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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zu gelten. Das hat seine Vorteile. Man bleibt länger am Leben, zum Beispiel.«
    »Springender Dachs wird dich nicht gleich umbringen.«
    »Unser Kriegsführer ist so verrückt wie ein Huhn bei Vollmond!«, rief Eichel erregt und mit dem Grashalm wedelnd. »Außerdem, woher willst du das so genau wissen?«
    Elchgeweih legte den Kopf zurück und sah zu der Eiche hinauf. Springender Dachs hob das Stück Holz hoch, an dem er geschnitzt hatte, hielt es sich vors Gesicht und starrte Elchgeweih durch die Augenlöcher hindurch an.
    »Ehrwürdige Ahnen«, flüsterte sie erschrocken. »Das ist ja eine Maske. Er hat eine Maske geschnitzt.« Eichel riss so schnell den Kopf herum, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. »Das darf er doch gar nicht! Er ist nie gereinigt worden!«
    Elchgeweih war aufgestanden. »Trotzdem, er hat es getan.«
    Eichel erhob sich ebenfalls. Sein Mund stand sperrangelweit offen.
    Nur ganz wenige Krieger hatten bisher eine Maske geschnitzt. Der Läuterungsprozess, das Wasserreinigungs-Ritual, wie es genannt wurde, beinhaltete, dass ein Krieger fortan aufs Töten verzichtete und alle seine Waffen in einen Fluss warf. Anschließend musste dieser Krieger drei Tage und drei Nächte in diesem Fluss sitzen bleiben, damit das fließende Wasser die im Kampf erworbenen Schatten des Todes abspülen konnte, die seinem Körper anhafteten. Schnitzte ein nicht geläuterter Krieger eine Maske, würden die Schatten des Todes in die Maske eindringen und Krankheit und Tod über das Volk dieses Kriegers bringen. Feindselige Stimmen wurden im Lager laut, nachdem die Krieger mit eigenen Augen gesehen hatten, was ihr Anführer getan hatte. Wütend scharten sie sich um das große Feuer.
    Als Elchgeweih sich von ihrem Platz erhob und entschlossenen Schrittes auf die Eiche zusteuerte, stürzte Eichel hinter ihr her und rief: »Behalte die Ruhe! Warte!«
    Springender Dachs kletterte bereits den Baum herab, die Maske unter einen Arm geklemmt, als sie am Fuße der Eiche anlangte. Er schnaubte verächtlich in Richtung seiner aufgeregten Krieger bevor er sich umdrehte und Elchgeweih ins Gesicht lachte. »Ich habe Lahmer Hirsch mit neuen Augen ausgestattet! Er hat sich nämlich beklagt, dass ihn die gelbe Kruste in seinen Augenhöhlen am Sehen hindere. Jetzt sieht er wieder wie ein Luchs, alte Frau.«
    Springender Dachs rammte den Holzpfahl in den Boden, dann befestigte er die Maske über dem verfaulten Gesicht. Es war ein abscheuliches Gebilde mit einem langen Schnabel, das offenbar den Kopf eines Raben darstellen sollte. Durch die beiden Löcher sah sie Lahmer Hirschs verweste Augen schimmern. »Lahmer Hirsch hat die Spur von Blauer Rabe entdeckt. Komm. Wir müssen sofort aufbrechen.« Er wandte sich zum Gehen, doch Elchgeweih hielt ihn am Arm fest.
    »Mit dieser Maske hast du das Leben unseres Volkes aufs Spiel gesetzt. Wie konntest du …« »Lass mich in Ruhe, altes Weib!«, knurrte er und schüttelte grob ihre Hand ab. Sein markantes junges Gesicht verzog sich zu einer Fratze. »Ich versuche, unser Volk zu retten! Denn das ist unsere Aufgabe, und genau die habe ich erfüllt…«
    »Und weshalb hast du dann diese Maske geschnitzt, von der du genau weißt, dass sie uns den Tod bringen wird?«
    Der Kriegsführer beugte sich zu Elchgeweih vor und durchbohrte sie schier mit seinem zornigen Blick. »Geh mir aus dem Weg! Ich muss diesen unseligen Jungen finden und töten, ehe er uns tötet.« »Und Blauer Rabe und Kleiner Zaunkönig?«
    Springender Dachs riss den Pfahl hoch und stieß ihn mit einer wütenden Bewegung wieder in den Boden. »Die beiden sind Verräter, Elchgeweih, aber töten werde ich sie nicht. Die Anführerinnen haben mir befohlen, die beiden zurück ins Wandererdorf zu bringen, um dort das Urteil über sie zu sprechen Und das werde ich auch tun.«
    Damit stapfte Springender Dachs auf die Gruppe zu, die sich um das Feuer geschart hatte. Angstvoll wichen die Krieger zurück. Eichel hatte die Hände zu Fäusten geballt, presste sie an die Schenkel und stand aufrecht da wie ein Baum, doch Elchgeweih bemerkte, dass er heftig schluckte. Die geflüsterte Unterhaltung erstarb.
    »Sei gegrüßt, ehrenwerter Kriegsführer!«, rief ihm Eichel entgegen. »Wir freuen uns, dich zu - zu sehen. Wir haben uns schon Sorgen um dich …«
    »Macht euch fertig«, fiel ihm Springender Dachs ins Wort. »Wir brechen sofort auf. Ich weiß, welchen Weg mein Cousin eingeschlagen hat!«
    Er wirbelte herum, stieß, noch ehe einer

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