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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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fuhr oft nachts aus dem Schlaf hoch, schweißgebadet, wimmernd, von unerträglichen Schmerzen gequält. Und anschließend fühlte er sich körperlich so erschlagen, als ob feindliche Krieger ihn die ganze Nacht mit Holzknüppeln malträtiert hätten. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Auf diese Weise rief ihn sein Helfer zu sich. Und diesem Ruf konnte er sich nicht widersetzen.
    Sperling schlug die Augen wieder auf und blinzelte zu den nackten Ästen über seinem Kopf empor. »Nein, nicht die Brut einer Hexe«, sagte er unvermittelt. »Sie ist aus Vogelscheiße geboren, dem Samen von Nattern, aus …«
    »Ältester.« Großer Blauer studierte die schmale Linie von Sperlings Lippen. »Bitte, kehre mit mir zurück. Wenn du deine Suche nach der Ältestenversammlung fortsetzen willst, so steht dir das frei.« In dem plötzlich einsetzenden Schweigen schienen die Vögel lauter zu zwitschern, das Wispern des Windes in den Bäumen anzuschwellen. Der Wald verströmte an diesem Morgen einen schweren, beißenden Geruch.
    »Also gut«, seufzte Großer Blauer schließlich resigniert. »Vielleicht kannst du mir dann wenigstens ungefähr sagen, wann deine Suche beendet sein wird?«
    »Ich fürchte mich davor, eine Mutmaßung anzustellen.«
    »Du? Fürchten? Du bist ein mächtiger, heiliger Mann. Was könnte dir schon Angst einjagen?« »Nun ja …«, Sperling machte eine lebhafte Geste mit den Händen. »Zum einen, Großer Blauer, fürchte ich mich davor, dass ich meine Suche beenden muss, ohne einen Geisterhelfer gesehen zu haben, was die Meinung von Aschenmond bestätigen würde, dass ich nur ein Verrückter bin, kein Träumer. Zum anderen befürchte ich, dass wir bald in den Krieg ziehen müssen. Und wenn du es ganz genau wissen willst, jagt mir dieser Schmerz in meiner Brust eine höllische Angst ein.« Sperling legte eine Hand ans Brustbein.
    »Dein Herz?« fragte Großer Blauer.
    »Ich weiß nicht.«
    Großer Blauer setzte sich wieder auf den Baumstamm und forschte in Sperlings Gesicht. »Tut es die ganze Zeit über weh?«
    Sperling schüttelte verneinend den Kopf.
    »Bist du vielleicht besessen?«, flüsterte der junge Mann erschrocken. »Sollen wir einen Schamanen rufen?«
    Sperling musste lächeln, und dabei platzten seine ausgetrockneten Lippen auf. Kleine Blutstropfen rannen warm über sein Kinn. »Nein«, sagte er und wischte sie mit dem Handrücken ab. »Ich denke eigentlich, dass die Schmerzen von meinem Geisterhelfer kommen.«
    Großer Blauer schien sich ein wenig zu entspannen. »Ich habe gehört, dass die Alten häufig unter seltsamen Schmerzen leiden. Mein Urgroßvater hat jedes Mal gestöhnt, wenn er …« »Ich bezweifle, dass es sich dabei um das gleiche Leiden handelte, Blauer. Hatten seine Schmerzen goldene Augen?«
    Großer Blauer klappte den Mund zu und blieb eine Weile stumm. »Ich glaube nicht«, sagte er dann. »Mein Schmerz hat Augen. Sie funkeln mich in meinen Träumen an.«
    »Seit wann siehst du diese Augen schon?«
    »Seit ungefähr sieben Monden.«
    Der Adamsapfel von Großer Blauer hüpfte, während er schwer schluckte. Offenbar kostete es ihn große Überwindung, die nächste Frage zu stellen. »Vielleicht sollten wir einen Läufer zu Polterer schicken. Ich bin sicher, dass das Falschgesicht-Kind dir sagen kann, ob diese Augen gut oder schlecht sind.«
    Polterer, der Zwergenjunge, der zwei Tagesmärsche nördlich im Buntfelsen-Dorf lebte, besaß große Macht. Er jagte den meisten Menschen Angst ein, auch Sperling, aber dennoch liebte Sperling den Jungen von ganzem Herzen.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Polterer wichtigere Dinge zu tun hat, als sich um die Zipperlein eines alten Mannes zu kümmern.« Um seine Worte zu unterstreichen, stöhnte Sperling, als er seine verspannten Rückenmuskeln dehnte. »Geh jetzt wieder heim, Blauer. Ich habe eine wichtige Suche vor mir. Ich muss mich konzentrieren.«
    Großer Blauer erhob sich langsam. »Nun denn, Ältester«, sagte er.
    Der junge Kriegsführer blieb jedoch mit gesenkten Brauen vor Sperling stehen und fixierte ihn mit einem besorgten Blick.
    Sperling hob die Hand und deutete mit dem Zeigefinger geradeaus. »Verfolge einfach deine Fußspuren im Schnee zurück, Blauer.«
    Der junge Mann starrte ihn verwundert über diesen unnötigen Ratschlag an. »Ich bete dafür, dass dein Helfer bald in Erscheinung tritt, Ältester.«
    »Ja, ich ebenfalls.«
    Großer Blauer nickte, drehte sich um und trottete langsam davon. Sperling sah ihm hinterher, wie

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