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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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nicht getötet hat. Er ist kein Mörder, Ältester.«
    »Ich verstehe. Und woher weißt du das?«
    »Okeus allein weiß es, aber der Junge stellt sich schon an, wenn er einen Hirsch erlegen soll!«, rief Schwarzer Dorn. »Er ist… er ist eben ein Tollpatsch! Er hat nichts von seiner Mutter oder mir. Es ist so, als …« - Schwarzer Dorn fuchtelte mit der Hand herum - »… als stammte er …«
    »Ja?«
    »Nichts. Ich bin aufgebracht. Ja, er treibt mich zur Raserei. Er macht nichts richtig. Findet nicht mal die richtige Frau, um sich zu verlieben.«
    Wilder Fuchs ließ den Kopf hängen und sah sehr unglücklich aus.
    Jaguar hörte, wie Sonnenmuschel zu dem jungen Mann trat. »Sonnenmuschel!« Er hob eine Hand.
    »Bleib stehen!«
    Sie zögerte, trat furchtsam von einem Fuß auf den andern und sagte schließlich: »Ja, Ältester.«
    »Mein Fehler«, flüsterte Schwarzer Dorn. »Ich bin an allem schuld.«
    »Wo ist seine Mutter?«
    »Seine Mutter … ist tot.« Schwarzer Dorn starrte wie gebannt ins Feuer.
    »Und du hast ihn nicht zu seinem Clan zurückgeschickt? Zur Familie seiner Mutter?«
    »Nein.« Schwarzer Dorn schaute ihn verlegen an. »Die Mutter von Wilder Fuchs gehört zum Tellmuschel-Clan. Ihre Familie lebt in Entenbach. Ich selbst gehöre zum Blutkraut-Clan. Ich erbat mir vom Tellmuschel-Clan das Privileg, meinen Sohn aufzuziehen. Als Weroanzi bin ich in der Lage, ihm alles zu geben, was er brauchte.«
    »Ich verstehe.« Jaguar zupfte an seinem Kinn. »Wann starb seine Mutter?«
    »Vor langer Zeit. Gleich nach seiner Geburt.«
    »Du hast nie wieder geheiratet?«
    »Nein. Ich hatte meinen Sohn. Mein Herz … darin ist keine Kammer für eine andere Frau.«
    »Trauer ist ein starkes Gefühl.« Jaguar sah Wilder Fuchs von der Seite an. Er hatte die schönen Gesichtszüge seines Vaters. Auch die breiten Schultern, die kräftigen, muskulösen Arme hatte er von ihm geerbt. Die empfindsamen braunen Augen konnten das Herz einer Frau durchaus zum Schmelzen bringen.
    »Mir scheint es ungewöhnlich, dass du als Weroanzi nicht schon längst wieder eine Frau hast.«
    »Ich … ich war damals noch nicht Weroanzi. Das war mein Bruder Drachenbein. Wilder Fuchs wurde geboren, Ältester, als meine Frau und ich unterwegs waren, um mit den Susquehannocks oben im Norden Handel zu treiben. Bei der Geburt war etwas … ich weiß nicht. Sie blutete … und blutete … sie erholte sich nicht mehr.« Er wandte unglücklich den Blick ab.
    »Es war sicher eine schwierige Reise.«
    »In der Tat.« Schwarzer Dorn starrte ins Leere. »Okeus war gegen mich. Nur einen Tag vor meiner Heimkehr wurde mein Bruder Drachenbein getötet. Sein Haus fing mitten in der Nacht Feuer.
    Wahrscheinlich durch einen Funken im Schilf. Er ist in seinem Bett gestorben. Ich kam heim … und hatte nichts mehr. Nur noch meinen Sohn.«
    Jaguar blickte zu dem Schilfdach hinauf, das rußgeschwärzt und so anfällig für Feuer war. Wurden die Bewohner gewarnt, konnten sie entkommen, weil oft zuerst das Dach Feuer fing und sich die Flammen ihren Weg von oben nach unten bahnten. Gelegentlich jedoch, wenn der Wind aus einer ungünstigen Richtung kam und die Menschen tief schliefen, war es vorgekommen, dass ganze Familien verbrannten, ohne noch einmal zu erwachen.
    »Du hast also von deinem älteren Bruder geerbt? Und so bist du Weroanzi geworden?«
    »Ja, Ältester.« Schwarzer Dorn legte die Fingerspitzen aneinander und lächelte gedankenverloren.
    »Ich habe immer das Beste für mein Volk gegeben. So blieb ich ohne Frau.«
    »Ich möchte, dass du sogar noch mehr für dein Volk tust.«
    Schwarzer Dorn blickte überrascht auf.
    »Ich möchte, dass du die Krieger von Flache Perle mit einem Festessen bewirtest.«
    »Ein Festessen? Für diese …«
    »Du wirst es tun!«
    »Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen und …«
    »Denk gründlich nach, Weroanzi.« Jaguar lächelte. »Oder willst du, dass ich ins Dorf gehe und deinem Volk von meiner Vision berichte? Leere Häuser, brachliegende Felder, die wieder zu Wald werden, zerfallende Palisaden, Unkraut auf dem Platz. Dort, wo heute Kinder spielen, werden klagende Geister wandeln, unbegraben und vergessen von ihren versklavten Nachkommen. Wo einst stolze Grünstein-, Blutkraut- und Tellmuschel-Clans vorbeizogen, trotten nun die Krieger des Mamanatowick herum.«
    Das Gesicht von Schwarzer Dorn fiel in sich zusammen. »Ist dies das Bild der Zukunft, die du siehst, Ältester?«
    »Dies ist nur ein Beispiel. Ich sehe auch

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