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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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beruhigter, wenn wir erst dich nach Hause bringen.» Zeppo war die Schadenfreude, die er mit
     Sicherheit verspürte, nicht anzuhören. «Je schneller du ins Bett kommst, desto besser. Ein bisschen Schlaf wird dir guttun.»
    Ich konnte nichts tun. Ich saß hilflos und stumm da und merkte, wie mir Anna gelegentlich einen besorgten Blick zuwarf. Wahrscheinlich
     sah ich ziemlich mitgenommen aus. Und genauso fühlte ich mich in dem Moment auch.
    Als das Taxi vor meinem Haus hielt, griff ich nach meiner Brieftasche. Doch Zeppo legte eine Hand auf meine. «Mach dir keine
     Gedanken», sagte er. «Ich erledige das.»
    Er beugte sich herüber und machte die Tür für mich auf. Mir fiel keine vernünftige Ausrede ein, nicht auszusteigen. Sein
     Gesicht war ausdruckslos, als Anna mir eine gute Nacht wünschte und das Versprechen abnahm, einen Arzt zu rufen, wenn die
     Brustschmerzen zurückkehrten. Schon stand ich auf der Straße, die Tür wurde zugeknallt, und das Taxi fuhr davon. Anna winkte
     mir durch das Heckfenster zu. Zeppo ebenfalls. Dann bogen sie um die Ecke und waren verschwunden.
    Durch die Wut und die Panik stand ich völlig neben mir, als ich hineinging und mir einen Drink einschenkte. Ich zwang mich,
     so lange zu warten, bis das Taxi bei Anna vorbeigefahren sein und Zeppo nach Haus gebracht haben musste, und rief ihn dann
     an. Meine Hand, die den Hörer hielt, zitterte. Das Telefon klingelte hohl in meinem Ohr, aber niemand |326| nahm ab. Da hätte ich beinahe Anna angerufen. Aber ich konnte sie nicht offen fragen, ob Zeppo bei ihr ist, und eine andere
     Ausrede, sie anzurufen, fiel mir nicht ein.
    Ich wartete fünf Minuten und versuchte es dann wieder bei Zeppo. Danach wartete ich weitere fünf Minuten. Und weitere. Ich
     hatte bereits den Überblick verloren, wie oft ich es versucht hatte, als am anderen Ende endlich abgenommen wurde.
    «Zeppo?» Mein Herz hüpfte und begann zu rasen. Doch die Stimme am anderen Ende war nicht die, die ich erwartet hatte.
    «Hallo?» Es war die dünne und zittrige Stimme einer alten Frau. Die Enttäuschung lähmte mich.
    «Tut mir leid. Falsche Nummer.»
    «Was?»
    «Ich habe gesagt, ich habe die falsche Nummer erwischt. Ich muss mich verwählt haben.»
    «Wen wollen Sie sprechen?»
    Ich schloss die Augen. «Tut mir leid, es war mein Fehler.»
    «Warum haben Sie mich dann angerufen?», fragte sie. Ihre Stimme wurde gereizter. «Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?»
    Doch ich knallte bereits den Hörer auf. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder gesammelt hatte, dann überprüfte ich
     Zeppos Nummer und wählte sie erneut. Als fast sofort abgenommen wurde, befürchtete ich schon, gleich wieder die Stimme der
     alten Frau zu hören. Doch dieses Mal war es Zeppo.
    Meine erste Reaktion war Erleichterung. Doch die wurde schnell von einer plötzlich aufsteigenden Wut fortgespült. |327| «Wie kannst du es wagen, so mit mir umzuspringen?», schrie ich ihn an. «Wie kannst du es wagen?»
    «Hallo, Donald. Du bist doch nicht sauer oder so?»
    Ich konnte sein hämisches Grinsen vor mir sehen. «Dieses Mal bist du zu weit gegangen! Wie kannst du es wagen?»
    «Das hast du bereits zweimal gefragt.»
    «Wo ist Anna?»
    «Im Schlafzimmer. Sekunde, ich hole sie.»
    Bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich ihn rufen. «Anna, zieh dir kurz was über, es ist Donald. Er will mit dir sprechen.»
    Ich war paralysiert. Ich wollte auflegen, konnte mich aber nicht rühren. Während ich auf Annas Stimme wartete, wäre ich
     fast durchgedreht.
    «Kleiner Scherz», sagte Zeppo stattdessen. «Ich wette, du hast dir die Hosen vollgemacht, oder?»
    Meine Knie wurden weich. Ich musste mich bebend hinsetzen.
    «Donald? Bist du noch da?»
    «Ja.» Meine Stimme klang schwach. Ich versuchte, mich an meinem Zorn aufzurichten. «Ich finde deinen Sinn für Humor nicht
     besonders amüsant.»
    «Besser, als keinen zu haben.» Er lachte. «Ach, komm schon, Donald, du hast es doch nicht anders gewollt. Das geschieht
     dir nur recht.»
    Ich wusste nicht, welche seiner Launen mir am meisten missfiel, die mürrische, die aggressive oder die ausgelassene. «Wo
     ist Anna?», fragte ich. Meine Angst war noch nicht ganz verschwunden.
    «Heil und gesund zu Hause. Wir sind noch auf einen Absacker |328| in einen Pub gegangen, dann habe ich sie nach Hause gebracht. Alles ganz keusch, keine Sorge. Ich habe ihr nicht einmal
     einen Gutenachtkuss gegeben.»
    Die emotionale Achterbahnfahrt zeigte langsam Wirkung. Mir

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