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Vox

Vox

Titel: Vox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baker
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verführen, und zwar auf der Stelle, heute, also sagte ich, ich sagte: ‹Ist das nicht seltsam›, sagte ich, ‹grade ist mir etwas eingefallen, an das ich seit Jahren nicht mehr gedacht habe. Mir ist grade einer von damals aus der Mittelstufe eingefallen – irgendwie erinnerst du mich an ihn –, mir ist grade eingefallen, wie er mal gemeint hat, daß ein Mädchen Olivenöl genommen haben muß, um in ihre Jeans reinzukommen.› Na, da hat Lawrence aber mit seinen kleinen Äuglein gerollt. Er sagte irgendwas Plattes über kaltgepreßtes Extra vergine und stieß ein nervöses, schnaubendes Gelächter aus, und ich dachte, ja, hier habe ich die Hosen an, ich werde sehen, wie der Schwanz dieses Menschen steif wird, und obwohl ich ein schwelendes Pilzproblem habe und daher eigentlich nicht volle Pulle vögeln kann, werde ich mir diesen Menschen schon irgendwie zur Brust nehmen. Wenn ich so zurückdenke, dann hat mich wohl die bällewirbelnde venezolanische Supernummer in diese Stimmung versetzt. Ich fühle mich mächtig und clever und mühelos obenauf und alles andere, was ich sonst nicht von mir kenne. Ich schnitt die Packung Sahnegeschnetzeltes auf und sagte sinnend: ‹Meine Großmutter ging sehr sorgsam mit Geld um – sie meinte immer, daß es bei ihr so festsäße wie die Borke am Baum. Und ich versuchte immer, mir vorzustellen, wie sich das wohl anfühlen würde, ob das Holz innen im Baum sich von der Borke fest umschlossen fühlen würde. Immer wenn ich mir meine Jeans an- und wieder auszog, dachte ich daran.› Lawrence sagte: ‹Echt!› Ich sagte: ‹Ja, obwohl ich es schon damals nicht gut fand, wenn meine Jeans eng waren. Ich hatte sie gern weit. Das Reizvolle waren der grobe Stoff und die groben Nähte, sehr borkenähnlich, das Reizvolle war, sich in so einer Art vollkommener männlicher Umklammerung zu befinden, aber dann, wenn ich sie auszog, ganz weich und kurvig zu sein.› Lawrence nickte ernst. Also sagte ich, und jetzt tat ich den Sprung, ich sagte: ‹Und als ich anfing, mir die Beine enthaaren zu lassen, was eine recht teure kleine Aktion ist, dachte ich auch wieder an den Satz: so fest wie die Borke am Baum, wenn nämlich Leona, meine Wachserin, anfing, die kleinen warmen Wachsstreifen auf meine Beine aufzutragen, und sie einen Moment lang fest werden ließ und wieder abriß.› Ich sagte: ‹Erst gestern habe ich mir die Beine wieder wachsen lassen.› Lawrence sagte: ‹Ach, ja?›, und ich sagte: ‹Ja, es ist erstaunlich, wieviel freier man sich fühlt, wenn die Beine gewachst sind – es ist fast so, als würde man körperlich gelenkiger – man möchte rumspringen und die Beine hochwerfen und rumtollen.› Ich wartete, bis das bei ihm angekommen war, dann sagte ich: ‹Leona ist eine kleine Ukrainerin, und sie macht so ein knurrendes Geräusch, wenn sie die Streifen aus Musselin und Wachs abreißt, grrr, und wenn sie beide Beine fertig hat und es nicht mehr weh tut, reibt sie sie mit einer Lotion ein, das ist dann ein überraschend sinnliches Erlebnis.› Lawrence schwieg einen Augenblick, dann sagte er: ‹Ich hab keine Erfahrung mit Enthaarungstechniken. Ich hab noch keine gekannt, die sich die Beine wachsen ließ.› Ich sagte: ‹Essen wir.›»
    «Was bist du doch für eine Taktikerin!»
    «Eigentlich nicht. Wir aßen also, es war ziemlich zahm. Lawrence hatte viele Qualitäten, er hatte so eine knochige Breitschultrigkeit und eine bedächtige Art, zu zwinkern und einen beim Reden anzuschauen, und er war ziemlich klug – er war Patentanwalt.»
    «Aha. Patentverletzung.»
    «Genau. Aber er war alles andere als ein Konversationsgenie. Er war Wachs in meinen Händen. Nein, eigentlich war ich mir meiner Stärke gar nicht so sicher, wie ich es jetzt darstelle – aber trotzdem, ich hatte die Sache ziemlich im Griff. Ich fragte ihn, wie elektrische Sachen funktionierten – na, eben was Kurzwellenfunk ist und wie ein schnurloses Telefon funktioniert und wie es kommt, daß man im Autokino neuerdings den Film auf UKW im Autoradio hören kann. Und wenn man ihn einmal in Schwung gebracht hatte, steckte er voller interessanter Informationen. Aber dabei sorgte ich dafür, daß das Gespräch die ganze Zeit so einen leisen gewagten Unterton hatte. Beispielsweise sagte ich: ‹Was glaubst du, worüber haben diese Amateurfunkfreaks eigentlich geredet? Glaubst du, einige von denen waren heimlich schwul und ließen ihre Frau im Schlaf zurück und schlichen sich mitten in der Nacht in ihren ausgebauten

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