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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wo man den Körper des Jungen kochen und das Fleisch von den Knochen schälen würde. Üblich wäre es dann, anschließend die Knochen des Jungen unter dem Langhaus zu vergraben. Auf diese Weise wurde gewährleistet, dass die Seele des Jungen, so sie das wollte, in den Leib einer Frau eindringen konnte, um wiedergeboren zu werden. Aber Zaunkönig war sich nicht sicher, ob der Klan mit Polterers Knochen genauso verfahren würde. Sie hassten den Jungen so sehr, dass sie seine Knochen vielleicht den Dorfhunden zum Fraß vorwarfen.
    Sie hackte gerade an einem der Türpfosten herum, als ihre Großmutter mit zischender Stimme rief: »Um unserer ehrwürdigen Ahnen willen, Zaunkönig, komm her und setz dich endlich hin! Du machst Sumpfbohne ganz verrückt mit deiner Tändelei!«
    Die beiden alten Frauen spannen schon seit Mittag Garn aus Hundehaar, und inzwischen türmten sich neben ihnen mehrere auf lange Stöcken aufgewickelte Garnknäuel in verschiedenen Farben auf. Frost-auf-den-Weiden wirkte neben Sumpfbohnes Leibesfülle noch größer und hagerer als sonst. Selbst in Zeiten wenn das Dorf Hunger litt, büßte Sumpfbohne kaum etwas von ihrem Umfang ein - ein Umstand, der Zaunkönig immer wieder erstaunte.
    »Ich möchte mich aber nicht hinsetzen, Großmutter«, protestierte Zaunkönig. »Ich bin viel zu unruhig.«
    »Weswegen denn?«
    Sumpfbohne legte ihre Hand auf Frost-auf-den-Weidens Arm. »Sie macht sich Gedanken um das Falschgesicht-Kind. Als Blauer Rabe den Jungen zum Lost Hill führte, hat sie ihn angebettelt, sie doch mitzunehmen.«
    Frost-auf-den-Weiden hob die dünnen weißen Brauen. »Das ist gegen unsere Tradition, Zaunkönig, und das weißt du auch. Du wirst den Jungen und deinen Onkel zur Abendzeit sehen, wenn du ihm sein Essen bringst.«
    »Aber ich …«
    »Halt den Mund und hör mir zu.« Frost-auf-den-Weiden hob achtungsgebietend einen dürren Zeigefinger. »Niemand darf zum Lost Hill gehen, außer dir. Daher musst du die Verpflichtungen ehren, die mit diesem Privileg verbunden sind. Du gehst hin, bringst das Essen und kehrst sofort wieder zurück. So wird es von dir verlangt.«
    Zaunkönig drehte nervös ihr Messer zwischen den Fingern. »Ich wünschte nur, Polterer brauchte nicht zu …«
    »Siebenstern hat über sein Schicksal entschieden. Und so wird es geschehen. Hör auf, weiter darüber nachzusinnen.«
    Etwas freundlicher setzte Sumpfbohne hinzu: »Großvater Tagbringer gibt keinem von uns das Versprechen, dass wir alle Tage erleben, die wir erleben möchten. Daher müssen wir das Beste aus unserem Leben machen und glücklich sein, dass unser Leben nicht schlechter ist als es nun einmal ist.«
    Frost-auf-den-Weiden ließ einen halb ärgerlichen, halb amüsierten Laut hören. »Begreifst du denn nicht, dass sich das Falschgesicht-Kind glücklich schätzen kann? Wenn Blauer Rabe Siebenstern nicht um Milde gebeten hätte, stünde der Junge in diesem Augenblick auf dem Versammlungsplatz mit einem lodernden Feuer unter den Füßen. Also, sei dankbar.«
    Mit kaum hörbarer Stimme wisperte Zaunkönig: »Ich bin … dankbar.«
    »Außerdem«, fügte ihre Großmutter hinzu, »ereilt die Menschen gewöhnlich das Schicksal, das sie verdienen.«
    Zaunkönig ließ langsam das Messer sinken. Die lächelnden Gesichter ihrer Mutter, ihres Vaters und des kleinen Himmelsbogen malten sich auf ihre Seelen. Dann trottete auch noch Gauner ins Bild, fröhlich mit seinem weißen Schwanz wedelnd. Ohne Vorwarnung schössen Zaunkönig die Tränen in die Augen und kullerten ihr über Wangen. Durch den Tränenschleier hindurch sah sie ihre Großmutter an.
    »Was ist los mit dir?« fragte ihre Großmutter verwundert. »Du siehst aus wie ein verletztes Tier!« »Hat … meine Familie es verdient zu sterben?«, verlangte Zaunkönig zu wissen. »Und Gauner? Er hat nie etwas Böses getan! Er war ein guter Hund - und er war mir ein guter Freund. Ich …« »Niemand will dein törichtes Geplapper hören!«
    Wie oft hatten Erwachsene ihr schon erklärt, dass sie nicht hören wollten, was sie zu sagen hatte? Als ob ihre Gedanken völlig unwichtig wären.
    Zaunkönig schob das Messer in die Scheide, die sie am Gürtel trug, zog ihren weißen Fuchsumhang vom Haken neben dem Eingang und duckte sich durch den Vorhang nach draußen in den Sturm. Das lange schwarze Haar peitschte ihr ins Gesicht und verfing sich in ihren Wimpern.
    »Ach, lass sie gehen«, hörte sie ihre Großmutter sagen. »Zaunkönig ist eine unerzogene Göre. Das war

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