Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
nie.«
    »Genauso wenig wie eine kluge Führerin.«
    Er sah sie scharf von der Seite an. »Du weißt sicher, dass es Leute gibt, denen die Entführung deiner Enkeltochter sehr gelegen käme.«
    »Ich habe versucht, nicht daran zu denken. Eine Entführung ist tatsächlich nicht ausgeschlossen. Und die Folgen wären schlimm.«
    Er holte tief Luft. »Es wäre ein Schlag in dein Gesicht und in das meine. Eine Beleidigung deines Clans und des meinen. Uns bliebe nichts anderes übrig, als den Urheber zu vernichten.«
    »Ganze Dörfer würden brennen, die Bewohner getötet. Niemand wäre mehr sicher.«
    »Lass uns also hoffen, dass dein erster Gedanke der richtige war.«
    Jagender Falke rang die Hände, als wollte sie diese Hoffnung fest umschließen. »Es findet sich sicher eine ganz einfache Erklärung.«
    Nein, sie brauchte sich nicht zu sorgen - er hatte keinen Verdacht.
    Springendes Kitz bückte sich nach einem Stück Brennholz, dem ersten, das sie sah, seit sie das Dorf verlassen hatte. Sie war zwölf, gertenschlank und hübsch. Ihre Mutter, Gelbes Netz, hatte die langen schwarzen Haare so lange gekämmt, bis sie glänzten. Ihre Freundinnen beneideten sie um ihr herzförmiges Gesicht und die funkelnden Augen. Sie begann jetzt, etwas runder zu werden, und man sah bereits, wie schön sie einmal als erwachsene Frau sein würde.
    Seit ihre Mutter sie zum Holzmachen geschickt hatte, war mindestens eine Zeithand vergangen, die Zeit also, die die Sonne brauchte, um vom linken Rand der erhobenen Hand zum rechten zu wandern.
    Die Feuer mussten in Gang gehalten werden, und das bedeutete Arbeit. Jahrelang hatte man im Umkreis des Dorfes Holz gesammelt. Jetzt gab es hier kaum noch Holz, und sie musste landeinwärts suchen. Aber, um die Wahrheit zu sagen, sie hatte einfach getrödelt und die Zeit totgeschlagen. Die Auseinandersetzung mit Rote Schlinge nach dem Tanz in der vergangenen Nacht beunruhigte sie immer noch. Es geschah so viel - sie brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Ein Eichhörnchen über ihr sprang von Ast zu Ast und hielt inne, um sie mit kleinen glänzenden Augen zu betrachten.
    »Sei froh, dass du dort oben bist, Freundchen«, sagte Springendes Kitz zu dem Tier mit dem buschigen Schweif. »Und dass du kein Mädchen bist.«
    Das Eichhörnchen wippte wie zur Bestätigung mit dem Schwanz und huschte in die höheren Äste hinauf.
    Springendes Kitz kletterte den Hügel empor und erreichte schnell die alte umgestürzte Eiche. Mit ihrem riesigen Stamm war sie bis zum vergangenen Jahr der größte Baum im Wald oberhalb von Flache Perle gewesen. Ein Blitz hatte sie im letzten Sommer gefällt. Zur allgemeinen Verblüffung war der Stamm hohl und verfault gewesen. Der Baum war in der Mitte geborsten, und im Fall hatte die obere Hälfte die Zweige der Nachbarbäume zersplittert. Die untere Hälfte stand noch, verwittert und tot, und wartete auf das unausweichliche Verhängnis durch den nächsten Sturm. Für die jungen Holzsammler von Flache Perle war diese Baumleiche eine wahre Fundgrube.
    Springendes Kitz schaute auf den Abfall, der den Boden bedeckte, und dann zum klaren Himmel hinauf. Als die mächtige Eiche fiel, hatte sie dem Wald ein großes Lichtfenster geöffnet.
    Sie legte ihr Feuerholz ab und kletterte behände auf den am Boden liegenden Stamm. Sie setzte sich in eine abgebrochene Astgabel und blickte mit zurückgelegtem Kopf zu den Wolken empor. »Ich glaube, ich will keine Frau sein«, erklärte sie dem schweigenden Himmel.
    Rote Schlinge war ihre beste Freundin. Sie hatten zusammen gespielt, gearbeitet und geträumt. Sie hatten gelacht, den Jungs ein Lächeln zugeblitzt und sie gnadenlos gehänselt.
    Springendes Kitz dachte an jene Sommernacht vor nicht einmal fünf Monden, als Jagender Falke, die alte schlaue Führerin, Läufer in die umliegenden Dörfer gesandt hatte. Die Felder waren beinahe bestellt, und es würde ein Fest geben. Als die Gäste bald darauf eintrafen, fanden sie die Bewohner von Flache Perle noch beim Jäten ihrer Mais-, Bohnen- und Kürbisfelder, und natürlich sprangen sie sofort helfend ein. Die Arbeit, die sonst fünf Tage in Anspruch genommen hätte, war in weniger als einem Tag erledigt worden.
    Jagender Falke hatte noch üppige Vorräte vom letzten Winter übrig, die in den Lagerkörben und Töpfen zu verschimmeln drohten. Da war es doch besser, dass sich Freunde und Bundesgenossen aus der Umgebung die Bäuche damit füllten.
    Springendes Kitz hatte Rote Schlinge und Wilder Fuchs aus dem

Weitere Kostenlose Bücher