Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
»Glaubst du etwa, dass er und Aschenmond beschlossen haben, das Falschgesicht-Kind zu suchen?«
Maishülse blies über seinen heißen Tee und sah den weißen Dampfwölkchen hinterher. »Was würdest du denn tun, wenn sich ein Kind, das du wie dein eigenes liebst, auf der Flucht vor einer Horde blutrünstiger Krieger befände?«
Stirnrunzelnd wandte das Klan-Oberhaupt seinen Blick dem Feuer zu.
Fliegendes Skelett kniete vor den Aschekuchen, neben sich einen Stapel Holzschüsseln und Löffel. Vorsichtig holte er eine wohl bemessene Portion der Fladen aus der heißen Asche, legte sie in die oberste Schüssel und machte sich damit auf den Weg zu seinem Oberhaupt. Während Maishülse ihn beobachtete, musste er unweigerlich an ein überdimensionales Wiesel denken.«Mir ist sehr wohl bewusst, dass du mir nicht traust«, begann Maishülse erneut. »Aber …«
»Das habe ich nie gesagt.«
Mit einer angedeuteten Verbeugung reichte Fliegendes Skelett seinem Ältesten die Schüssel mit den Kuchen. »Der Fisch wird auch bald gar sein. Darf ich dir noch etwas Tee nachschenken?« »Ja, vielen Dank, Fliegendes Skelett«, murmelte Gefleckter Frosch und reichte ihm seine leere Trinkschale. Dienstfertig eilte Fliegendes Skelett damit zurück zur Feuergrube.
Als Gefleckter Frosch in einen der Aschekuchen biss, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Hier«, nuschelte er kauend, »nimm dir einen.«
»Wie könnte ich ein so großzügiges Angebot ausschlagen?« erwiderte Maishülse höflich und griff zu. Das Gebäck aus Eichelmehl und gerösteten Holundersamen zerging einem förmlich auf der Zunge. »Köstlich. Deine Leute sind wirkliche Meister in der Kunst des Backens und Brauens!«, rief er entzückt und fügte leise hinzu: »Auch wenn du mir nicht vertraust.«
Gefleckter Frosch grinste. »Maishülse, mein Freund, ich habe genauso viel Vertrauen in dich wie in alle anderen Händler.«
Maishülse dachte kurz über diese Antwort nach und seufzte dann.
Es begann wieder zu schneien. Die Flocken hüllten die Bäume ein und verglühten zischend über der Feuerstelle.
Maishülse legte eine Hand über die Augen und spähte zum Himmel empor. »Im Norden braut sich ein Sturm zusammen. Ich glaube, wir müssen uns auch morgen wieder auf einen langen Tag einstellen.« Gefleckter Frosch schob sich das letzte Stück des Kuchens in den Mund und wischte sich die Hände am Saum seines Umhangs ab. »Ich hoffe, dass in den nächsten Tagen noch sehr viel mehr Schnee fällt.«
»Und jeden Mokassinabdruck, den die Kinder oder Blauer Rabe zurücklassen, zudeckt?« Auch Gefleckter Frosch hob jetzt das Gesicht den träge herabfallenden Flocken entgegen, die sich auf sein Haar setzten und auf seinen dicken Pausbacken schmolzen. »Und nicht zu vergessen auch unsere Spuren, mein Freund. Wer weiß denn, ob wir nicht auch verfolgt werden?«
»Wir? Verfolgt?« Maishülse richtete sich unwillkürlich auf. »Aber wer sollte es denn auf uns abgesehen haben?«
Nach einem zweiten Aschekuchen greifend, erwiderte Gefleckter Frosch gleichmütig: »Einige Dörfer des Bärenvolkes zum Beispiel. Falls denen zu Ohren kommt, dass wir mit einer Truppe Krieger unterwegs sind, um Springender Dachs aufzuspüren, dann kann niemand vorhersagen, wie sie darauf reagieren. Diese Bärenleute sind bekanntlich alles andere als zimperlich.«
»Heilige Ahnen!«
Dass er daran nicht gedacht hatte! Großer Dachs in den Himmeln, wenn irgendjemand vom Bärenvolk herausfinden würde, dass er die Krieger des Schildkrötenvolkes angeführt hatte …
Gefleckter Frosch reichte die Schüssel mit den Kuchen an Maishülse weiter. »Möchtest du noch einen?«
Maishülse nahm sich gleich drei. »Ich danke dir, verehrter Anführer«, murmelte er und warf einen verdrossenen Blick auf die Kuchen. Es war gut damit beraten, ab jetzt jede Mahlzeit zu genießen, denn sie könnte unter Umständen seine letzte gewesen sein.
29. Kapitel
Mitten in der Nacht wurde Sperling wach. Er lag mit angezogenen Beinen dicht an Aschenmond geschmiegt, die Elchdecke über ihre Köpfe gezogen, einen Arm schützend um sie gelegt. Ihr Kopf ruhte unter seinem Kinn. Der Umstand, dass er die Hoffnung schon lange aufgegeben hatte, sie jemals wieder so in den Armen zu halten, machte ihn umso glücklicher. Vorsichtig hob er den Kopf und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel.
»Bist du wach?«, wisperte sie schläfrig.
»Ja.«
»Meinst du, wir sollten aufstehen?«
Sie rutschte
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