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Vox

Vox

Titel: Vox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baker
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Canyon – alle leuchten sie auf. Vielleicht bin ich auch gar nicht in einem Satelliten, vielleicht ist es eigentlich ein großes schwarzes Spionageflugzeug, und da schau, du bist auch hier oben und fliegst auf mein Triebwerk zu, na so was!»
    «Das geht ja eigentlich alles ein bißchen willkürlich bei dir. Du benutzt mich als Stellvertreterin für alle Frauen, die genau jetzt im Augenblick masturbieren.»
    «Ja, vielleicht war das der eigentliche Grund, diese Nummer zu wählen, aber so wie jetzt hab ich noch nie mit einer Frau geredet. Trotzdem hast du recht, ich sehe ein, daß die Vorstellung, wie ich zwanzig Kilometer hoch über einem dunklen, blinkenden Kontinent hänge und die Totalität weiblicher Orgasmen überblicke, ein bißchen willkürlich wirken könnte. Tatsache ist aber, ich bin willkürlich. Hätte ich diese Nummer gewählt und wäre da eine Frau mit einer äußerst begrenzten Intelligenz gewesen, die auf meine Stimme angesprochen hätte, sagen wir wie diese eine Frau, Carla, die dran war, nachdem du dich gerade gemeldet hattest, und sie und ich hätten unsere Privatkodenummern angegeben, und wir wären zusammen in dieses ‹Hinterzimmer› geschaltet worden, und wenn sie gekommen wäre, wenn ich währenddessen mit ihr hätte reden können, das wäre ein sehr schönes Privileg gewesen, und ich wäre ebenfalls gekommen, und nach zwanzig Minuten hätte ich wieder aufgelegt und mich prächtig gefühlt. Aber gerade deshalb kommt mir diese Unterhaltung mit dir so wunderbar und absolut einmalig vor, weil du nämlich gescheit und witzig und erregt und toll bist – du bist nicht repräsentativ. Wir reden ja! Wenn du dann am Telefon mit mir kommst, dann ist das, was mich betrifft, dann ist das das Topthema in der Washington Week in Review, dann ist das großartiger als alles, was dein bärtiger Freund, der die Fleischkloß-Croques ißt, je erlebt hat, dann ist das wirklich was, weil du es kapierst, du verstehst es, du reagierst komplex auf all das, und, ja, ein Orgasmus in einem komplexen Geist ist immer interessanter als einer in einem schlichten – vielleicht stimmt das nicht, vielleicht wird ein schlichter Geist subtiler und feiner, wenn er kommt, weil das die mentalste Aktivität ist, die darin seit längerem abgelaufen ist –, aber ein Orgasmus bei einer intelligenten Frau, das ist wie ein Vulkan in einem Berg, auf dessen Hang eine Stadt gebaut ist – man spürt die Opportunitätskosten, man spürt die Kraft der ganzen anderen erkenntnismäßigen Dinge, an die sie in dem Augenblick denken könnte und es nicht tut, weil sie ja gerade kommt, und das ist eine Bereicherung. Bist du noch dran?»
    «Ich versuche nur grade, meine Handgelenksehne zu fühlen», sagte sie, «um zu sehen, wie es sich vielleicht für dich angefühlt hat. Weißt du, da ist nämlich ein Muskel ganz oben an der Außenseite meines Oberarms, der bewegt sich, fast oben am Ellbogen. Und den sieht man bei mir mehr. Fühlt sich ganz interessant an.»
    «Ooh, sag das nicht, sonst spritze ich gleich.»
    «Ha ha! Ein Mann, der weiß, was ihm gefällt, das gefällt mir. Aber erst sag ich dir noch was anderes. Möchtest du hören, woran ich gedacht habe, als ich gestern unter der Dusche kam?»
    «Ja.»
    «Ich erzähl’s dir. Nein, ich weiß, was ich dir erzähle. Erst erzähl ich dir noch was anderes. Ich erzähl dir erst, wie ich vor jemand masturbiert habe. Es ist kurz.»
    «Aber ja doch, bitte.»
    «Soll ich dir jede schmutzige Einzelheit erzählen, die mir in den Sinn kommt?»
    «Ja.»
    «Also gut», sagte sie. «Wir gingen in den Zirkus. Komisch, schon daß ich dir sage, ich würde dir davon erzählen, erregt mich ziemlich. Das ist wahrscheinlich das Beste daran. Es ist genau wie der Moment, wenn man auf dem Bett in die jeweils entgegengesetzte Stellung herumkrabbelt, um Neunundsechzig zu machen, das Gefühl, wenn ich die Beine über dem Gesicht des Mannes spreize, bevor er die Hände auf meinen Rücken legt und mich runterzieht, und meine Beine sich daran erinnern, wie es das letzte Mal war, wie es war, in eine vorgegebene Position gedrückt zu werden, die für den menschlichen Körper richtig ist, so wie man ein anderes Objektiv auf eine Kamera steckt und es dreht, bis es klick macht.»
    «Und ich», sagte er, «würde spüren, wie die Matratze ihre Neigung verändert, erst auf der einen Seite meines Kopfes, dann auf der anderen, wenn das Gewicht erst deines einen Knies und dann des anderen hineindrückt, und ich würde zu dir

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