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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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wirst sie vielleicht nicht in eine dunkle Gasse ziehen, aber ich weiß genau, dass eins zum anderen führen
     kann. Besonders abends, nach ein paar Drinks. Und ich habe mir nicht diese ganzen Kosten und Mühen gemacht, damit du morgens
     hier reinspazierst und mir erzählst, dass es ‹zufällig› passiert ist. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich vorher erfahren
     will, wenn es so weit ist, nicht erst hinterher.»
    Zeppo lachte ungläubig. «Was hättest du gern, eine Anzeige in der
Times

    «Nein, ich will nur wissen, wann es passieren wird.»
    Ich wartete. Sollte Zeppo weiter nachhaken, würde ich ihm den Rest erzählen müssen. Und dazu war ich noch nicht bereit. Doch
     mir blieb trotzdem nicht sein hämischer Humor erspart. Er lächelte mich genüsslich von oben herab an.
    |317| «
Es
? Was meinst du mit ‹es›, Donald?»
    «Das weißt du ganz genau.»
    «Ich bin mir nicht ganz sicher. Du musst lernen, dich genau auszudrücken. Meinst du mit ‹es›, dass ich Anna ficke? Willst
     du das sagen?»
    «Ich will gar nichts sagen. Und ich werde keine pubertären Spielchen spielen. Du weißt, wovon ich spreche.»
    Er grinste. Ich spürte, wie mein Gesicht zu glühen begann. «Warum sagst du nicht ‹ficken›, wenn du das meinst? Oder ‹bumsen›.
     Oder ‹vögeln›, wenn es dir lieber ist. Wenn du altmodisch sein willst, kannst du natürlich auch einfach ‹Liebe machen› sagen.
     Obwohl es nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun haben muss. Aber das wäre immer noch besser als ‹es›, findest du nicht?»
     Sein Grinsen wurde breiter. «Na los, Donald, trau dich. Sag, was du meinst. Es sind nur Worte.»
    «Ich habe bereits alles gesagt, was ich sagen wollte.»
    Er lachte in sich hinein. «Du hast echt einen Stock im Arsch, was? Na schön, Donald, wenn es dich glücklich macht, werde
     ich mit Anna nicht nach sechs Uhr allein ausgehen.»
    Er sah unerträglich selbstzufrieden aus. Doch dieses Mal störte es mich nicht. Sein Hang zur Gehässigkeit hatte mich nur halb
     so sehr geärgert, wie er glaubte. Er hatte ihn von Fragen abgelenkt, die wesentlich unangenehmer gewesen wären, und dafür
     war ich dankbar.
    «Wenn du unbedingt mit ihr ausgehen willst, schlage ich vor, dass wir zu dritt irgendwohin gehen», sagte ich. Zeppo, der
     noch immer von sich berauscht war, zuckte mit den Achseln.
    «Komisch, aber das hatte ich irgendwie erwartet. Okay, Donald, wenn du die Anstandsdame spielen willst, meinetwegen. Sag
     einfach, wann.»
    |318| «Donnerstag würde mir passen. Ich glaube, da hat Anna nichts vor. Ist das in Ordnung für dich?»
    «Ich schreibe es mir in den Kalender. Was für eine prickelnde Abendgestaltung hast du dir denn vorgestellt? Wie wäre es mit
     einem netten, anständigen Striplokal? Oder willst du einfach um die Häuser ziehen?»
    Ich ignorierte ihn. «Im Westend gastiert diese Woche das Ballett Rambert. Ich glaube, ich müsste noch Karten kriegen. Du
     magst doch Prokofjew, oder?»
    «Steh ich total drauf. Ich kann’s kaum erwarten.» Zeppo verdrehte seine Augen. «Ballett! Göttlich!»
     
    *
     
    Obwohl ich danach wusste, dass ich ihm den Rest bald erzählen musste, schob ich es vor mir her. Nicht nur aus Feigheit.
     So kurz vor dem Finale hatte ich es nicht mehr eilig. Schon die Vorfreude war ein solcher Genuss, dass ich sie so lange wie
     möglich auskosten wollte. Deshalb zögerte ich das Unvermeidliche hinaus und ließ Zeppo noch einige Zeit im Ungewissen zappeln.
    Währenddessen begannen wir drei, immer häufiger auszugehen. Normalerweise tranken wir nach der Arbeit nur noch etwas – Anna
     schien froh zu sein, nicht gleich nach Hause zu müssen   –, manchmal gingen wir aber auch ins Theater oder in ein Restaurant und verbrachten den ganzen Abend miteinander. Für mich
     waren dies unbeschreiblich schöne und vollkommene Stunden. An solchen Abenden gelang es mir sogar, das ganze Schauspiel zu
     glauben und meine Abneigung Zeppo gegenüber zu vergessen.
    |319| Nur einmal gab es einen bitteren Beigeschmack. Als wir eines Abends in einem Pub saßen, kam jemand an unseren Tisch.
    «Anna! Was machst du denn hier?»
    Ich schaute auf und sah einen jungen Mann vor uns stehen. Anna strahlte ihn an.
    «Ach, hallo, Dave. Hätte ich mir ja denken können, dass ich dich hier treffe. Nimmst du wieder ein flüssiges Abendessen
     zu dir?»
    «Du musst gerade reden. Ich wette, in deinem Glas ist auch keine Limonade, oder?»
    Anna grinste. «Das ist was anderes. Ich bin mit meinem Chef hier, es

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