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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Großen Tayac erkannt, ihn hinaus begleitet, weil er sich möglicherweise erleichtern wollte, und dann seinen Posten verlassen, um die Frau zu treffen?
    »Ältester«, flüsterte Springendes Kitz. »Es ist meine Schuld. Hätte ich etwas gesagt, wäre sie heute noch am Leben.«
    »Cousine«, widersprach Neuntöter freundlich, »wenn wir vor einer Entscheidung stehen, dann tun wir das, was wir für richtig halten. Erst später erfahren wir, ob unsere Entscheidung richtig war oder nicht.
    Wenn du es deiner Mutter gesagt hättest, würde Rote Schlinge vielleicht heute noch leben und wäre mit Kupferdonner verheiratet. Vielleicht hätte Weidenstumpf der Weroansqua erzählt, dass sie sich bereits mit Wilder Fuchs gepaart hatte, und dann hätte ich ihn töten müssen. Wer weiß? Wir tun, was wir für richtig halten, aber die richtige Entscheidung zu treffen, ist auch immer eine Sache des Glücks.«
    Springendes Kitz schwieg und presste die Lippen zusammen.
    Neuntöter wies auf die dampfenden Töpfe. »Du hast mir sehr geholfen, aber jetzt sieh nach dem Essen, sonst zieht deine Mutter dir die Haut ab.«
    Springendes Kitz wandte sich den Töpfen zu und rührte mit einem Stock den Eintopf um, damit er nicht anbrannte. Sie prüfte die dampfenden Aronknollen und stach hinein, um zu erfahren, ob sie schon gar waren.
    Der Mann und die Frau beim Haus der Toten hatten Springendes Kitz und Rote Schlinge ohne Zweifel belauscht - aber hatten sie deshalb auch mit dem Mord zu tun? Das Dorf war voller Gäste gewesen, die gekommen waren, um zu feiern, dass Rote Schlinge zur Frau erhoben worden war. Bei solchen Gelegenheiten kamen sich ein Mann und eine Frau manchmal näher, paarten sich und gingen wieder auseinander.
    Springendes Kitz goss etwas Wasser in einen der Töpfe und rückte einen anderen über dem Feuer zurecht; dabei blickte sie immer wieder unsicher zu Neuntöter hinüber.
    »Warum blieben sie?«
    »Ältester?«
    Neuntöter hob verwundert eine Braue. »Wenn ein Paar beim Liebesspiel gestört wird, zieht es sich normalerweise sofort an ein versteckteres Plätzchen zurück.«
    »Oder die beiden bitten darum, allein gelassen zu werden, ein Gebot Höflichkeit.«
    In diesem Augenblick trat Gelbes Netz durch den Einlass und blickte Neuntöter argwöhnisch an. Sie blieb abrupt stehen und starrte ihren Vetter abwartend an. Ihr Blick sprach eine deutliche Sprache.
    Neuntöter erhob sich. »Ich sollte jetzt gehen. Vielen Dank für deine Hilfe, Springendes Kitz.«
    Sie zögerte und spielte an einem Topf herum. »Bekomme ich jetzt Schwierigkeiten, Ältester?«
    »Nicht mehr, als du ohnehin schon hast. Du bist die Einzige, die sagen kann, ob du richtig oder falsch gehandelt hast. Und was meinst du?«
    Springendes Kitz spitzte die Lippen und nickte. »Ich weiß.«
    Neuntöter lächelte ihr zu. »Wenn dir noch etwas einfällt, komm bitte und sag es mir. Vielleicht ist es sehr wichtig.«
    Damit ging er zum Einlass und nickte im Vorübergehen Gelbes Netz zu. Sie starrte ihn nur ausdruckslos an, und er trat hinaus in den Schnee.
    Jaguar saß Neuntöter gegenüber und rauchte zufrieden seine Pfeife. Sein Magen war gefüllt, auf der Holzplatte vor ihm lagen die Gräten eines großen Klippenbarsches.
    In dieser frostigen Winternacht empfand er das Feuer in Rosenknospes Langhaus als besonders wohltuend. Draußen war der Himmel klar, und es war noch kälter geworden. Im hinteren Teil des Langhauses lachte Weißer Otter mit ihren Geschwistern, die ein Wettspiel mit Schilfrohren spielten und abwechselnd Nussschalen setzten und die Schilfrohre zu Boden warfen. Einundachtzig kurze Rohre wurden zu einem Bündel zusammengefasst und auf den festen Boden geworfen, von dem sie abprallten und auseinander fielen. Ziel des Spiels war es, so schnell wie möglich sieben oder elf Rohre zu ergreifen. Der Spieler, der gewonnen hatte, vergrößerte seinen Nussvorrat.
    Rosenknospe beugte sich über eine der Schlafbänke und holte eine Hacke hervor. Sie nahm das Schulterblatt eines Hirsches, ein Stückchen Sehne und einen Haifischzahn. Dann legte sie die Dinge nebeneinander und begann, mit dem Haifischzahn die alte Muschelschale vom Ende des Stiels der Hacke abzusägen.
    »Die Sonnenwende naht«, sagte sie nachdenklich. »Es ist Zeit, die Werkzeuge herzurichten. In drei Monden werde ich froh sein, dass ich die Arbeit bereits erledigt habe.« Sie deutete auf die stumpfe Muschelschale, deren Rand abgenutzt und zum Teil ausgebrochen war. »Damit kann man nicht mal mehr die

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