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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dann weiß ich nicht, was passiert.«
    Zaunkönig nickte und Eichel zog sie weiter mit sich.
    Torkelnd setzte Zaunkönig einen Fuß vor den anderen und fixierte mit dem guten Auge die Hacken von Eichels Mokassins, an denen nasse Sandklumpen klebten.
    Der ganze Körper tat ihr weh, aber daran durfte sie einfach nicht denken.
    Stattdessen dachte sie an Polterer. Daran, wie er sie angesehen hatte an dem Abend, als sie ihn auf ihren Umhang gerollt und vom Lost Hill gezerrt hatte. Und an sein herzzerreißendes Schluchzen, als er seine Mutter fand.
    Und sie dachte an Onkel Blauer Rabe.
    Noch in tausend Wintern, wenn ihre einsame Seele durch die dunklen Wälder wanderte, würde sie seine Stimme hören, die sie aufgefordert hatte zu lügen, den Leuten weiszumachen, dass er an allem Schuld habe… und der Schmerz würde sich nirgendwo in ihrem Geisterkörper verstecken können. In den Bäumen zu ihrer Linken knackte ein Ast.
    Zaunkönig hob den Kopf.
    Da war etwas. Bewegte sich von Baum zu Baum.
    Tanzte. Versteckte sich und lugte im nächsten Moment hinter einem Baumstamm hervor. Eine Erscheinung aus Blut und Sonnenlicht blitzte zwischen den dunklen Stämmen auf. Das Gesicht leuchtete.
    Die blutroten Wunden auf seiner Brust waren zu lodernden Flammen geworden.
    Sein Wispern sickerte aus dem Sand und aus dem Himmel: Ich habe es dir gesagt, Zaunkönig. Ich sagte dir doch, dass du kommen wirst.

33. Kapitel
    Das eisgraue Licht, das durch das Rauchabzugsloch hereinschien, ließ Aschenmond aus dem Schlaf hochschrecken. Ihr Herz raste, als sie sich auf die Ellbogen stützte und blinzelnd umsah. War es schon so spät? Das Feuer war bis auf die Glut heruntergebrannt; sanftes Licht erhellte die Hütte, das die Vorratskörbe und Polterers Haar mit einem rötlichen Schimmer überzog.
    Sperling lag auf der Seite und schlief tief und fest, das Aschenmond zugewandte Gesicht umhüllt von seiner weißen Haarflut. Ihr Blick wanderte über die tiefen Furchen in seiner Stirn, die dunklen Schatten unter seinen Augen, die sinnlich geschwungenen Lippen und die gebogene Nase. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so sehr danach gesehnt ihn zu berühren, wie in diesem Augenblick.
    Aber sie tat es nicht. Der Anblick allein war tröstlich genug. Polterer lag auf dem Rücken, sein Kopf berührte beinahe den von Sperling, seine Hand hatte er in dessen weißem Haar vergraben. Die glühenden Äste in der Feuerstelle hinter ihnen leuchteten flackernd, und der aromatische Geruch des Holzrauchs mischte sich mit dem der feuchten Rindenwände.
    Diese unschuldige, friedliche Atmosphäre machte die vor ihnen liegende Nacht schier unerträglich. Dass sie sterben könnte, das kümmerte sie wenig, aber es war ihr ungeheuer wichtig, dass Sperling und Polterer weiterleben durften.
    In der Nacht als Flint gestorben und Sperling verschwunden war, hatte sie zum ersten Mal allein auf ihrem gemeinsamen Lager gelegen und die Götter verflucht. Und Sperling. Seine Stärke war für sie wie ein Anker gewesen, der sie mit der Erde verband, und ohne diesen hatte sie die Verbindung zur Wirklichkeit verloren. Während der dreiundachtzig Tage seiner Abwesenheit war sie wie eine Schlafwandlerin durchs Dorf geirrt mehr tot als lebendig, gefangen in einem grauenvollen Albtraum, dem sie nicht entfliehen konnte.
    Ständig hatte sie die Furcht getrieben, dass Sperling tot sein könnte, und sie hatte die Götter angefleht, ihr die Kraft zu schenken, damit fertig zu werden. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie nicht verzweifeln durfte - um ihrer Tochter und der Enkelkindern willen. Und wegen ihres Klans. Doch der Gedanke, dass er nicht mehr am Leben sein könnte, hatte in ihr immer wieder den verzweifelten Wunsch ausgelöst, ebenfalls zu sterben.
    Und so einen Gedanken wollte sie nie wieder in sich spüren.
    Sperlings Hand lag entspannt auf dem Büffelfell zwischen ihm und dem Jungen. Aschenmond streckte den Arm aus und strich sacht über seine Fingerspitzen.
    Ein unsäglicher Schmerz glomm in ihrem Herzen auf.
    Dies könnte ihr letzter gemeinsamer Tag sein, und es gab doch noch tausend Dinge, die sie ihm sagen wollte.
    Versonnen strich sie seitlich an seinem Zeigefinger entlang und folgte der Biegung seines Daumens. Da bewegten sich seine Augenlider. »Na, hast du Angst, dass wir morgen um diese Zeit tot sein könnten?«, murmelte er.
    »Der Tod jagt mir keine Angst ein, Sperling«, flüsterte sie zurück. »Aber die Vorstellung, ohne dich leben zu müssen, die macht mir

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