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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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selbst wäre Großer Blauer niemals auf so einen Unsinn gekommen. Für den Erdendonner-Klan gab es nichts Wichtigeres, als von der Geisterwelt Beistand und Rat zu erbitten. Auch für bevorstehende Kriegszüge… weshalb Großer Blauer sicherlich auch gekommen war.
    Sperling schloss die Augen, brummte etwas Unfreundliches und klopfte mit der Hand auf den Baumstamm. »Setz dich, Blauer. Erzähl schon, was gibt es so Wichtiges?«
    Großer Blauer ließ sich neben Sperling nieder. Seine Gesichtszüge wurden hart. »Es geht um den Wanderer-Klan, Ältester.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Was hat Springender Dachs jetzt schon wieder angezettelt?« Vor fünf Wintern hatte Springender Dachs, der Kriegsführer des Wanderer-Klans, seine Umgebung einen ganzen Mond lang terrorisiert.
    »Er hat das Nebelschleier-Dorf angegriffen. Das liegt…«
    »Drei Tagesmärsche von hier entfernt.« Sperling ballte die Fäuste und vollführte damit eine Drohgebärde. »Und Aschenmond befürchtet nun, dass wir die nächsten sind, richtig?« »Ja, Ältester.«
    »Ich weiß allerdings nicht, was ich ihrer Meinung nach dagegen unternehmen soll, Blauer. Ihn verfluchen und beten, dass seine Leute sich gegenseitig zerfleischen, anstatt uns?« Der Erdendonner-Klan gehörte zum Schildkröten-Volk. Die Erdendonner-Leute waren als friedfertige Jäger und Sammler bekannt, die ihre kleinen Lager immer wieder auf- und abbauten, um dem Wild zu folgen oder neue Felder und Nusswälder aufzusuchen. Ihre entfernten Verwandten, das Bärenvolk, sahen dies als Schwäche an. Sie hatten begonnen, die Lager des Schildkröten-Volks anzugreifen und die Familien von ihren Jagdgründen und Feldern zu vertreiben, die sie zum Überleben brauchten, um sich selbst dort niederzulassen.
    Die Schildkröten-Klans mussten sich dagegen wehren. Bald. Und Sperling war aufgerufen, ihnen seinen besten Rat dafür zu geben. Aber das konnte er erst tun, nachdem er zu seinem Geisterhelfer gesprochen hatte. Das war keine Angelegenheit mehr, die allein von Menschenhand geregelt werden konnte. Die Menschen hatten getan, was sie konnten. Nun vermochten nur noch die Geister dieses Problem zu lösen. Nervös scharrte Großer Blauer mit seinen Mokassins im knirschenden Schnee. »Ältester?« sagte er. »Du bist jetzt bereits seit drei Nächten in den Wäldern. Hat sich dein Geisterhelfer schon gezeigt?« »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein!«
    Dieser Umstand hatte ihn schon zur Genüge gepeinigt. Gewöhnlich erschien sein Helfer immer am zweiten Tag seiner Suche. Heute brach der vierte Tag an, und er hatte sich noch nicht einmal…« »Aschenmond vermutete, dass er noch nicht erschienen ist«, unterbrach ihn Großer Blauer eilig. »Und deshalb glaubte sie wohl auch, dass es in Ordnung sei, dich bei deiner Suche zu stören.« Im Stillen überlegte Sperling, was geschehen würde, wenn er ins Erdendonner-Dorf marschierte und Aschenmond das Kriegsbeil kräftig über den Schädel zöge.
    »Deshalb«, fuhr Großer Blauer fort und schlug sich mit den Händen auf die Knie, »bin ich gekommen um dich zu bitten, ins Dorf zurückzukehren. Anführerin Aschenmond meinte, du könntest deine Suche fortsetzen, sobald du im Ältestenrat gesprochen hast.«
    Sperling starrte nur vor sich hin.
    Aschenmond hatte noch nie eine Suche nach einer Vision unternommen. Sie kannte nicht die bittere Kälte, die sich in der Seele breit macht, oder die körperliche Erschöpfung, die einen befällt, wenn man tagelang ohne Essen und Trinken durch die Wälder streift. Sie könnte niemals diese zersetzende Verzweiflung nachempfinden, die einen Träumer befällt, wenn er fürchten muss, zu versagen. Sperling befeuchtete seine aufgesprungenen Lippen. Sie schmeckten nach geronnenem Blut und salzigen Tränen. »Kannst du dir vorstellen, was Aschenmond dir antworten würde, wenn du ihr so eine Botschaft brächtest, nachdem sie tagelang gebetet und gefastet hat?« Großer Blauer ließ den Kopf sinken. »Ich …«
    »Sie würde dir sagen, du sollst dich von der nächsten Klippe stürzen. Und die gleiche Antwort sollte ich dir auch geben.«
    »Ältester«, erwiderte Großer Blauer aufgebracht, »die Anführerin ist nicht so schlimm, wie du sie darstellst.«
    »Das musst du ausgerechnet mir erzählen!« Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe fünfunddreißig Winter mit ihr gelebt, Blauer. Ich kenne die verschlungenen Pfade, auf denen ihre Gedanken wandeln.«
    Hoch über Sperlings Kopf begann Windmutter leise zu flüstern. Schneeflocken

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