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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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vormachen. Die Zeit des Hinauszögerns war vorbei.
    Und wenn ich noch irgendwelche Zweifel gehabt hätte, dann wären sie nur Minuten später ausgelöscht worden. Noch amüsiert
     von Zeppos Geschichte, entschuldigte sich Anna und ging zur Toilette. Zeppo wartete, bis sie außer Hörweite war, und beugte
     sich dann zu mir.
    «Donald, alter Junge, warum verpisst du dich nicht nach Hause und lässt uns beide machen?»
    Mein Mund wurde trocken. Ich trank einen Schluck, um Zeit zu schinden. «Ich glaube, es würde ziemlich verdächtig aussehen,
     wenn ich jetzt ginge.»
    «Schwachsinn. Es würde nur so aussehen, als wenn du ein Romantiker wärst. Sie wird dir dankbar dafür sein.» Er grinste. «Fast
     genauso wie mir.»
    Ich suchte verzweifelt nach Ausreden. Es war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit für dieses Gespräch. «Nein. Heute
     nicht.»
    «Ach, um Gottes willen, Donald, komm schon! Ich habe mich die ganze Zeit zurückgehalten, weil du gesagt hast, es wäre
     zu früh. Jetzt ist es nicht mehr zu früh. Wenn ich nicht bald etwas unternehme, schiebt sich die Arme gleich das Tischbein
     zwischen die Beine.»
    «Du bist widerlich!»
    «Und du bist ein alter Sack. Soll ich sie nun flachlegen oder nicht? Wenn nicht, dann sag’s mir sofort, denn ich habe keine
     Lust mehr auf dieses Hin und Her. Wenn doch, dann ist heute Abend genau der richtige Zeitpunkt. Du wolltest es vorher wissen,
     ich habe es dir gesagt. Also, wie willst du es haben?»
    |323| «Ich lasse mich nicht dazu drängen, dass ich   …»
    «Niemand drängt dich zu irgendwas. Wenn du nicht abhauen willst, okay. Bleib hier. Aber ich werde sie nachher trotzdem mit
     zu mir nehmen. In Ordnung?»
    Sein Verhalten ärgerte mich. «Nein», sagte ich entschieden.
    Zeppo ballte die Fäuste. «Mein Gott! Was ist bloß mit dir los? Erklär’s mir! Warum nicht? Gib mir einen guten Grund!»
    Ich vergewisserte mich, dass uns niemand hören konnte. «Ich kann jetzt nicht darüber reden.»
    «Ach, wie schade! Du musst aber, verdammte Scheiße! Ich habe genug von deinen kleinen Spielchen! Entweder sagst du mir jetzt,
     warum ich sie heute Abend nicht vögeln soll, oder ich tue es trotzdem.»
    «Wage es nicht!» Ich hatte tatsächlich zu zittern begonnen. In dem Moment wünschte ich, ich hätte ihn nie kennengelernt.
    «Warum nicht? Wir sind beide mündige Erwachsene. Anna ist volljährig, sie kann selbst entscheiden. Wie willst du uns aufhalten?»
    Ich bekam kaum noch Luft. «Ich warne dich! Wenn du das machst, werde ich dir keinen Penny geben!»
    Jetzt grinste er mich aufreizend selbstsicher an. «Na und? So wie es im Moment aussieht, bin ich sowieso längst tot, ehe
     ich irgendwas kriege. Außerdem ist sie vielleicht so eine Granate, dass es mir egal ist, ob ich bezahlt werde oder nicht.»
    Mit einem Mal war er wie ausgewechselt. Seine spöttische Miene versteinerte. «Bist du sicher, dass du keinen Arzt brauchst?»,
     fragte er.
    |324| Das warf mich völlig aus dem Gleichgewicht. Und dann tauchte Anna neben mir auf. «Was ist los?»
    Zeppo schaute mich besorgt an. «Donald hat Schmerzen in der Brust.»
    «Nein, mir   … mir geht’s gut», stammelte ich und versuchte, die neue Situation in den Griff zu bekommen.
    «Ist es schlimm?», fragte Anna beunruhigt.
    «Nein, wirklich   …»
    «Du wirkst ein bisschen erhitzt», sagte Zeppo. Er hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem unflätigen, drohenden Kerl, der
     noch vor wenigen Augenblicken vor mir gesessen hatte. «Kriegst du noch Luft?»
    «Ja, alles okay», sagte ich. Ich versuchte normal zu klingen, war aber völlig außer Atem.
    «Soll ich einen Arzt rufen?», fragte Anna.
    «Mir geht’s gut, wirklich.» Ich rang mir ein Lächeln ab. «Wahrscheinlich eine Magenverstimmung. Ist schon wieder vorbei.»
    «Vielleicht gehen wir lieber», sagte Zeppo zu Anna, und plötzlich war mir klar, was er vorhatte.
    «Nein!», beteuerte ich. «Nicht nötig. Ich fühle mich gut. Wirklich.»
    Anna sah noch immer besorgt aus. «Ich glaube, wir sollten wirklich gehen. Es ist sowieso schon spät.»
    Trotz meiner Einwände konnte ich sie nicht davon abbringen. Wir verließen den Biergarten, und Zeppo hielt ein Taxi an. Ehe
     ich ihn daran hindern konnte, hatte er dem Fahrer meine Adresse gegeben.
    «Wir sollten erst bei Anna vorbeifahren», sagte ich verzweifelt.
    |325| «Ich bringe Sie lieber nach Hause», sagte sie. «Ich kann später aussteigen.»
    «Aber Sie wohnen näher.»
    «Ich glaube, wir wären beide

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