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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sich auf den dicken, fettglänzenden Pausbacken des Oberhaupts. Auf seiner Brust prangte ein kostbares silbernes Medallion, das einen Wolf darstellte - Acht Klanmitglieder drängten sich in dem engen Haus um sie, schweigend das Ende der Formalitäten abwartend. Vor dem Eingang hatten sich noch mehr Leute eingefunden, die plaudernd draußen über dem gemeinschaftlichen Feuer ihr Abendessen kochten. Die Ankunft des Händlers lockte stets das ganze Dorf an.
    »Es ist eine geheime Rezeptur«, erklärte Gefleckter Frosch, »die sonst in keinem anderen Klan bekannt ist. Wir nehmen ein Bündel mit Maiskolben und versenken es mit Steinen beschwert im Bayberry Pond. Die Wassergeister dort sind außergewöhnlich mächtig. Sie dringen in die Körner ein und essen das Fruchtfleisch. Wenn sich die Körner mit ihrem Speichel vermischt haben, holen wir sie aus dem Wasser, schaben die Kolben ab und geben die aufgeweichten Körner mit Ahornsaft und Wasser in ein hohes Gefäß, das wir zum Wärmen ans Feuer stellen. Nach fünf bis sechs Tagen ist das Bier fertig.« Gefleckter Frosch hob seine Schale an die Lippen und trank schlürfend einen großen Schluck. »Ja. Sehr gut, in der Tat. Ich freue mich, dass es dir mundet.«
    Maishülse besah sich die dunkle Flüssigkeit in seiner Schale, in der sich seine schmalen Augen spiegelten. Soweit er erkennen konnte, klebte am Rand der Schale kein Speichel.
    »Ich… ich fühle mich sehr geehrt«, erwiderte er höflich, »dass du mir eure geheimste Rezeptur anvertraut hast, Gefleckter Frosch. Und du hast mein Ehrenwort, dass ich zu niemandem ein Wort darüber verlieren werde.«
    Nach dieser Versicherung wandte Maishülse sich wieder dem knusprigen Wildschenkel zu, während eine junge Frau neben ihm niederkniete, um erneut seine Trinkschale zu füllen. Kräftig biss er in das nach Rauch riechende Fleisch. Denk an Rauch, nicht an Speichel. Rauch. Rauch.
    Gefleckter Frosch warf seinen abgenagten Knochen ins Feuer und griff nach dem Beutel, der seine Pfeife enthielt. Die rot, gelb und weiß gefärbten Stachelschweinborsten, mit denen der Lederbeutel kunstvoll verziert war, leuchteten im rötlichen Schein der Flammen. Auf die Fransen gefädelte Gehäuse von Wellhornschnecken klimperten lustig, als er den Beutel aufschnürte und ihm eine Tonpfeife und einen mit Perlen bestickten Tabaksbeutel entnahm. Während er Tabak in den Pfeifenkopf stopfte, meinte er beiläufig: »Uns sind seltsame Gerüchte über das Wandererdorf zu Ohren gekommen. Bist du kürzlich dort gewesen?«
    Maishülse nahm einen letzten Bissen Fleisch und legte den Knochen in seiner Schale ab. »Ja, das bin ich. Vor genau acht Tagen.«
    »Stehen die Dinge dort so schlecht, wie die Gerüchte behaupten?«
    »Ja, es ist schrecklich. Was genau hast du gehört?«
    Gefleckter Frosch hielt einen kleinen Holzstecken ins Feuer und zündete sich mit der glühenden Spitze seine Pfeife an. Er zog kräftig daran und stieß blaue Rauchkringel aus, die träge zur rußgeschwärzten Decke empor schwebten. »Ein Kundschafter aus dem Nebelschleierdorf hat uns berichtet, dass Springender Dachs ihr Dorf angegriffen und die Hälfte der Bewohner getötet habe; dann soll er weiter nach Süden gezogen sein und das gesamte Buntfelsendorf vernichtet haben. Und dabei soll ihm auch das Falschgesicht-Kind in die Hände gefallen sein. Ist das wahr?«
    Der Händler wischte sich die Hände an seinem Büffelmantel ab und nickte. »Ja. Das ist wahr. Alles ist wahr.«
    Gefleckter Frosch nahm noch einen Zug von seiner Pfeife, ehe er sie an seinen Gast weiterreichte. »Stimmt es auch, wenn man sich erzählt, dass die Leute vom Wandererdorf tot umgefallen sind wie Fliegen nach dem Nachtfrost, nachdem das Falschgesicht-Kind ihr Dorf betreten hat?« »Nun ja«, meinte Maishülse gedehnt und schüttelte den Kopf. »Das halte ich für übertrieben. Bisher sind drei Menschen gestorben. Aber nicht wie Riegen nach einem Frost.«
    Rechts von Maishülse hockten zwei alte Frauen, die sich gegenseitig die Ellbogen in die Seiten stießen und dabei grinsten, als wollten sie rufen: Siehst du, hab ich's dir nicht gesagt?
    »Der Kundschafter vom Nebelschleierdorf hat weiter berichtet, dass dieses Falschgesicht-Kind eine der Anführerinnen erstochen habe und dass sich die beiden Krieger, die den Burschen ins Dorf geschleppt hatten, erst die Gedärme aus dem Leib gekotzt haben und kurz darauf gestorben seien, jaulend wie geprügelte Hunde.«
    Maishülse nahm einen Zug von der Pfeife und

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