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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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verschwommen, andere wiederum so klar und deutlich, dass sie glaubte, den Anblick nicht ertragen zu können. Und da waren auch wieder die erstrickten Schluchzer von Wilde Rose, die ihr in den Ohren hallten. Ihr Herz schlug dumpf gegen ihre Rippen. Benommen stellte sie die Teeschale in den Sand.
    »Ich weiß es, weil - weil ich diejenige …«war …« Ihre Stimme brach. Sie holte tief Luft. »Ich war diejenige, die ihn gebeten hat, das Dorf zu verlassen.«
    Sperling saß da, unbeweglich wie eine Holzfigur, doch Aschenmond sah, wie sich die Gedanken hinter seinen dunklen Augen zu einem Bild zusammenfügten. »Meinst du, wir sollten darüber sprechen?«, fragte er leise und streifte Polterer mit einem raschen Seitenblick.
    Polterers Augen waren ganz groß geworden. Die Schale auf seinen Knien wackelte. Aschenmond streckte die Hand aus und strich ihm mit dem Handrücken besänftigend über die Wange. »Ich habe ihr mein Wort gegeben, es dir nie zu erzählen«, sagte sie. Ihr Lächeln konnte nicht über ihre Gewissensqualen hinwegtäuschen. »Aber ich glaube, es ist an der Zeit, dass du die Geschichte erfährst.«
    Polterers Stimme war kaum mehr als ein Wispern, als er fragte: »Ist er zu den Bilderfelsen gegangen?« Aschenmond ließ ihre Hand sinken. »Ja, zunächst. Aber später erfuhr ich von Händlern, dass er seither mehrmals seinen Aufenthaltsort wechselte. Das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er sich zu einem Ort begeben habe, der Cove Meadows genannt wird.«
    »Ist das weit? Können wir ihn dort aufsuchen?«
    Aschenmond verschränkte schweigend die Finger in ihrem Schoß.
    Sperling sagte kein Wort. Aber das war auch nicht nötig. Freundlichkeit und Geduld standen klar in seinem Gesicht geschrieben.
    »Wie nannte man ihn denn?, erkundigte er sich nach einer Weile.
    »Bullentöter.«
    Sperling ließ den Kopf an die Brust sinken und schloss für einen langen Moment die Augen. »Lahmer Hirschs Vater?«
    Polterers Blick huschte zwischen den beiden hin und her, dann platzte er heraus: »Lahmer Hirschs Vater? Du meinst, Lahmer Hirsch ist mein Bruder? Mein Vater ist menschlich?«
    Aschenmond nickte bedächtig. »Ja, Polterer, das ist er.«
    »Aber - aber ich dachte, Lahmer Hirsch hat seinen Vater getötet? Rote Pfeife hat mir erzählt…« »Das weiß ich«, erwiderte Aschenmond sanft. »Aber Rote Pfeife kannte die Wahrheit nicht. Niemand kannte sie. Nur Wilde Rose, Lahmer Hirsch, Bullentöter - und ich.«
    Angst ließ Polterers Gesichtszüge erstarren. »Hat mein Vater etwas Böses getan? Hast du ihm deshalb nahe gelegt, wegzugehen?«
    Aschenmond hob ihre Teeschale wieder auf und nahm einen langen Schluck.
    Einer goldenen Scheibe gleich schob sich Großvater Tagbringers Antlitz über den Horizont und warf eine glitzernde Lichtflut über den See. Eine Weile schien sie ganz in den Anblick dieses Naturschauspiels versunken.
    Polterer betrachtete stirnrunzelnd seine Hände. »Rote Pfeife hat mir erzählt, dass Bullentöter ein Hexer gewesen sei. Und dass Lahmer Hirsch ihn deshalb töten musste. Er …«
    »Nein, Polterer, dein Vater war kein Hexer«, widersprach Aschenmond. »Er war ein sehr guter Mann. Er hat nur seine Situation falsch eingeschätzt.«
    Sperling, der den Kopf immer noch gesenkt hielt, murmelte: »Was du getan hast, Aschenmond, war das Beste für alle. Der Skandal hätte das Buntfelsendorf entzweit.«
    Bedächtig drehte Aschenmond die Holzspieße mit den Hühnerteilen um. Fett tropfte ins Feuer und verbrannte knisternd auf der Glut. Sie sah zu Polterer hinüber, der sie fixierte wie ein Hund, der darauf wartet, dass man ihm einen Knochen hinwirft.
    »Polterer«, begann sie dann mit belegter Stimme. »Diese Geschichte ist nicht einfach zu erzählen. Ich werde wahrscheinlich einige Zeit brauchen, bis sie mir über die Lippen kommt.«
    Er sagte: »Du musst sie mir nicht erzählen, Großmutter,« murmelte er. »Ich liebe dich doch.« Aschenmond beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Danke, mein Junge. Aber es ist wichtig, dass du die Wahrheit erfährst.«
    Sie füllte ihre Teeschale noch einmal und hielt sie im Schoß. »Deine Mutter war elf Winter alt, als ihr Vater starb. Deine Großmutter, Abendstern, war damals sehr einsam und verheiratete sich bald nach seinem Tod ein zweites Mal. Damit nahm das Unglück seinen Anfang. Bullentöters erste Frau war erst zwei Monde zuvor bei einem Überfall ums Leben gekommen Auch er war sehr einsam. Als er deine Großmutter heiratete wollte er zu

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