Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken
Nase glitzerten dicke Schweißperlen.
»Ach ja«, meinte Maishülse mitfühlend, als er sein Bündel abstreifte und es neben dem Baumstamm auf den Boden fallen ließ. »Dieser Mond ist unberechenbar. Einen Tag ist es brütend heiß, am nächsten fegen wieder Eisstürme übers Land.«
Fliegendes Skelett legte ebenfalls sein Bündel ab und kniete sich vor Gefleckter Frosch hin. »Ich werde dir helfen, deine Mokassins zu wechseln, Ältester.«
»Oh ja, bitte«, schnaufte er und streckte ihm das rechte Bein hin.
Fliegendes Skelett schnürte den Schlammverkrusteten Mokassin auf und streifte ihn über die dicke Wade des Anführers ab, dann entnahm er seinem Bündel ein trockenes Paar Mokassins - mit Büffelfell besetzt - und zog ihm einen davon an.
Gefleckter Frosch streckte ihm daraufhin den anderen Fuß hin, und Maishülse verfolgte, wie sich die Prozedur wiederholte.
Er musste zugeben, dass ihn dabei ein Gefühl des Abscheus erfasste. Er selbst hielt sich möglichst von seiner Ehefrau fern, und zwar genau deshalb, weil er es hasste, bemuttert zu werden. Frauen behandelten Männer nie wie Männer. Sie alle glaubten anscheinend, Männer seien Kinder in extrem großen Körpern.
Schnell kramte er seine Büffelblase aus seinem Bündel und trank ein paar Schlucke Wasser, während er Gefleckter Frosch aus den Augenwinkeln beobachtete.
Der alte Anführer seufzte erleichtert, als Fliegendes Skelett die Prozedur abgeschlossen und die trockenen Mokassins zugeschnürt hatte.
»Wünschst du, dass ich dir jetzt das Haar kämme?«, erkundigte sich Fliegendes Skelett beflissen, nicht ohne einen scheelen Blick auf die zerzausten Zöpfe seines Herrn zu werfen. »Oder wäre dir eine Tasse heißer Tee willkommener?«
»Bring mir einfach eine Tasse Tee, und während ich den trinke, kannst du mich kämmen.« »Jawohl, Anführer.«
Fliegendes Skelett entnahm seinem Bündel eine Trinkschale und eilte damit zur Feuergrube, wo Tee in einem großen, kegelförmigen Topf zwischen den Kohlen siedete. s
Maishülse kramte seine eigene Trinkschale hervor und folgte Fliegendes Skelett ans Feuer. Nachdem der Krieger die Schale seines Anführers gefüllt und damit davongewieselt war, warf Maishülse einen Blick in den rußgeschwärzten Topf, aus dem es köstlich nach getrockneten Erdbeeren und Kürbisblüten duftete. Er tauchte seine Schale ein und schaute sich im Lager um Ein exzellenter Platz, um zu nächtigen, befand er. Er selbst hätte keinen besseren finden können. Zwanzig Schritte zu seiner Rechten plätscherte ein kristallklarer Bach unter einer glitzernden Eisschicht den Abhang hinab. Um die Lichtung herum erhoben sich ausladende Ahornbäume und Eichen, deren Samen überall im Gras verstreut lagen. Quer über die Lichtung zogen sich die herzförmigen Fährten von Rehen und Hirschen. Maishülse schlenderte zurück zu Gefleckter Frosch und ließ sich neben ihm auf dem Stamm nieder. Als er sich vorbeugte fiel ihm der dicke schwarze Zopf über die Schulter. Der Schein des Feuers brachte die wenigen grauen Strähnen darin zum Schimmern.
Nach und nach kehrten die Krieger zurück ins Lager. Einige schleppten Feuerholz herbei, das sie zu einem beachtlichen Haufen auftürmten. Einer der Männer hatte sieben Eichhörnchen erlegt, die er an einen Strick gebunden über der Schulter trug. Ein anderer brachte einige Fische mit. Kein Wunder, dass Maishülses Magen beim Anblick dieser Köstlichkeiten vernehmlich zu knurren begann. »Die Tüchtigkeit deiner Männer beeindruckt mich sehr, muss ich sagen«, bemerkte Maishülse und nippte an dem süßen Früchtetee.
»Der Dank hierfür gebührt Junge Otterfrau. Ihr Verdienst ist es, dass es im Dorf der Schweigenden Krähe keine Drückeberger gibt. Wenn unsere Kinder beim Faulsein ertappt werden, müssen sie zur Strafe das doppelte Pensum ihrer täglichen Pflichten ableisten. Und wenn sie später zu jungen Frauen und Männern herangewachsen sind, kennen sie sehr genau die Strafen für Müßiggang und wissen die Früchte des Fleißes sehr zu schätzen.«
»Ja, das sieht man.« Maishülse trank noch einen Schluck Tee, der eine angenehme Wärme in seinem Bauch verbreitete. »Ach, tut das gut, endlich einmal zu sitzen.«
fliegendes Skelett kramte einen hölzernen Kamm aus seinem Gepäck, steckte ihn in seinen Gürtel und begann, die Zöpfe des Anführers zu entwirren. Dabei ging der große, hagere Mann so behutsam mit den Haaren von Gefleckter Frosch um, als könnten sie abbrechen.
Der Krieger, der die
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