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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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verrücktesten Geschichten.«
    »Motte?«
    »So nennen wir sie. Weil sie in die Flammen geflogen ist.«
    Schwarzer Dorn sah Jaguars aschgraues Gesicht. »Ältester, bist du krank?«
    »Nein, nein … ich habe nur …« Er schüttelte sich, zwang sich zu lächeln und sagte: »Diese Kälte.
    Solch neblige Tage jagen mir die Kälte in die Knochen.«
    Sonnenmuschel trat mit Neuntöter durch den Eingang und durchquerte den Raum. Jaguar atmete tief ein und peitschte seine Erinnerungen in die dunklen Nischen seiner Seele zurück, wo er sie verborgen hielt. Er nickte, als sich der Häuptling mit untergeschlagenen Beinen neben ihm niederließ.
    Sonnenmuschel trat hinzu, rollte geschickt ihre beiden Decken zusammen und sicherte sie mit einer Schnur; dann sammelte sie die übrigen Habseligkeiten ein. Wie lange war es her, dass jemand hinter ihm aufgeräumt hatte? Jaguar schob diese Gedanken schnell beiseite, denn sie verstärkten nur seine bedrückte Stimmung.
    »Guten Morgen, Häuptling«, grüßte Schwarzer Dorn. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
    Neuntöter lächelte. »Ich werde alt. Als junger Mann konnte ich mit nur einer Decke im Schnee schlafen. Aber jetzt klappern mir die Zähne, wenn es friert.«
    »Wir sind alle älter geworden«, sagte Schwarzer Dorn zustimmend. »Iss, bitte. Du auch, Sonnenmuschel, nimm meine Gastfreundschaft noch einmal an.«
    »Der Weroanzi und ich haben uns besprochen«, begann Jaguar, als Neuntöter und Sonnenmuschel den Finger in den Maisbrei tauchten. »Schwarzer Dorn gibt mir sein Wort darauf, dass Wilder Fuchs schwer bewacht hier in Drei Myrten bleibt. So ist er nur eine halbe Tagesreise von Flache Perle entfernt für den Fall, dass wir ihn brauchen, aber auch vor Gefahren geschützt, falls jemand die Sache in die eigenen Hände nehmen will.«
    Neuntöters Kiefermuskeln waren unter der glatten Haut in heftiger Bewegung, als er kaute. Er sah nicht sehr erfreut aus. »Die Weroansqua hat mir befohlen, ihn nach Flache Perle zu bringen.«
    »Nun, ich möchte bezweifeln, dass die Weroansqua dich zur Rede stellen wird, wenn du ihn nicht mitbringst.« Jaguar lächelte hämisch. »Soll sie ihren Zorn gegen mich richten, falls sie es wagt. Du standest mir bei und stimmtest meinen Forderungen zu, nichts weiter.«
    Neuntöter aß schweigend, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Ich muss einen meiner Krieger zurücklassen, damit die Abmachung eingehalten wird.«
    Schwarzer Dorn fragte kalt: »Mein Wort genügt dir also nicht?«
    Neuntöter erwiderte: »Es genügt mir, Weroanzi, aber ich muss anderen Rede und Antwort stehen, denjenigen, die mein Vertrauen in dich nicht teilen.« Er lächelte so, als zöge er den letzten, losen Faden aus einem wirren Knoten. »Das Schöne an zwei Händen ist, dass man sich an beiden Handflächen gleichzeitig kratzen kann.« Er machte eine Pause. »Was hältst du davon, wenn ich Steinknolle zurücklasse?«
    Schwarzer Dorn zuckte die Achseln. »In dieser Angelegenheit steht er auf keiner Seite.«
    »Das glaube ich auch.« Neuntöter nickte. »So erhält er die Gelegenheit, an seiner Ehre zu ersticken.«

Drei
    Amselflügel stand vor dem Feuer. Das flackernde Licht warf sanfte Schatten auf seine Züge. Hinter ihm warteten Doppelknochen und Lässt Wasser, seine Unterführer.
    Das Großhaus war gut ausgestattet: mit Hirschfellen, geflochtenen Körben voller Hickorynüsse, Zwergkastanien und Haselnüssen. Mais, Tabak, Dörrfisch und Dörrfleischstreifen hingen in langen Reihen von den Dachstangen herunter. Der Duft nach rotem Zedernholz erfüllte den Raum.
    Maisjäger, der Weroanzi, saß auf einem goldfarbenen Pumafell, das über einem Holzklotz lag, und blickte von diesem erhöhten Sitz aus auf diejenigen, die vor ihn standen, hinunter. Nur wenn sein Bruder, der Mamanatowick, ihn besuchte, ließ er den Thron wegräumen.
    Als Weroanzi von Weißer Pfahl erhob er von den Clans in der Nachbarschaft Tribut. Den größten Teil leitete er an den Mamanatowick weiter, der drei Tagesreisen weiter südlich wohnte.
    Früher war Maisjäger ein Krieger gewesen, der jüngere Bruder des Mamanatowick. Seine berühmten Heldentaten hatten ihn zum Häuptling von Weißer Pfahl gemacht. Außerdem war ihm die Verantwortung für die Sicherheit der nördlichen Grenze des Herrschaftsgebietes übertragen worden.
    Maisjäger verbrachte seine Tage auf angenehme Weise. Der Krieg mit den Unabhängigen Dörfern stockte infolge eines andauernden Gleichgewichts der Kräfte, und diese Tatsache gestattete es

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