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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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kann Schmerz nicht gut vertragen.» Eine Pause. «Ist das erst mal genug Paella?»
    «Ja, das ist reichlich, danke. Sieht wunderbar aus.»
    «Frisch aus der Dose.»
    «Wenn die aus der Dose ist, dann musst du mir sagen, wo du sie gekauft hast.» Sie stöhnte genüsslich auf. «Gott, ist das
     köstlich.»
    «Danke. Aber so gut wie in einem Restaurant kriegt man sie echt nicht hin, oder?»
    |355| Als sie lachten, spürte ich, wie mein Gesicht glühte. Sie amüsierten sich auf meine Kosten. Mein Hals und mein Rücken taten
     weh, und ich streckte mich und rieb mir den Nacken. Darauf bedacht, keinen Lärm zu machen, trug ich den Stuhl zur Tür und
     stellte ihn so nah wie möglich an den Spalt. Dann setzte ich mich hin und beugte mich nach vorn.
    Die beiden belauschen zu können war ein faszinierendes Gefühl. So harmlos und banal ihr Gespräch auch war, es war ein verbotenes
     Vergnügen, ihnen aus der Sicherheit meines Verstecks zuhören zu können. Sowohl das Zimmer, in dem ich saß, als auch der
     Flur waren mittlerweile völlig dunkel, und nur um den Rand der Wohnzimmertür schimmerte ein schmaler Lichtstreifen, auf
     den ich wie gebannt starrte. Auf der anderen Seite waren Anna und Zeppo mit sich beschäftigt. In diesem Moment war ich eine
     geheime, dritte Partei in ihrem Privatleben, und ich gab mich der Phantasie hin, dass keinem von beiden meine Anwesenheit
     bewusst war. Es war ein so reines und sinnliches Vergnügen, dass ich für ein paar berauschte Augenblicke den ungestümen Drang
     verspürte, mich auszuziehen und ihnen nackt zuzuhören. Was ich selbstverständlich nicht tat. Ich starrte nur hypnotisiert
     auf den rechteckigen Lichtkranz und war völlig versunken in die Stimmen dahinter.
    Die Teller wurden abgeräumt, und dann stöhnte Anna leise auf. «O Gott, ist das so süß, wie es aussieht?»
    «Schlimmer.»
    «Danach werde ich einen Monat Diät machen müssen.»
    «Das bezweifle ich. Du bist nicht gerade fett, oder?»
    «Du hast mich noch nicht im Bikini gesehen.»
    «Nein, aber es hört sich reizvoll an.»
    |356| «Ui, ich möchte dich nicht enttäuschen.»
    «Die Gefahr besteht wohl kaum.»
    Ich stellte mir vor, dass Anna in der darauffolgenden Stille errötete. «Noch etwas Champagner?», fragte Zeppo.
    «Gern. Oh, ist das der Rest? Wir können doch nicht eine ganze Flasche ausgetrunken haben.»
    «Doch, es sei denn, unter dem Tisch hat sich jemand versteckt. Aber keine Angst. Im Kühlschrank steht noch eine zweite.»
    «Noch eine! Du hast aber groß aufgefahren.»
    «Ich dachte ja, wir wären zu dritt.»
    «Wegen mir musst du sie nicht aufmachen. Ich habe schon einen Schwips.»
    «Ich auch, du bist also in guter Gesellschaft. Und wenn wir ihn jetzt nicht trinken, wird er schlecht.»
    Anna lachte tief und heiser. Wieder war ein Knallen zu hören, dieses Mal lauter.
    «Vorsicht, er sprudelt über!»
    Ich malte mir aus, wie hinter dem hellen Lichtkranz der Champagner eingeschenkt wurde und in den Gläsern sprudelte. Ich konnte
     ihn beinahe schmecken und spüren, wie ich mich mit den beiden berauschte.
    «Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?»
    Es dauerte einen Augenblick, ehe Zeppo antwortete. «Ich denke schon.» Seiner Stimme war anzuhören, dass er auf der Hut war.
    «Ist Zeppo dein richtiger Name?»
    Wieder ein Zögern. «Nein. Nein, so grausam waren meine Eltern nicht. Mit Nachnamen heiße ich Marks, mit einem k, aber die
     Leute begannen mich schnell Zeppo zu |357| nennen. Wie der von den Marx Brothers. Das blieb irgendwie hängen.»
    Ich hörte Anna kichern. «Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens ist es nicht Groucho, Harpo und Chico.»
    «Ja, ich wurde nach dem Langweiligen genannt, an den sich keiner mehr erinnert. Vielleicht wollte man mir etwas damit sagen.»
    «Du bist nicht langweilig.»
    «Danke.»
    Für eine Weile sprach keiner der beiden. Dann fragte Anna: «Und was ist dein richtiger Name?»
    Zeppo zögerte erneut. «Ach, das willst du nicht wissen.»
    «Doch. Bitte, so schlimm kann es nicht sein.» Annas Aussprache war etwas undeutlich geworden. Zeppo murmelte etwas, aber
     so leise, dass ich es nicht verstehen konnte. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass es seine Absicht war. Doch Anna hatte
     keine Bedenken. Sie brach in Lachen aus.
    «Crispin?»
, rief sie. «Nein! Du verarschst mich!»
    «Nein.»
    «Tut mir leid, ich sollte nicht lachen. Aber ich finde, Crispin passt überhaupt nicht zu dir!»
    «Finde ich auch», sagte er trocken. «Meine Eltern waren

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