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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gestimmt.«
    »Selbstverständlich«, ergänzte Aschenmond leise.
    Ein eiskalter Windstoß fegte durch das kleine Lager. Blauer Rabe zog sich den Umhang über den Kopf und hielt ihn unter dem Kinn fest zusammen. Der Schein des Feuers tanzte durch die braunen und goldenen Haarsträhnen, die sein Gesicht umwehten. »Ich habe unsere Anführerinnen um Milde angefleht, doch ihre Seelen waren bereits derartig von Angst und Schrecken gelähmt, dass meine Worte ungehört verhallten.«
    »Deine Nichte ist ein sehr mutiges Mädchen, Blauer Rabe«, bemerkte Sperling und rührte den Eintopf um. Der Duft nach Kaninchenfleisch und gekochtem Kürbis ließ den dreien das Wasser im Munde zusammenlaufen. »Ich bete zu unseren Ahnen, dass dein Volk sie dafür nicht töten wird.« Blauer Rabe ergriff mit einer Geste der Entschlossenheit den Ast und hielt ihn hoch. »Da müssten sie zuerst mich töten, Silberner Sperling.«
    »Mir scheint, Oberhaupt der Wanderer«, erklärte Aschenmond, während ein Lächeln ihre Lippen kräuselte, »dass deine Leute genau dieses im Sinn haben.«
    Einen dünnen Eichenzweig zwischen den Fingern zwirbelnd beobachtete Elchgeweih, wie Eichel auf sie zugestapft kam. Die Sonne warf tanzende Lichtflecken auf sein erschöpftes Gesicht. Sie hatten ihre Kriegskanus an der Stelle ans Ufer gezogen, wo die Fußspuren von Blauer Rabe sich mit denen der beiden Fremden vereinigten. Das war vor zwei Tagen gewesen. Seither saßen sie hier und warteten. Eichel ließ sich neben ihr in der Hocke nieder, die massiven Schultern unter dem Bärenfellumhang hochgezogen. Er hatte gerade ein Bad im See genommen, und der struppige Haarkamm der längs über seinen Schädel lief, war noch ganz feucht. »Was treibt er denn?«, erkundigte er sich im Flüsterton.
    »Keine Ahnung, aber er hockt schon seit dem Morgengrauen dort oben.«
    Keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt saß Springender Dachs auf einem der höchsten Äste einer alten Eiche. Kleine Holzschnitzel flatterten seit zwei Tagen aus dem Geäst und hatten schon einen ansehnlichen Haufen um den Stamm der Eiche gebildet.
    Eichel spähte nervös ringsumher. »Wo ist der Kopf?«
    »In seinem Schoß.«
    »Hat er wieder mit ihm gesprochen?«
    »Ja, vor kurzem hat er ihn wütend angebrüllt. Hast du das nicht gehört?« Als Eichel den Kopf schüttelte, meinte Elchgeweih verwundert: »Das überrascht mich. Ich war überzeugt, dass selbst unsere Familien zu Hause im Wandererdorf sein Geschrei vernommen haben.«
    Windmutter fuhr fauchend durchs Gehölz und wehte Elchgeweih die schulterlangen Haare um die braunen Augen. Gegen den Wind anblinzelnd, zog sie ihren Büffelledermantel am Kragen enger zusammen. Die grünen Falken und Hühnerhabichte, die den Saum ihres Mantels zierten, flatterten, als wollten sie davonfliegen.
    Als sie Eichels besorgte Miene bemerkte, fragte sie: »Was ist denn mit dir?«
    Er stützte die Ellbogen auf die Knie. »Als ich vorhin unten am See beim Baden war, kamen ein paar unserer Krieger auf mich zu und wollten wissen, was wir hier treiben. Sie meinten, einer von uns sollte dem Kriegsführer nahe legen, Weiterzuziehen. Wir sind den ganzen gestrigen Tag hier herumgesessen, während er auf diesem verdammten Baum hockte. Wenn wir Blauer Rabe nicht bald einholen, werden wir ihn nie finden.«
    Elchgeweih kratzte sich den breiten Nasenrücken. Großvater Tagbringer kletterte den strahlend blauen Himmel empor und warf seine glühenden Lanzen durch das Geäst; sie kitzelten Eichel im Gesicht, und er kniff die Augen zusammen.
    »Wenn das so ist, denke ich, dass du dieser eine von uns sein solltest. Ich habe bereits vorgestern Abend versucht, mit Springender Dachs zu reden. Er mag mich nicht.«
    »Aber du bist doch so viel tapferer als ich. Das sagt jeder.«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Oh ja. Das weiß der ganze Klan.« Eichel nickte unterwürfig, pflückte einen Grashalm ab und schob ihn in den Mund. Eine Weile kaute er schweigend darauf herum und vermied dabei tunlichst jeden Blickkontakt mit der Kriegerin.
    »Dann kannst du dich ja glücklich schätzen«, meinte Elchgeweih freundlich, »dass sich dir jetzt die Gelegenheit bietet, dir ebenfalls den Ruf eines unerschrockenen Kriegers zu verdienen. Unser Volk wird deinen Mut in seinen Liedern viele Winter lang besingen.«
    Der Grashalm blieb regungslos zwischen seinen Lippen stecken. Ganz langsam zog Eichel ihn heraus und sah Elchgeweih mit festem Blick an. »Ehrlich gesagt grämt es mich nicht allzu sehr, als Feigling

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