Voyager 018 - Seven of Nine
verschwand.
Seven blieb unbeeindruckt. Janeway und die anderen wussten
nichts von den telepathischen Fähigkeiten der Skedaner.
Tamaak Vriis hatte dem Wächter ›vorgeschlagen‹ den
Besuchern von der Voyager Vorrang zu geben. Als letzte folgte Seven der Gruppe und schob sich durch das Gedränge. Für
einige Sekunden verlor sie die rotschwarze Uniform des
Captains aus den Augen, reckte den Hals und hielt Ausschau.
Plötzlich nahm sie einen grässlichen Geruch wahr - den
Übelkeit erweckenden Gestank von verfaulendem Fleisch. Jähe
Furcht entstand ihr und verursachte einen Adrenalinschub. Ihr
Gaumen wurde trocken.
Nein… Nicht noch einmal…
Direkt vor Seven, auf einer Sensorstation, saß ein großer
schwarzer Vogel und starrte sie aus seinen gelben Augen an.
2
Janeway konnte ihr Glück kaum fassen. Sie wusste nicht, über
welche Beziehungen Tamaak Vriis verfügte, aber sie
funktionierten ganz offensichtlich. Die Skedaner und die
Abordnung von der Voyager bildeten eine recht große Gruppe, als sie dem Wächter folgten. Aus den Augenwinkeln musterte
Janeway ihren Helfer und sein Gefolge.
Die Fremden waren ein wenig kleiner als Menschen. Zwar
zählten sie zu den Zweibeinern, aber nicht unbedingt zu den
Humanoiden. Was vor langer, langer Zeit einmal eine in die
Länge gezogene hirschartige Schnauze gewesen sein mochte,
hatte sich im Lauf der Evolution in die kleinere Version eines
flachen, humanoiden Gesichts verwandelt, in dem große,
glänzende Augen dominierten. Ein Knochenwulst schützte den
großen Kopf und reichte am Rücken herab.
Die Arme endeten in Händen mit drei Fingern, die einen recht
agilen Eindruck erweckten. Der Torso ging in ein breites Gesäß
über, dem muskulöse Beine folgten. Weicher, heller Pelz
bedeckt die nicht von Knochenplatten geschützten Körperteile.
Alle Skedaner trugen schwere Rucksäcke. Aufgrund der
Struktur von Skelett und Muskeln waren sie recht kräftig,
obwohl sie sich durch ein fast fragiles Erscheinungsbild
auszeichneten.
Ein leises Zirpen veranlasste Janeway, den Blick von Tamaak
abzuwenden und zu einem anderen Skedaner zu sehen. Es
handelte sich um eine Frau, und der Kopf eines Jungen ragte aus
dem Bauchbeutel. Es wirkte entzückend, erinnerte mit den
großen Augen und Ohren an ein Rehkitz. Die Mutter nahm ihr
Kind in die Arme und wiegte es sanft hin und her. Als sie
Janeways Blick bemerkte, schloss sie halb die Augen – das
Äquivalent eines Lächelns, wie die Kommandantin der Voyager
irgendwie wusste.
Sie schmunzelte voller Mitgefühl. In solchen Situationen litten
vor allem die Kinder, aber ganz offensichtlich spielten die
Familienbande bei den Skedanern eine große Rolle – sie halfen
und unterstützten sich gegenseitig. Janeway mochte sie
instinktiv und spürte eine seltsame Art von Verwandtschaft,
obwohl sich diese Leute sehr von Menschen unterschieden.
»Captain.« Tuvoks ruhige Stimme unterbrach ihre
Überlegungen. »Wir haben Seven verloren.«
»Was?« Janeway blieb so abrupt stehen, dass Paris fast gegen
sie gestoßen wäre. Sie reckte den Hals, hielt Ausschau und
fühlte dabei, wie ihre Besorgnis wuchs. Tuvok hatte Recht – von
Seven war weit und breit nichts zu sehen.
»Captain?«, ließ sich Tamaak vernehmen. »Der Wächter
entfernt sich schnell von uns.«
»Entschuldigen Sie, aber wir haben jemanden verloren.« Sie
eilte los und hielt den Wächter an einem seiner vier Arme fest.
»Bitte warten Sie. Ein Mitglied meiner Gruppe fehlt.«
»Da drüben steht sie«, sagte Kim. »Ich bin gleich mit ihr
zurück.«
Janeway sah ihm nach. Sorge um Seven of Nine verdrängte
ihre Freude über die angenehme Gesellschaft der Skedaner.
Dann rief sie sich innerlich zur Ordnung. Gerade Seven konnte
gut auf sich selbst Acht geben. Bestimmt war alles in Ordnung
mit ihr. Vermutlich hatte sie nur etwas Interessantes entdeckt
und beschlossen, es zu untersuchen – ohne sich damit
aufzuhalten, um Erlaubnis zu fragen. So etwas war typisch für
sie.
Die Menschen hatten eine Bezeichnung für dieses Phänomen.
Sie sprachen von ›Déjà-vu‹, was in einer irdischen Sprache
›schon gesehen‹ bedeutete. Französisch, flüsterte ein ruhiger Teil ihres Selbst mit ärgerlicher Irrelevanz, während Seven an
einer Wand saß, die Beine so weit angezogen, dass ihre Knie die
Brust berührten.
Er scheint mich zu kennen. Diese Worte hatte sie vor einem knappen Jahr bei einem Logbucheintrag gesprochen, als sie von
den
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