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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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war.
    »Bitte, Mutter! So komm doch!«
    Die verzweifelten Rufe schallten seit gut einer Hand Zeit durch die Nacht. Und seither kämpfte Blauer Rabe gegen das Bedürfnis an, aufzustehen. Wenn er sich Siebensterns Anordnungen widersetzte, würde er Schande über sie bringen und über sich, und zudem andere dazu ermutigen, ihre Autorität ebenfalls zu ignorieren. Dadurch würde über kurz oder lang die Ordnung, die den Klan zusammenhielt, im Chaos enden. Doch obwohl ihm das bewusst war, musste er die Hände verschränken, um nicht nach seinem Umhang und den Mokassins zu greifen. Er hob den Kopf und spähte im Langhaus umher. Außer ihm schien niemand Polterers Jammern zu hören.
    Springender Dachs schnarchte so laut, dass die Wände bebten, und das störte Blauer Rabe in dieser Nacht noch mehr als sonst.
    Er hatte etliche der Krieger seines Vetters befragt. Die meisten hatten sich sehr bedeckt gehalten. Nur Elchgeweih, seine Jugendliebe, hatte ihm anvertraut, dass Springender Dachs besonders brutal im Buntfelsendorf gewütet habe. Ihrer Aussage nach, hatte er seinen Kriegern befohlen, alle Frauen zu vergewaltigen - auch die toten - und anschließend eigenhändig die Leichen der männlichen Kinder geschändet. Elchgeweih hatte ihm außerdem erzählt, dass er sie und die anderen Krieger auf dem Heimweg ständig in Angst und Schrecken versetzt habe. Er sei jede Nacht aufgestanden, habe sich ein Stück von ihrem Lager entfernt und endlose Gespräche mit dem abgeschlagenen Kopf von Lahmer Hirsch, dem Kriegsführer der Buntfelsen, geführt. Er habe sich gebärdet, erzählte sie im Flüsterton, als wüsste er nicht mehr, wer er sei oder welches Ziel sie verfolgten. Beim ersten Anzeichen der hereinbrechenden Dämmerung hatte er befohlen, riesige Feuer zu entzünden, und niemand, nicht einmal Elchgeweih, hatte gewagt, sich seiner Anordnung zu widersetzen.
    »Hörst du ihn, Onkel?«, wisperte eine Stimme neben ihm.
    Blauer Rabe drehte sich zu Zaunkönigs Lager um. Zwischen den dicken Felldecken lugte ihr schmales Gesicht hervor, in ihren Augen spiegelte sich der rötliche Feuerschein.
    »Ja, ich höre ihn.«
    »Er muss schrecklich frieren da draußen. Ich kann meinen Atem sehen, wenn ich hauche, und dabei bin ich hier im Haus. Wieviel Schnee, glaubst du, ist inzwischen gefallen?«
    »Drei Hand hoch, schätze ich.«
    »Ich hoffe, dass der Wind deinen Umhang nicht weggeblasen hat.«
    »Ich auch.«
    Nervös zupfte Zaunkönig an einem Faden, der sich aus ihrer Decke gelöst hatte.
    »Geht es dir besser?« fragte er.
    Sie nickte. »Aber mir ist übel. Tief im Inneren. Als ob meine Knochen vertrockneten.« »Was vorhin passiert ist, tut mir Leid, Zaunkönig. Deine Großmutter… ich glaube, sie wollte dich nicht schlagen, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte.«
    »Das ist schon in Ordnung, Onkel«, erwiderte sie tapfer. »Ich mache mir mehr Sorgen um diesen blutverschmierten Jungen als um Großmutters Ohrfeige. Sag, du glaubst doch nicht, dass er in unser Langhaus kommt, oder?«
    Blauer Rabe dachte über Zaunkönigs Frage nach. »Die Falschgesichter aus dem Wald fügen Kindern keinen Schaden zu. Nein, ich glaube nicht, dass er hierher kommt.«
    Zaunkönig setzte sich auf. Das lange schwarze Haar fiel ihr in dichten Strähnen über die Schultern. »Onkel? Glaubst du, dass das Gesicht Polterer etwas antut? Nachdem er mich nicht erwischt hat? Polterer ist mutterseelenallein dort draußen, und auch noch gefesselt.«
    »Ich glaube, dass Polterer mehr Gefahr von der Kälte und den Wölfen droht als von Geistern.« Sie schien den verbitterten Unterton in seiner Stimme bemerkt zu haben. »Dich trifft keine Schuld, Onkel«, flüsterte sie und legte sich wieder hin. »Du warst nicht damit einverstanden, den Jungen zu rauben. Und das weiß hier auch jeder.«
    Blauer Rabe stieg eine saurer Geschmack die Kehle hoch. »Ich hätte mehr dagegen unternehmen sollen, Zaunkönig. Ja, ich wünschte, ich hätte etwas getan.«
    »Wäre das denn möglich gewesen? Ohne dass man dich tötet?«
    »Ich denke schon. Es ist einfacher, einen ruhigen Mann zu ignorieren als einen, der brüllt und mit den Fäusten droht. Ich hätte brüllen sollen.«
    Nachdenklich runzelte Zaunkönig die Stirn. »Aber du bist doch Häuptling, Onkel. Häuptlinge brüllen nicht. Sie erklären die Dinge ruhig. Von Kriegsführern wird erwartet, dass sie brüllen und die Fäuste schwenken, aber wenn das ein Häuptling tut, dann hassen ihn die Leute.«
    Der Wind rüttelte an den

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