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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Wenn Kleiner Zaunkönig gestern Abend entwischen konnte und weggelaufen ist - glaubst du, Sie könnte dann versucht haben, uns von dem Unterschlupf wegzulocken?«
    Sie streifte sich das Haar über die rechte Schulter, teilte es in drei dicke Strähnen auf und begann sie geschickt zu einem Zopf zu flechten.
    Sperling hielt ihren Blick fest. »Meinst damit, dass der Junge immer noch dort sein könnte? Du meine Güte, hoffentlich nicht!«
    »Warum?«
    »Dieser Unterstand ist vom Buntfelsendorf aus gut zu sehen. Sobald Großvater Tagbringer über den Horizont schaut, wird Springender Dachs dort als erstes nach ihnen suchen.«
    »Dann müssen wir ihm zuvorkommen.«
    Jetzt setzte sich auch Sperling auf. »Das ist viel zu gefährlich, Aschenmond. Er hat bestimmt Wachen rund um das Dorf aufgestellt, denen keine Bewegung entgeht. Und dass sie nach uns suchen, steht fest. Du hast doch gehört, was Blauer Rabe dieser Kriegerin gestern Abend erzählt hat. Dass er Polterer an uns verkauft habe.«
    »Ja, da hat er sich wirklich etwas einfallen lassen.« Sie hatte ihren Zopf fertig geflochten und suchte jetzt im Schnee nach dem Lederband, das sie am Abend zuvor abgelegt hatte. Sie fand es, umwickelte damit das Ende des Zopfes und meinte: »Ich habe ihn wirklich unterschätzt.«
    »Nun ja«, meinte Sperling besänftigend, »man kann nicht immer voraussehen, wie Menschen unter Druck handeln.«
    »Aber es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass er sich selbst opfern würde, um Zaunkönigs Leben zu retten.«
    »Damit hat er mich ebenfalls überrascht, obwohl ich es eigentlich hätte erwarten müssen.« Aschenmond zog sich die Felldecke bis ans Kinn und schaute Sperling scharf an. »Was meinst du damit?«
    »Was hättest du getan, Aschenmond? Wenn man Polterer angeklagt hätte, sein Volk verraten zu haben, und du wüsstest, dass er in dem Glauben gehandelt hat, das Richtige zu tun, würdest du dann nicht auch dein Leben für ihn geben? Um der Gerechtigkeit in dieser Welt zum Sieg zu verhelfen?« Aschenmonds Atem stand als weiße Dampfwolke vor ihren Lippen, Ja, flüsterte sie. »Ja, ich glaube, ich hätte das gleiche getan.«
    Sperling schüttelte sich den Schnee aus den Haaren. »Aschenmond, wir müssen uns überlegen, wie wir aus dieser Gegend hier verschwinden können. Bis jetzt haben wir uns ausschließlich darauf konzentriert, Polterer zu finden. Wir werden ihn finden, daran besteht kein Zweifel, aber wir müssen entscheiden, wie es dann weitergehen soll.«
    Ihr Blick glitt die Hügelkette entlang, streifte die Bäume, die Felsen und wanderte dann hinunter zum See. Ein schmaler, wellenförmig aufgeworfener Sandstreifen trennte das Wasser von der umliegenden Schneefläche. »Und du glaubst nicht, dass sich die Krieger damit zufrieden geben werden, die ›Verräter‹ gefangen genommen zu haben?«
    »Nein. Beim ersten Tageslicht werden sie damit beginnen, Blauer Rabe zu foltern, bis er ihnen sagt, wo sich Polterer aufhält - wohin du und ich ihn angeblich mitgenommen haben -, und dann werden sie sich auf unsere Fährte heften wie eine Meute ausgehungerter Wölfe.«
    »Aber Blauer Rabe weiß doch, dass wir Polterer nicht haben, und selbst wenn, dann wüsste er nicht, wohin wir mit ihm fliehen würden.«
    Sperling strich die Decke glatt, um ihre Füße zu bedecken. Als er dann weitersprach, war er nicht imstande, die Angst aus seiner Stimme zu verbannen. »Er wird sie anlügen, Aschenmond. Er wird ihnen das sagen, was sie hören wollen. Vielleicht noch nicht heute, aber spätestens morgen Abend. Und selbst wenn er aus irgendeinem wundersamen Grund schweigen sollte, ist da immer noch Kleiner Zaunkönig. Wenn sie ihren Onkel leiden sieht, wird sie Springender Dachs alles erzählen, was er zu wissen verlangt.«
    Mitleid überflutete sie und ließ die Falten in ihrem Gesicht noch tiefer erscheinen. »Armer Kleiner Zaunkönig. Sperling, vielleicht…«
    »Spar dir jeden weiteren Gedanken daran. Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist schwierig genug, auch ohne den Versuch, es mit einer ganzen Kriegerhorde aufzunehmen.«
    Aschenmond nickte kurz und klopfte den Schnee von der Decke. »Du hast Recht. Es gefällt mir zwar nicht, aber du hast einfach Recht.«
    Sperling griff nach seinem Bogen und dem Köcher, die er wie üblich beim Schlafen neben sich gelegt hatte, und schlang beides um seine rechte Schulter. »Ich weiß, dass das Mädchen für Polterer sein Leben riskiert hat, aber …«
    »Jeder Augenblick, den wir mit Grübeleien über

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