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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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an Onkel Blauer Rabe vorbei und schraubte sich dann den Abhang hinunter. Kurz bevor die Windhose Polterer erreichte, verlor sie plötzlich an Schwung und löste sich auf. Das alte Laub, das sie hochgewirbelt hatte, flatterte langsam auf die Erde hernieder. Zaunkönig blieb vor Staunen der Mund offen stehen, als sie beobachtete, wie das Laub genau über Polterer herabregnete und ihn wie eine dicke braune Decke zudeckte.
    »Polterer, hast du die Geister um Hilfe angerufen?«, wisperte sie. »Bist du deshalb …« Polterer hob den Kopf.
    Zaunkönig zuckte zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass er sie hören könnte. Der Wind musste ihre Stimme zu ihm hingetragen haben. Rasch warf sie einen Blick zu ihrem Onkel, um sicherzugehen, dass er sie nicht beobachtete, dann winkte sie Polterer kurz zu.
    Der Junge sah sie eine ganze Weile an und bewegte dabei die Lippen, als spräche er mit ihr, dann ließ er erschöpft den Kopf sinken.
    Zaunkönigs Herz füllte sich mit Verzweiflung. Sie versuchte sich jede Linie seines Gesichts einzuprägen, die genaue Lage seiner kurzen Arme und Beine, ja selbst das Schimmern der Muscheln auf seinem schwarzen Hemd. Wenn ein Mensch auf diese Weise sterben musste, überlegte sie, wäre es nur recht und billig, wenn die Verantwortlichen ihm dabei zusehen müssten. Wenn alle Bewohner des Wandererdorfes die Pflicht hätten, Wache zu halten, dann würden sie vielleicht weniger Menschen zum Tod verurteilen.
    Zaunkönig musste erst einmal schlucken, ehe sie Atem holen konnte.
    Sie blieb am Fuße von Lost Hill stehen und beobachtete Polterer, bis das Licht zu schwinden begann und sie ins Dorf zurückkehren musste.
    Silberner Sperling warf noch ein paar Äste ins Morgenfeuer. Der Raureif, der auf den Wiesen lag, sah aus wie frisch gefallener Schnee. Sperlings Atem kristallisierte zu kleinen Dampfwölkchen, als er sich über den rußgeschwärzten Kessel beugte, der an einem Dreibein am Rand des Feuer hing. Der Tee, eine Mischung aus getrockneten Holzapfelstückchen und eingedicktem Ahornsirup, duftete herrlich würzig. Sperling war früh aufgestanden, hatte Feuer gemacht, Wasser für den Tee erhitzt, die Kürbisschalen hergerichtet und seine Felldecken zusammengeschnürt. Sein Bündel lag fertig gepackt neben ihm. Aschenmond schlief noch auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers, das wunderschöne Gesicht im Schlaf friedlich entspannt. Hinter ihr zog sich eine lange, bewaldete Hügelkette zum Leafing See hinunter. Die schneebedeckten Wipfel leuchteten im ersten zaghaften Licht des beginnenden Tages. Über dem indigoblauen Wasser glitzerten noch die hellsten Wohnstätten der Nachtwanderer.
    Sperling ließ sich auf seinem Deckenbündel nieder und verfolgte den Tanz der Aschefunken, die durch die schwarzgrauen, kahlen Äste der Eichen in den dämmrigen Himmel stiegen. Der gestrige Tag war sehr anstrengend gewesen. Vom Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit waren sie gerannt, zwischendurch schnellen Schrittes gelaufen und wieder gerannt, bis sie bei den drei Kanus ankamen, die der Erdendonnerklan immer zwischen Büschen verborgen am Ufer des Leafing Sees bereit hielt. Jetzt, am frühen Morgen, spürte Sperling jeden seiner dreiundfünfzig Winter in den Knochen. Langsam ließ er die Schultern kreisen. »Ehrwürdige Ahnen«, ächzte er, »mir tut jeder Muskel am Körper weh.«
    Er nahm sich eine der Schalen und füllte sie mit heißem Tee. Als er den Kopf über die Schale neigte, um zu trinken, sah er ganz deutlich sein Spiegelbild in der dunklen Flüssigkeit, die gebogene Nase, die buschigen weißen Augenbrauen und das markante Kinn. Sein weißer Zopf hing über der linken Schulter. Als er den Kopf zur Seite drehte, um die Falten an den Augenwinkeln zu studieren, hörte er Aschenmond sagen:
    »Du siehst alt aus.« Sie lag noch immer in ihre Decken gehüllt am Feuer.
    »Nein, weise.«
    »Du glaubst wohl alles, was die Leute so daherschwätzen, wie?«
    Er grinste. »Schäl dich lieber aus deinen Decken, damit wir uns auf den Weg machen können!« Aschenmond stützte sich auf einen Ellbogen; dabei fiel ihr das silbergraue Haar wie ein Vorhang über die Schultern. »Gesegnete Geister, das war vielleicht eine eiskalte Nacht. Mir tut jeder Knochen weh.« »Ich fürchte, das war nicht die letzte kalte Nacht, die uns bevorsteht, ehe wir unsere Mission erfüllt haben.«
    Aschenmond gähnte herzhaft. »Wo, glaubst du, ist Maishülse?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich einen halben Tagesmarsch voraus. Er ist ja

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