Vox
Erwachsenenfilm, und am anderen Ende des Tisches ein viktorianischer Pornoroman, was würdest du nehmen?»
«Keine Frage, den viktorianischen Porno.»
«Das finde ich unglaublich.»
«Du würdest den Film nehmen, ja?» fragte sie.
«Den oder möglicherweise den Sessel selber. Aber nicht das Buch.»
«Der klassische Gegensatz», sagte sie.
«Stimmt, das heißt – eigentlich ist das ganz interessant. Weil ich inzwischen so viel über diese Studien gehört habe, denen zufolge Frauen Geschichten und Männer Filme mögen, daß ich allmählich das Gefühl habe, daß Geschichten Frauen repräsentieren und deshalb für mich sexuell aufgeladen sind, und genau das hat mich damals in Bonnie’s Books so scharf gemacht, die Vorstellung nämlich, daß ich in ein Frauenrevier gespitzt habe. Ich glaube, allmählich verstehe ich doch, warum die Leute im allgemeinen geschriebene Pornographie vorziehen würden. Sie macht deinem Gehirn sozusagen einen vaginalen statt einem klitoralen Orgasmus, was immer das heißt. Einmal hab ich in einem Männermagazin eine Geschichte gelesen, es ist schon Jahre her, in der ersten Person, von einer Frau geschrieben, vielleicht auch nicht, jedenfalls wurde so getan, als erzählte eine Frau die Geschichte, sie handelte von einem sechzehnjährigen Mädchen, das im Swimmingpool des Nachbarn schwimmen geht, und natürlich sind ihr ihre Nannis noch ein bißchen neu und unvertraut, und sie hatte vergessen, daß ihr Top vom letzten Jahr dünn und den Anforderungen, die nun daran gestellt werden, nicht gewachsen war, und nachdem sie eine Runde geschwommen hat, geht es auch schon ab, und es ist ihr so peinlich, und sie entschuldigt sich so, doch Mr. Grunthole versichert ihr, daß sie sich nicht zu schämen brauche, ihm sei es gleich, ob sie ohne Oberteil schwimmt und so weiter und so fort, und obwohl es eine völlig konventionelle und mittelmäßige Geschichte war, bekam ich durch die Tatsache, daß sie in der Stimme dieses Mädchens geschrieben war, so daß ich Einblick in ihre gemischten Gefühle erhielt, als das Oberteil abfiel, doch einen riesigen… einen unerwartet hohen Ertrag meiner Investitionen. Ich denke, insofern, als verbale Pornographie Gedanken statt ausschließlich Bilder aufzeichnet, kann es das schärfste Medium überhaupt sein. Gebündelte Telepathie. Aber ehrlich gesagt, brauche ich trotzdem noch die Bilder. Zum Beispiel von dir unter der Dusche. Wenn du kommst, sind dann deine Beine ein wenig auseinander?»
«Ja.»
«Und hast du so einen legendären Water-Pik-Massageduschkopf?»
«Schon, aber ich benutzte ihn ohne das ganze Sonderzubehör. Es war schon eingebaut, als ich einzog. Er ist gut, um die Wanne sauberzumachen. Aber wenn ich – ich halte ihn mir nicht zwischen die Beine oder so. Ich nehme ihn als ganz normalen Duschkopf. Dafür mache ich…»
«Ja?»
«Wenn ich fast komme?»
«Ja?»
«Ich –»
«Ja?»
«Ich öffne den Mund und lasse ihn voll Wasser laufen. Das Gefühl, wie das Wasser aus meinem Mund fließt… Bist du noch da?»
«Hör ja nicht auf zu reden.»
«Aber das war alles», sagte sie.
«Du warst unter der Dusche, gestern abend, und das Wasser floß dir übers Gesicht und fiel von einem Körperteil hinab auf den nächsten, wie die Kugeln in einem Flipper, und du hattest die Augen zu. Woran hast du gedacht? Oh, wie gern würde ich…»
«Wie bitte? Du nuschelst.»
«Ich sagte, wie gern würde ich… klk», sagte er.
«Was?»
«Entschuldige, manchmal habe ich Probleme mit unfreiwilligem Schlucken. Ich sagte, wie gern würde ich… dir die Hände auf die Schenkel legen, ganz weit oben, und sie auseinanderhalten und deinen ganzen Hügel mit meinem Mund bedecken und einfach auf dich atmen, durch den Stoff deiner Unterhose.»
«Ooch.»
«Sind deine Beine jetzt auseinander?»
«Sie sind auf dem Couchtisch an den Knöcheln gekreuzt.»
«Das muß reichen», sagte er. «Erzähl mir, woran du gestern abend unter der Dusche gedacht hast.»
«Ich glaube, ich erinnere mich ehrlich nicht daran. Und überhaupt gehen die Sachen, an die ich denke, immer so schnell vorbei. Und es ist ja nicht so, daß ich ständig nur komme und komme. Ganz oft denke ich unter der Dusche an einen peinlichen Augenblick oder an etwas Blödes, das ich gesagt habe, und vertreibe es mit Flüchen, dann sage ich: ‹Hau ab, du Stinker.› Beispielsweise könnte ich mich daran erinnern, wie ich mal von einer Party nach Hause kam und völlig betrunken war, so betrunken, daß ich merkte,
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