Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
lächelte Anna an. «Dann wird es also ein spanischer Abend. Gerade gestern musste ich an Paella denken. Aber leider kenne
     ich kein gutes spanisches Restaurant in London, deshalb esse ich das so selten. Wenn man sie zu Hause macht, schmeckt sie
     meisten nicht so gut.» Ich bemerkte meinen Fauxpas und wurde sofort nervös. «Also, jedenfalls wenn ich mich daran versuche.
     Deine ist bestimmt wie in Spanien, Zeppo. Sie schmeckt sicherlich köstlich. Du musst mir unbedingt das Rezept geben, bevor
     du Urlaub machst. Ach was, du machst ja gar nicht Urlaub, ich vergaß. Du fliegst ja beruflich nach Brasilien.»
    «Anna, würdest du hier bitte mal umrühren, dann kann ich das Brot aufschneiden?», fragte Zeppo.
    «Ja, klar.» Sie ging in die Küche und ließ mich schwitzend und durcheinander im Wohnzimmer stehen. Dann kam Zeppo mit einem
     Korb aufgeschnittenen Baguettes herein.
    «Noch etwas Wein, Donald?», fragte er. Und als er sich vorbeugte, um mein Glas zu nehmen, fauchte er: «Hör mit dem Gesabbel
     auf, verdammte Scheiße!»
    Er ging zurück in die Küche, und als Anna herauskam, |347| entschuldigte ich mich und ging ins Bad. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht und trank ein paar Schlucke vom Hahn. Dann setzte
     ich mich auf den Rand der Badewanne und holte tief Luft, bis ich mich so weit beruhigt hatte, dass ich ihnen wieder gegenübertreten
     konnte.
    Zeppo trug gerade die Garnelen auf. Nachdem ich Platz genommen hatte, bildeten wir drei ein Dreieck am Tisch. Ich nahm ein
     Stück Brot, aber ich hatte keinen Appetit, und meine einzige Erinnerung an das Essen ist, dass es heiß war. Schon beim
     ersten Bissen verbrannte ich mir den Mund, und ich aß ohne Geschmack oder Freude weiter. Doch da Anna voll des Lobes war,
     stimmte ich ihr zu, achtete aber darauf, nicht zu überschwänglich zu klingen.
    Zum Glück war das kein Problem mehr. Nachdem ich erst den Mund nicht hatte halten können, fiel mir plötzlich nichts mehr
     ein. Ich lächelte und lachte und reagierte auch sonst auf das Gespräch, trug aber wenig dazu bei. Es kostete mich Kraft,
     nicht ständig auf die Uhr zu schauen, und während die Minuten verstrichen, wurde der Drang immer stärker und ich immer stiller.
    Doch das schienen weder Anna noch Zeppo zu bemerken. Sie hatten auch ohne meine Hilfe genug zu sagen, und beide hörten gespannt
     zu, wenn der andere redete. Selbst mir fiel auf, wie die beiden voneinander angezogen waren, sodass der Teil von mir,
     der nicht ständig nervös auf die Uhr schaute, einen gewissen väterlichen Stolz verspürte, dafür verantwortlich zu sein,
     dass sie zusammengefunden hatten.
    Dann klingelte das Telefon. Ich schreckte aus meiner Trance auf und verschüttete ein wenig von meinem Wein.
    «Entschuldigt mich», sagte Zeppo und stand auf. Ich tupfte |348| meine Hand ab, froh, dass Anna anscheinend nichts gemerkt hatte. Sie beobachtete Zeppo.
    Ich zwang mich, ganz normal zu wirken, als ich ihn sagen hörte: «Hallo? Ja, das ist richtig. Okay   … Ja, er ist hier. Einen Moment.» Er drehte sich zu mir um. «Es ist für dich, Donald. Ein Roger Chamberlain.»
    Ich gab mein Bestes, um überrascht auszusehen, als ich losging und ihm den Hörer abnahm. «Hallo?», sagte ich. In meinem
     Ohr summte der gleichmäßige Wählton. «Nein, natürlich habe ich nichts dagegen. Aber woher weißt du, dass ich hier bin?»
     Ich hielt inne und lauschte dem Ton. «Ach so. Nein, das ist okay. Ist alles in Ordnung?» Ich schaute hinüber zum Tisch. Anna
     und Zeppo versuchten angestrengt, nicht auf mich zu achten. «O nein! Das gibt es doch nicht! Wie furchtbar! Was haben sie
     mitgenommen?» Ich machte wieder eine Pause. «Und haben sie alles durcheinandergebracht?» Ich seufzte laut. «Schrecklich. Ich
     weiß nicht, was ich sagen soll.» Was der Wahrheit entsprach, denn mir gingen langsam die Ideen aus. Der Wählton war ein
     einfallsloser Souffleur. «Ja   … ja   … nein   … nein, natürlich nicht. Ja, bestimmt. In ungefähr einer Stunde, okay? Ja, ich bin gleich da.»
    Ich legte auf und ging zurück zum Tisch. «Schlechte Nachrichten?», fragte Zeppo.
    Ich setzte mich. «Ja, ziemlich schlechte. Das war ein Freund von mir. Er ist gerade aus dem Urlaub zurückgekommen, und bei
     ihm ist eingebrochen worden. Offenbar haben die Einbrecher sein Haus furchtbar verwüstet und fast alles mitgenommen, was
     nicht niet- und nagelfest war. Er ist in einem schrecklichen Zustand.»
    |349| «Hat er die Polizei gerufen?» Anna schien

Weitere Kostenlose Bücher