Vox
vorstellen.»
«Hoi.»
«Als ich nach Hause fuhr, hatte ich so einen Steifen, weil ich nun das vorgenossene Buch besaß, daß ich einmal, als ich an der Ampel stand und im Rückspiegel eine Frau sah, mit den Fingern eine sehr kleine klit-umkreisende Bewegung auf dem Dach meines Wagens machte, trotz der Vogelkacke da oben – bei der Vorstellung, sie könnte es sehen und verstehen, was diese Bewegung bedeutete, fiel ich fast in Ohnmacht –, aber sie verzog keine Miene. Jedenfalls hab ich das Buch mit nach Hause genommen und gelesen, und weißt du was? Es war gut! Nicht nur, daß ich an zwei Stellen eine Teilerektion bekam, gegen Ende traten mir sogar die Tränen in die Augen! Es handelt von einem Mann und einer Frau in einer Hütte im Wald. Er ist ein tumber Wissenschaftler, und sie hilft ihm, weniger tumb zu sein, und bringt ihn schließlich dazu, sich den Bart abzunehmen, und als er glatt rasiert ist, stellt sich heraus, daß er unwiderstehlich ist, und obwohl er in der Kunst der Liebe nicht unterwiesen ist, schafft er es, sie in höchste Erregung zu versetzen. Klassestoff. Das heißt nicht, daß ich es sehr bald wieder lesen werde, aber wenn du an so manches Zeug denkst, das heutzutage unter anspruchsvoll läuft, dann mußt du es dafür bewundern, daß es so bescheiden in der Genre-Ecke bleibt. Aber egal. Ich las das Buch zu Ende und stellte mir die Frau vor, die es besaß, wie sie es zu Ende las, in ihrem ganz normalen Flanellnachthemd – sie schaltet das Licht aus, sie schließt die Augen, sie schaltet den Wecker ein –, und dann schlug ich die letzte Seite des Buches um, und da waren noch mehr Seiten, da waren vier, fünf Seiten Werbung, angekündigte Titel usw. und ich kam zu der folgenden Seite. Bist du bereit? Ich les sie dir vor. Da steht: ‹Sie flippen aus… nicht Ihre Seiten! Lesen Sie Taschenbücher ohne Hände mit dem BÜCHERFREUND I. Der ideale ‹Freund› für alle Ihre romantischen Taschenbücher. Auf Reisen, im Urlaub, bei der Arbeit, im Bett, beim Studium, beim Kochen, beim Essen.› Hast du das ‹im Bett› da mittendrin gehört? Es ist in eine sexuell unverfängliche Liste hineingeschmuggelt, legitimiert, wie diese gigantischen Massagestäbe, denen immer ein Katalogauszug beiliegt, in dem von Linderung bei Muskelschmerzen und Kreuzschmerzen die Rede ist, wo es doch in Wirklichkeit nur darum geht, daß Frauen es sich damit im Bett machen. Und dieser Bücherfreund, das ist so ein Ding mit einem steifen Rücken, an das man das Buch bindet, und zwar mit einem – Zitat ‹durchsichtigen Elastikband›. Das Buch kann sich nicht mehr rühren, es ist hilflos – es ist weit gespreizt festgeschnallt – offen für alle hungrigen Augen der Welt, die es bewundern wollen. In der Anzeige steht: ‹Diese wunderbare Erfindung macht das Lesen zum reinen Vergnügen! Eine geniale Konstruktion hält das Taschenbuch OFFEN und FLACH, so daß nicht einmal Wind die Seiten umblättern kann – die Hände bleiben frei für andere Dinge.› Und erst bei dieser Seite von Anfängerglück masturbierte ich dann: die Vorstellung, eine Frau liest, daß diese Erfindung ihr die Hände freiläßt für andere Dinge, und die Vorstellung, daß sie sie bestellt und dann vielleicht das weit geöffnet fixierte Buch zwischen den angewinkelten Knien hält, so daß sie die entscheidende geile Seite lesen kann, während sie weiter unten in die vollen geht… sie braucht ja beide Hände, um andere Dinge zu tun… o Gott! Das Problem ist nur, daß du selber mit ziemlicher Sicherheit nichts davon erregend findest.»
«Hm, na ja», sagte sie, «ich finde es mäßig erregend, und zwar aus dem einen Grund, den du schon genannt hast – daß es etwas ist, das dich erregt.»
«Aber das ist es ja», sagte er. «Wenn du es nur mäßig erregend findest, weil ich es maßlos erregend finde, dann muß ich meine starke Erregung streichen und sie durch eine mäßige Erregung ersetzen, weil der Grad deiner Erregung die Hauptursache meiner Erregung ist. Und darauf stellt sich das Problem, daß du es dann nur noch ganz geringfügig erregend findest, und dann muß ich es als totalen Abtörner abschreiben. Das ist das Problem.»
«Wir müssen einen Mittelweg finden», sagte sie.
«Der Mittelweg besteht darin, daß du mir von deinen letzten Gedanken erzählst, die eine gewisse Aufmerksamkeit auf dein Maiskorn gelenkt haben.»
«Die Geschichte von der Schmuckfrau, die du erzählt hast, hat mir gut gefallen.»
«Nein nein, vor heute abend. Wann du
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