nachricht schicken, die seinen Sohn entlastet.«
    Jagender Falke sah ihre Tochter forschend an. »Meinst du wirklich? Wilder Fuchs ist doch offensichtlich der Schuldige.«
    Muschelkamms Kinn schnellte vor. »Das glaubst du? Obwohl es im Wald vor Kriegern aus Weißer Pfahl nur so wimmelt? Mutter, denk noch einmal nach. Wer hat hier am meisten zu gewinnen? Das ist doch Wasserschlange. Sieh nur, was er angestellt hat. Mit diesem Mord hat er nicht nur die Heirat, sondern auch ein Bündnis zwischen uns und dem Pfeifenstein-Clan verhindert. Und er hat eine Freundschaft vergiftet, die uns seit Generationen mit dem Drei-Myrten-Clan verband, unsere Freundschaft mit unseren Clan-Brüdern! Es war ein Meisterstreich, meinst du nicht auch?«
    »Und deshalb sollten wir gegen den Weißpfahl-Clan Krieg führen?«
    »Ja!« Muschelkamm trat zu Kupferdonner und sah ihm in die Augen. »Und was ist mit dir, Großer Tayac? Dieser Mord ist ebenso ein Schlag in dein Gesicht wie in unseres. Maisjäger hat deine Frau getötet. Soll er ungestraft davonkommen? Willst du es hinnehmen, oder willst du mit uns gemeinsam dieses Untier in die Knie zwingen?«
    Kupferdonner schien verlegen, sagte aber mit fester Stimme: »Jetzt will ich abwarten, bis ich klarer sehe. Aber wenn dieser armselige Weroanzi tatsächlich meine Rote Schlinge getötet hat, dann werde ich handeln. Ich selbst werde jedoch den Zeitpunkt bestimmen und auch darüber entscheiden, wie ich vorgehe. Wasserschlange und sein Mamanatowick werden ihre Tat in diesem und im nächsten Leben noch bereuen.«
    Jagender Falke rieb sich das Kinn. Die Leute von Drei Myrten schoben jetzt ihre Kanus ins Wasser und stiegen ein. Entsetzt beobachteten alle, wie sie die Paddel ins Wasser tauchten und die Kanus sich immer schneller entfernten, während die Wellen sich hinter ihnen teilten. Irgendetwas stimmt hier nicht. Es war ihr, als blicke sie auf einen zerbrochenen Krug, von dem die Hälfte der Scherben fehlte.
    »Neuntöter!«, rief sie. »Glaubst du, dass die Weiß-Pfahl-Krieger uns dies angetan haben?«
    »Nein, Weroansqua.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, warf er Muschelkamm einen Blick zu, und es schien, als hätte er sie am liebsten sofort wieder zurückgenommen. Er fügte mit leiserer Stimme hinzu: »Es ist jedenfalls nicht sehr wahrscheinlich. Der Trupp von Amselflügel hätte sie fangen und töten können, ohne eine Spur zu hinterlassen. Sie sind erfahren genug. Aber so war es nicht.«
    Jagender Falke winkte den beiden wartenden Kriegern, die immer noch die Leiche trugen. »Bringt meine Enkeltochter ins Haus der Toten. Sagt … sagt Grüne Schlange, er soll sie räuchern, aber nichts weiter, bis ich es ihm sage.«
    »Ja, Weroansqua«, antwortete Fliegende Fischreuse ehrerbietig, und die beiden machten sich mit ihrer schwankenden Last auf den Weg.
    »Mutter!« Muschelkamms Augen blitzten. »Sollen wir etwa …«
    »Schluss!« Jagender Falke schnitt ihr das Wort ab. »Wir werden nichts tun, bis ich alle Seiten dieser Angelegenheit bedacht habe. Im Gegensatz zu dir, Mädchen, denke ich nach, bevor ich handele. Und ich hoffe sehr, dass du es mir in Zukunft gleichtust. Oder - und möge Okeus uns helfen! - du wirst nach meinem Tod binnen einer Woche als Sklavin in Weißer Pfahl die Töpfe waschen.« Sie wandte sich ab und humpelte unter Schmerzen in ihr Großhaus. Jetzt musste sie allein sein, nachdenken und versuchen, aus diesem Wahnsinn den rechten Ausweg zu finden. Sonst würde ihr Volk untergehen.

Fünf
    Hoch über dem winterlichen Wald kreisten zwei schwarze Punkte durch die lavendelfarbenen Strahlen der Dämmerung. Sonnenmuschel zog den bunten Federumhang um die angezogenen Knie und hob den Kopf, um sie zu betrachten. Es waren sicher Adler aus dem Norden. Ihre geschmeidigen Flügelschläge waren die einzige Bewegung in der schimmernden Kuppel des

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