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Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken

Titel: Vorzeitsaga 10 - Das Volk der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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der Magen von Springender Dachs. Er unterdrückte ein Stöhnen, kroch unter seine Decken und zog sie sich über den Kopf.

10. Kapitel
    »Mutter?« rief Narzisse. »Mutter, Maishülse, der Händler, ist hier. Er möchte mit dir sprechen.« Aschenmond seufzte. Sie hatte sich gerade das lange graue Haar zu einem Zopf geflochten und über die linke Schulter gelegt, während sie den Blick durch ihre warme, gemütliche Hütte schweifen ließ. Sie maß drei Schritte in der Länge, hatte eine niedrige Decke und der Fußboden war mit Fellen ausgelegt. In der Mitte der Hütte brannte ein kleines Feuer, das seinen tanzenden Lichtschein über die Vorratskörbe warf, die rechts von ihr an der Wand aufgereiht waren. Sie enthielten vier verschiedene Maissorten, Sonnenblumenkerne, Kürbisse und Nüsse und versorgten sie mit beinahe allem, was sie für ihre täglichen Mahlzeiten benötigte. Die Vorstellung, an einem so trüben Morgen ihre warme Hütte verlassen zu müssen, behagte ihr überhaupt nicht. In ihrem Schoß lag ein wunderschönes Kleid aus feinstem Ziegenleder, das sie schon fast ganz mit Stachelschweinborsten bestickt hatte. An den Ärmeln zog sich eine rotblaue Zickzackleiste entlang und vorn auf der Brust wand sich eine gelbe Spirale. Das Kleid war als Geschenk für Narzisse gedacht - falls es jemals fertig wurde. Sie arbeitete schon seit letztem Sommer daran.
    Seufzend legte Aschenmond das Kleid beiseite, zog sich den Hirschfellumhang über die Schultern und stand auf.
    Als sie durch die niedrige Türöffnung nach draußen in den Nebel trat, warf sie ihrer Tochter einen fragenden Blick zu. Narzisse, eine hübsche Frau von vierunddreißig Wintern, trug ihren Säugling auf dem Arm. Sie zuckte mit den Schultern, um ihrer Mutter zu bedeuten, dass sie keine Ahnung habe, weshalb Maishülse sie schon so bald wieder aufsuchte. Der berühmte Händler gab sich nur selten die Ehre, in einem so unbedeutenden Dorf wie diesem Station zu machen.
    »Als ich ihn kommen sah, habe ich das Feuer auf dem Dorfplatz angezündet und eine Kanne mit Tee aus meiner Hütte geholt. Es ist deine Kräutermischung, Mutter.«
    »Ich danke dir, Narzisse«, sagte Aschenmond und tätschelte ihrer Tochter kurz die Hand. »Er wünscht mich zu sehen? Nicht unser Klan-Oberhaupt?«
    »Er hat ausdrücklich nach dir gefragt, Mutter.«
    Dichter Nebel lag über dem Dorf, der ab und an einzelne Hütten enthüllte und gleich darauf wieder verschluckte. Seit Tagesanbruch tropfte es von den kahlen Ästen der Ahornbäume, und inzwischen hatte sich jede noch so kleine Vertiefung des Dorfplatzes in eine Pfütze verwandelt. Aschenmond stieg achtsam über die sie hinweg, als sie auf die große Feuerstelle auf dem Dorfplatz zuschritt, der bei diesem Wetter wie leer gefegt war. Aus den zehn konisch zulaufenden Hütten des Erdendonner-Dorfes drang kaum ein Laut.
    »Ich entbiete dir meinen Gruß, Maishülse«, sagte Aschenmond, ehe sie sich auf ihrem Angestammten Platz vor dem Feuer niederließ. Der angenehme Geruch nach verbranntem Hickoryholz hing in der Luft, doch selbst das prasselnde Feuer vermochte in der feuchten Kälte kaum etwas Wärme zu spenden. Der Nebel war so dicht, dass Aschenmond weder den Goose Down Lake im Süden noch Sperlings Hütte oben auf der Anhöhe im Norden des Dorfes ausmachen konnte. »Ich bin überrascht, dich hier zu sehen, Maishülse. Du hast uns doch erst vor einem halben Mond mit deinem Besuch beehrt. Daher fürchte ich, dass wir dir nichts Neues zum Tausch anbieten können. Besonders nicht zu deinen Preisen.«
    Der hässliche Händler grinste und entblößte dabei seine verfaulten Vorderzähne. »Wie geht es dir, Anführerin?«
    »Es geht mir gut, Maishülse. Bitte, nimm an unserem Feuer Platz.«
    Maishülse ließ seinen langen, schlaksigen Körper ihr gegenüber auf einen Holzblock sinken und streckte die Hände zum Feuer aus. Seine kleinen schwarzen Vogelaugen huschten unablässig zwischen Narzisse und Aschenmond hin und her. Der knielange Büffelfellumhang, den er trug, sah schon recht schäbig aus; das braune, lockige Haar war an etlichen Stellen ausgefallen wie bei einem räudigen Hund.
    Narzisse nahm neben Aschenmond Platz und legte ihren in weiche Felle eingewickelten Sohn auf den Schoß. Mit dem runden, Eulenhaften Gesicht, den großen Augen und Sperlings Hakennase ähnelte sie ihrem Vater viel mehr als ihrer Mutter. Narzisse war das einzige Kind, das Aschenmond geblieben war. Aschenmond brauchte nur in die Augen ihrer Tochter zu

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